Kraftvoll durch das Wochenbett – Meine persönlichen Wochenbetttipps

Wochenbett

Das Wochenbett ist eine ganz besondere Zeit für die neue Familie. Die Schwangerschaft liegt nun hinter einem, die Geburt ist vollbracht und nun ist er da, der kleine, neue Mensch. Es gibt vieles, was sich nun verändert: Wunden von der Geburt verheilen, der Körper bildet langsam schwangerschaft- und geburtsbedingte Veränderungen zurück, die Milchproduktion kommt in Gang und muss aufrecht erhalten werden, die hormonelle Umstellung erfolgt und schließlich werden ganz neue Beziehungen aufgebaut zwischen Mutter, Baby, Vater, Geschwisterkindern, Großeltern… und auch die Eltern müssen neu zueinander finden als Eltern und Paar. Was in der Wochenbettzeit passiert, wie lange sie andauert und worauf man achten sollte, könnt ihr in meinem Artikel Ruhe, Wärme, Nähe – Die Bedeutung des Wochenbetts nachlesen. Heute möchte ich Euch meine wichtigsten persönlichen Tipps für die Wochenbettzeit mitgeben:

Das A und O für ein gutes Frühwochenbett: Die richtige Betreuung

Weil das Wochenbett eine Zeit der intensiven Umstellungen ist, brauchen Frauen eine gute Begleitung. Zunächst ist dafür die Hebamme wichtig, denn sie überwacht die Rückbildung, unterstützt bei Stillproblemen, hat die hormonelle Umstellung und die damit verbundenen Gefühlsumschwünge im Blick und gibt zahlreiche hilfreiche Tipps. In der ersten Woche/den ersten 10 Tagen nach der Geburt besucht sie in der Regel täglich die Wöchnerin. Insgesamt haben Frauen in den ersten acht Wochen nach der Geburt Anspruch auf Hebammenhilfe, die von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt wird. Über diese acht Wochen hinaus kann Beratung bei der Hebamme bis zum Ende der Stillzeit in Anspruch genommen werden. Eine Hebamme für die so genannte Nachsorge findet man beispielsweise über den Deutschen Hebammen Verband e.V. Idealerweise hat die Hebamme auch schon die Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft (zum Teil) durchgeführt, eventuell sogar die Geburt begleitet und kennt so Mutter und Kind bereits. Es lohnt sich also, noch während der Schwangerschaft eine passende Hebamme für die Wochenbettbetreuung zu finden. Sie ist ein wichtiger Ansprechpartner bei allen Fragen.

