Wenn es nach der Weihnachtszeit wieder ruhiger wird und die Zeit zwischen den Jahren (erst dann) wirklich besinnlich wird, nehmen sich viele Erwachsene einen kleinen Jahresrückblick vor. Auch für Kinder ist der Beginn eines neuen Jahres mit einem Neubeginn verbunden. Die Tage werden langsam wieder länger, Silvester steht bevor. Nach den Weihnachtsferien ändert sich für Schulkinder die Jahreszahl in den Heften und manche werden schon nach Vorsätzen fürs neue Jahr gefragt.
Bei uns wollte ich zum Jahresrückblick ein Fotoalbum mit den wichtigsten Ereignissen des Jahres vorbereiten. Da jedoch die Zeit gerade zum Ende des Jahres leider fehlt, wird es kein pünktliches Fotoalbum geben, um die Höhepunkte des Jahres chronologisch festzuhalten. Ganz auf einen Rückblick verzichten wollte ich dennoch nicht, und für einen geschriebenen ist meine Tochter noch viel zu klein.
Spontan habe ich mich deshalb für einen einfachen Rückblick anhand der Jahreszeiten entschieden. Ich habe dabei auf Naturmaterialien zurückgegriffen, die sich im Laufe des Jahres angesammelt hatten. Wir haben ein kleines Holztablett, auf dem nach einem Naturausflug die Fundstücke landen. Nicht jedes Mal natürlich, aber ab und an wurden die Taschen vollgestopft mit schönen Steinen, Schneckenhäusern oder Besonderheiten wie kleinen Eicheln mit Hütchen, Früchten und Blumen (Beim Sammeln bitte auf den Schutzstatus von Pflanzen achten). Die Naturfundstücke fanden durch das Holztablett einen neuen Platz in unserem Wohnzimmer, um zuhause weiter bespielt zu werden. Da ich diesen Jahresrückblick nicht geplant hatte, ist vieles davon nach einiger Zeit wieder zurück in die Natur gewandert und unser kleines Holztablett wurde neu bestückt. Im nächsten Jahr möchte einzelne Stücke in eine kleine Kiste oder Box legen, um sie dann am Ende des Jahres noch einmal herauszuholen und die Geschichten zu diesen Schätzen in Erinnerung zu rufen.
Für den Jahresrückblick habe ich jedoch Schneckenhäuser, getrocknete Pflanzen, besondere Steine, und gepresste Blätter gefunden. Das spiegelt natürlich nicht all die Naturerlebnisse wieder, die wir in diesem Jahr erlebt haben. Aber es lässt das Jahr für ein (Klein-)kind noch einmal Revue passieren. Es erinnert daran, was in der Natur passiert ist und was draußen alles erlebt wurde.
Für einen Jahresrückblick mit Naturmaterialien braucht ihr:
- Festes Papier
- Stifte
- Kleber
- Naturmaterialien wie Schnecken, gepresste Pflanzen, Steine, Sand, Muscheln, Stöcke
- wenn vorhanden Fotos, Skizzen, gemalte Bilder, etc. aus dem vergangenen Jahresrückblick
Für unseren Jahresrückblick reichte ein DIN A4 Blatt. Wer im Laufe des Jahres ein Natur-Journal gepflegt hat und dort Skizzen von Pflanzen und Tieren oder Erlebnissen festgehalten hat, benötigt vielleicht ein größeres Papier. Ebenso wenn Fotos oder Bilder hinzugefügt werden sollen. Anschließend wird das Papier in vier Spalten geteilt, für jede Jahreszeit eine. Gemeinsam mit dem Kind wird das Material vorbereitet und die Ereignisse in Erinnerung gerufen. Je nach Alter kann anders begonnen werden, ich begann mit der Frage nach dem Wetter. So wurden Wolken, Sonne und Regen gemalt und das Wetter in den unterschiedlichen Jahreszeiten in Erinnerung gerufen. Dann überlegten wir gemeinsam, wann die gepressten Blumen geblüht hatten und was daraus entstand. Da wir in Spanien leben war unser Material etwas schwierig zuzuordnen, denn so klare Jahreszeiten wie in Deutschland gibt es hier nicht. Die Mandelblüten kamen schließlich zum Frühling, die fertige Mandelfrucht legten wir in den Herbst. Die Oliven kamen in den Winter, zusammen mit viel Regen. Meine Tochter malte die Umrisse einer Schnecke und eines Stein, von Mandeln und Oliven nach und wir erzählten uns, wann und wo wir diese Dinge entdeckt hatten.
Der Weg ist das Ziel
Das Ziel des Jahresrückblicks ist nicht das Ergebnis eines besonders hübschen Kunstwerks. Wertvoll ist vor allem das Gespräch darüber, was alles draußen erlebt wurde. Gab es Ereignisse, die besonders aufregend waren? Welche Tiere wurden gesichtet, welche Pflanzennamen wurden neu gelernt? Gab es einen besonderen Lieblings-Kletterbaum und wenn ja, wie sah dieser im Frühling aus; wie im Herbst? Welche Früchte, Beeren, Pilze wurden gesammelt? Wurde draußen in der Natur übernachtet – und wenn ja, wie sah die Unterkunft aus? Wurden Hütten gebaut und aus welchem Material waren sie? Vielleicht können Zeichnungen angefertigt werden, mit einem kleinen Bauplan, was dafür benötigt wurde.
Ausblick auf das nächste Jahr
Ein Jahresrückblick ist ein guter Zeitpunkt, um sich auf die Erlebnisse des vergangenen Jahres zu besinnen. Gleichzeitig sind die Gedanken dabei auch immer schon ein wenig im nächsten Jahr. Welche Pläne, welche Ziele warten dort auf uns? Für Kinder sind solche Gedanken je nach Alter noch zu abstrakt. Aber auch für sie wird mit dem Jahreszeiten-Rückblick auch ein Ausblick auf die wärmeren, kommenden Jahreszeiten gegeben. Mit den Erinnerungen an das Hüttenbauen im letzten Jahr können Pläne für einen passenden Standort im nächsten Jahr geschmiedet werden. Oder, je nach Wetterlage, auch erst mal nur für Schneemann und Schneefrau im Januar.
Eure
Veronika hat Biologie, Naturschutz und Landschaftsplanung studiert und ist Mutter einer Tochter. In ihrer Kolumne „Naturorientiertes Aufwachsen“ berichtet sie von Wegen, auf denen Kindern die Liebe und der Respekt zur Natur als Samenkorn mitgegeben werden können. Mehr über Veronikas Arbeit und ihre aktuellen Texte zu grünen Themen findet ihr auf ihrer Homepage, Instagram oder Twitter.
Wie toll! Danke für die Inspiration!