Während die Hebamme sich um die körperlichen und psychischen Entwicklungen bei der Mutter kümmert und auch das Kind mit im Blick hat, ist die Organisation des Alltags oft nicht so einfach. Generell ist es praktisch, wenn der Partner in den ersten Wochen Urlaub hat, um den Alltag zu Hause zu unterstützen und das Kind ebenfalls kennen zu lernen und eine Bindung aufbauen zu können. Die Umstellungen sind gerade beim ersten Kind enorm. Oft kann man sich während der Schwangerschaft nicht vorstellen, wie groß die Veränderungen tatsächlich sind und denkt: Ein bisschen Windeln wechseln, stillen und ganz viel kuscheln werden den Tag nicht sonderlich verändern. Doch! Denn damit ist es nämlich noch nicht getan. In den ersten Wochen ist die Umstellung ein 24-Stunden-Job. Durch Geburtsverletzungen kann die Beweglichkeit eingeschränkt sein. Generell ist es für Mutter und Kind und den Beziehungsaufbau gut, wenn beide in den ersten 7 Tagen gemeinsam im Bett bleiben können. Die Hausarbeit sollte also zumindest in dieser Zeit komplett anderweitig vergeben werden. Möglichst auch nicht an den Partner, damit auch dieser sich an die Umstellungen gewöhnen und Kontakt zum Kind aufnehmen kann. Wer also kann unterstützen? Freunde und Familie kann eingebunden werden – aber nur dann, wenn es wirklich für alle in Ordnung ist und nicht das Gefühl entsteht, für den Besuch aufräumen zu müssen oder der Besuch als Belastung wahrgenommen wird. Generell kann man vielleicht schon vorab einen Koch- und Putzdienst einrichten, bei dem sich Freunde und Familie mit „Haushaltsdienstleistungen“ abwechseln (was auch ein schönes Geschenk im Rahmen einer Babyshower-Party sein kann): Essen einkaufen und vorbei bringen, Suppe/Essen kochen, staubsaugen, Müll weg bringen, mit älteren Kindern auf den Spielplatz gehen… Neben Familie und Freundeskreis können aber auch professionelle Dienste in Anspruch genommen werden: Der Frauenarzt kann ein Rezept für eine Haushaltshilfe ausstellen. Besonders gut ist es, nicht nur eine gewöhnliche Haushaltshilfe in Anspruch zu nehmen, sondern eine Mütterpflegerin. Sie ist  auf die Wochenbettpflege spezialisiert und geht einkaufen, kocht kräftigende Suppen und Mahlzeiten, kann die Mutter massieren und beraten. Wer bereits ein Kind hat, sollte auf jeden Fall eine solche Hilfe in Anspruch nehmen. Bei den Krankenkassen vorab erfragen, wie hoch die Beteiligung an den Kosten ist und ggf. schon vor der Geburt einen Antrag zusenden lassen. Zusätzlich gibt es natürlich auch private Anbieter von verschiedenen Dienstleistungen rund ums Wochenbett: Mütter können eine entspannende Rückenmassage genießen für die anfangs vielleicht durch das Stillen verspannte Nacken- und Schulterpartie, wenn eine Masseurin nach Hause kommt. Oder eine Babymassagekursleiterin kommt zu einem Hausbesuch, um Mutter und Vater in die Kunst der Babymassage einzuführen und ihnen weitere Tipps und Tricks für die Babypflege zu zeigen.

Das Baby sollte in den Gedanken über die passende Betreuung auch eine wichtige Rolle spielen. Denn neben der Hebamme, die einen Blick auf das Baby hat und bei Geburtshaus- und Hausgeburten auch die U1 vornimmt, muss das Baby zwischen dem 3. und 10. Tag nach der Geburt auch zur Vorsorgeuntersuchung U2. Bei Kindern, die im Krankenhaus geboren werden, wird die U2 oft noch dort durchgeführt. Wer aber ambulant gebiert oder an einem anderen Ort, muss die U2 durch den künftigen Kinderarzt vornehmen lassen. Ein Kinderarzt sollte daher schon vor der Geburt gefunden werden, denn manchmal nehmen Kinderärzte auch keine neuen Patienten mehr auf. Besonders schön ist es, wenn die U2 zu Hause durchgeführt werden kann und Mutter und Kind nicht das Haus verlassen  und in einem Warteraum mit kranken Kindern sitzen müssen.

Auf die Ernährung kommt es an

Essen im Wochenbett ist wichtig. Immer wieder höre ich von Müttern, dass sie es einfach nicht schaffen, regelmäßig und ausgewogen zu essen und deswegen den ganzen Tag über Müsli verzehren. Dies ist aber weder für die Mutter noch für das Kind sinnvoll. Freunde, Familie oder eine Haushaltshilfe/Mütterpflegerin sollten eingebunden werden, um die Wöchnerin und ihre Familie mit Essen zu versorgen. Beliebt und unterstützend sind Wochenbettkraftsuppen: Sie geben der Mutter Kraft nach der Geburt und sind zudem praktisch, weil ein großer Topf Suppe lange vorhält und immer wieder aufgewärmt werden kann.

Mindestens ebenso bekannt und beliebt sind Milchbildungskugeln oder -kekse. Einmal gemacht, halten sie ein paar Tage vor und können bei Bedarf schnell hervor geholt werden – besser, als einfach nur schnell einen Schokoriegel einzuwerfen. Natürlich sind sie keine Dauerlösung, aber für die Anfangszeit eine gute Unterstützung. Auch ein schönes Geschenk, das man bei einem Wochenbettbesuch mitbringen kann.

Wer nicht durch andere mit frischen Nahrungsmitteln versorgt wird, kann sich auch einfach beliefern lassen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Lieferanten, die an bestimmten Wochentagen Bio-Kisten bis vor die Wohnungstür bringen. Spezielle Mutter-Kind-Kisten beinhalten frische, stillverträgliche und leckere Obst- und Gemüsesorten. Der Beckenboden der Wöchnerin freut sich auch über diesen Service, wenn in den ersten Wochen nicht schwere Einkaufstüten getragen werden müssen.

Ruhe und Nähe

Doch nicht nur die Nahrung für den Körper ist wichtig, sondern auch Nahrung für die Seele. Und die besteht in dieser ersten Zeit besonders aus Ruhe und Nähe. Stressfrei soll das Frühwochenbett sein. Familienangehörige und Freunde werden am besten schon vor der Geburt darauf vorbereitet, dass das Wochenbett eine Schonzeit ist und nicht täglich 5 Gäste empfangen werden können. Selbst Anrufe können störend sein. Deswegen einfach die Mailbox passend besprechen: „Momentan können wir leider nicht ans Telefon gehen, weil wir uns im Wochenbett befinden. Gerne könnt Ihr uns eine nette Nachricht hinterlassen. Zurückrufen können wir, wenn es passt – vielleicht aber auch erst in einer Woche.“ Um einen Überblick zu behalten, kann man einen Besuchsplan machen und aufführen, wann wer zu Besuch kommt. Bitte nicht mehr als einen Besuch am Tag – und der auch nur, wenn er sich als nützlich erweist und entweder Essen mitbringt, aufräumt oder die Geschwisterkinder bespielt.

Wer schon Kinder hat, sollte auch sie schon vor der Geburt auf das Wochenbett vorbereiten und die Zeit mit einem neugeborenen Kind. Je nach Alter des Kindes/der Kinder muss man auf die speziellen Bedürfnisse des Kindes eingehen. Sehr schön kann es sein, wenn das neue Geschwisterkind beispielsweise ein Geschenk für den großen Bruder/die große Schwester mitbringt. Vielleicht auch eine kleine Babypuppe mit Puppentragetuch?

Obwohl die erste Zeit nach der Geburt eine Zeit der Ruhe und Entspannung sein soll, gibt es einige wichtige Dinge zu erledigen: Behördengänge stehen an. Gut, dass sich vieles auch hier schon vorher organisieren lässt. Woran denkt man zuerst nach der Geburt? Die Geburtsurkunde! Wer im Krankenhaus sein Kind gebiert, wird dort meist die Geburtsdaten aufnehmen lassen und sie werden vom Krankenhaus an das Standesamt übermittelt. Wer allerdings in einem Geburtshaus oder zu Hause sein Kind bekommt, muss die Geburt innerhalb von einer Woche dem Standesamt am Geburtsort des Kindes melden (das kann durchaus ein anderes sein als das des Wohnortes, wenn man nicht zu Hause gebiert). Daher gilt: Vorher schon die Adresse des Standesamt heraussuchen. Der Partner kann dann den Gang zum Standesamt erledigen. Für die Wahl des Namens kann man sich – sofern man noch keinen Namen hat – übrigens mehr als eine Woche Zeit lassen: Erst innerhalb eines Monats nach der Geburt muss man den Namen dem Standesamt mitteilen. Auch die Vaterschaftsanerkennung bei nicht-verheirateten Paaren kann schon vor der Geburt geregelt werden, in der Regel beim Jugendamt. Bei Regenbogenfamilien ist die Gesetzeslage leider noch immer nicht gleichberechtigt.

Man erhält in der Regel mehrere Geburtsurkunden, da man an verschiedenen Stellen die Geburtsurkunden benötigt:  Bereits vor der Geburt kann der Antrag auf Familienversicherung bei der Krankenkasse angefordert und zu Hause ausgefüllt werden. Gemeinsam mit der Geburtsurkunde wird er dann nach der Geburt an die Krankenkasse gesendet. In der Regel wird gleichzeitig hiermit auch das Mutterschaftsgeld bei der Krankenkasse beantragt. Die Elternzeit wird beim Arbeitgeber bekannt gegeben bis spätestens 7 Wochen vor dem Antritt/Ablauf der Mutterschutzfrist. Vor dem Ablauf der Mutterschutzfrist muss auch das Elterngeld beantragt werden. Gut, wenn die Anträge schon vorher heruntergeladen, ausgedruckt, ausgefüllt  und die notwendigen Unterlagen zusammengetragen werden. Gerade bei Selbständigen kann der Antrag ein ziemlicher Papierberg werden, den man nicht im Frühwochenbett durchgehen möchte. Wer schon während der Schwangerschaft den Antrag ausfüllt, muss nach der Geburt nur noch ein paar Details ergänzen und weitere Unterlagen wie die Geburtsurkunde beifügen. Wer alleinerziehend ist und vom anderen Elternteil keinen Unterhalt erhält, kann einen Unterhaltsvorschuss beim Jugendamt beantragen. Bei Alleinerziehenden oder Familien in schwierigen finanziellen Situationen ist es zudem ratsam, schon vor der Geburt zu recherchieren, ob über Stiftungen oder Vereine zusätzliche Unterstützung geleistet werden kann. Und natürlich gibt es noch das Kindergeld. Mit der Geburtsurkunde zusammen wird es bei der Kindergeldkasse des Arbeitsamtes oder des Arbeitgebers beantragt.

Und auch für die Geburtskarten kann schon vor der Geburt vorgesorgt werden, indem schon vorher alle Briefumschläge mit Adressen und Briefmarken versehen werden. Wer gern kreativ ist, kann einfach unbedruckte Klappkarten kaufen und darauf Babys Fußabdruck mit einem Pigmentfarben-Stempelkissen verewigen.

Ansonsten gilt: Ruhe, Entspannung, Nähe. Und wo geht das besser als im Bett? Als Faustregel gilt: 7 Tage im Bett, 7 Tage auf dem Bett, 7 Tage um das Bett herum. Und natürlich genießt auch das Baby die Zeit im Wochenbett, wenn es ganz nah bei Mama und Papa sein kann. Deswegen sollte das Baby zumindest tagsüber mit im Familienbett liegen. Wer sich das nachts nicht wünscht, kann es in ein Beistellbett oder Babybalkon neben sich schlafen lassen, denn auch nachts ist die Nähe für das Baby wichtig.

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2 Kommentare

  1. Toller Artikel.

    Leider sind Mütterpflegerinnen nicht in allen Bundesländern vorhanden noch werden sie oder ähnliche Dienstleistungsanbieter problemlos von der Kasse gezahlt – noch kann sich das jede Frau privat leisten.

    Im Zuge der häufigen Umzieherei ist es auch durchaus denkbar, dass eben nicht zig Freunde und Familie parat stehen, um Unterstützung zu geben.

    Damit entfällt häufig das eh schon sehr eingekürzte WochenBETT(frau im Bett kann ja nur faul sein) und Alltag incl. aller Haushalts-und Kinderpflegeaufgaben steht sofort an.
    Beckenboden-und Stillprobleme ergeben sich daraus.
    Viele Kassen lassen sich VOR der Geburt nicht auf verbindliche Zusagen für Kostenübernahme eines Dienstleisters ein – das muss dann mit Kopf unterm Arm IM Wochenbett erkämpft werden(selbst ärztliches Attest sorgte nicht für Einsicht und Hilfe).

    Wirklich schade, was da häufig passiert.

    Viele Grüße,
    Yvonne
    5fache Mutter, davon 3x ohne nennenswertes Wochenbett nach Hausgeburt

  2. KinderKlimperKram

    Wunderbarer Beitrag, vielen Dank dafür ! Ich werde ihn demnächst auf meinem Blog verlinken, wenn ich hierzu auch noch was schreibe. Dass ich vom Frauenarzt das Rezept für eine Haushaltshilfe bekomme, war mir in der Tat neu und werde ich gleich nächste Woche angehen. Sehr guter Tipp!

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