Nachhaltiges Familienleben – So kannst du anfangen

Mittlerweile ist es zu den meisten Leuten durchgedrungen: Wir befinden uns nicht in einer Hitzewelle, sondern in der von Menschen verursachten Klimakrise. Die gute Nachricht: Wir können es zwar nicht ändern, aber jetzt gerade noch die Folgen der vergangenen Jahrzehnte in einem aushaltbaren Maß halten, wenn wir handeln und unseren Alltag verändern. Natürlich brauchen wir auch politische Regelungen, aber neben diesen notwendigen Rahmenbedingungen können wir alle Veränderungen vornehmen, die sich auswirken, die einen Einfluss nehmen und die wieder andere Menschen in unserer Umgebung dazu inspirieren, ebenfalls aktiv zu werden.

Gerade aber bei Familien ist oft zu hören: Wir haben schon so viel zu tun, wie sollen wir nun auch noch nachhaltig leben? Und ist Nachhaltigkeit nicht sowieso nur etwas für die, die es sich leisten können? Auch hier gibt es wieder eine gute Nachricht: Nein, wir können alle auf ganz einfache Weise mit Kleinigkeiten beginnen und uns nach und nach einarbeiten in das Thema und immer mehr machen. Denn nachhaltiges Leben bedeutet auch ressourcensparendes Leben und ist abseits von teuren, weißen, leeren Minimalismus-Wohnungen möglich. Wir alle können einen Beitrag leisten in Sachen nachhaltiges Familienleben. Vielleicht sind einige dieser Anregungen auch bei Euch umsetzbar:

  • Verwende keine Feuchttücher mehr: Feuchttücher verstopfen (wenn sie in die Toilette geworfen werden) nicht nur die Kanalisation, sondern sogar die Kläranlagen. Zudem enthalten einige von ihnen Plastik, sind also nicht biologisch abbaubar. Die kostengünstigere und gesündere Alternative: einen nassen Lappen in einer Dose mitnehmen oder Wasserflasche, Tücher und Wetbag mitnehmen. Diese Alternative ist oftmals auch gesünder für Babys Haut, denn nicht alle Inhaltsstoffe aller Feuchttücher sind gut und gerade Konservierungsstoffe sind nicht gut für Babys Haut.
  • Reduziere die Babypflege: Babys Haut braucht noch nicht eine Vielzahl an verschiedenen Pflegprodukten. Gerade im ersten Jahr reicht es oft, die Haut mit einem guten Öl zu pflegen. Babyshampoo brauchen viele Babys gar nicht, ebenso wenig zahlreiche Lotionen oder gar Babyparfum.
  • Kaufe keine Babygläschen: Natürlich kann es mal praktisch sein, ein Gläschen für unterwegs zu kaufen. Brauchen tust Du die Babynahrung im Glas aber eigentlich nicht, denn die Zutaten für die erste Beikost kannst Du ganz entspannt von eurem Familienessen abzweigen und entweder püriert anbieten oder eben als Stückchen.
  • Kinderkleidung: gebraucht kaufen und ausbessern. Fast Fashion (pdf) betrifft nicht nur uns Erwachsene, auch bei Kinderbekleidung wird schnell neu gekauft und auf modische Details geschaut, die immer wieder ausgetauscht werden: Diese Woche mag das Kind noch Paw Patrol und bekommt ein passendes Shirt, nächste Woche ist es Peppa Pig. Wir tragen Kleidung nicht mehr auf, kaufen unnötig viel, reparieren nicht, sondern werfen weg und kaufen neu. Stopp damit! Wer neutrale Kleidung kauft, ist nicht den Kinderhit-Trends unterworfen und auch neutrale Kleidung ohne Superheldenaufdruck kann schön aussehen. Wenn etwas kaputt geht, kann ausgebessert werden mit Flicken. Wer sogar Stopfen kann, findet im Netz tolle Anleitung für kunstvolles Stopfen mit ansprechenden Motiven. Zudem gibt es mittlerweile auch Anbieter*innen, bei denen Kindkleidung ausgeliehen werden kann.
  • Kaufe keine Quetschies: Ja, sie sind so praktisch, die Beutel mit Obstinhalt. Aber sie produzieren Müll, sind in Relation zum Inhalt teuer, enthalten neben dem Fruchtmark oft noch zugesetztes Traubensaftkonzentrat, was sie süßer macht, aber in Verbindung mit der Säure und dem Nuckeln an den Tüten die Kariesgefahr erhöht. 2016 wurden auch Pestizide in ihnen gefunden.
  • Spielsachen leihen und tauschen: Wie auch Kleidung kann Spielzeug ganz einfach ausgeliehen oder getauscht werden. In Bibliotheken gibt es Kinderbücher, aber auch Hörspiele und anderes. Im Freundeskreis kann Spielzeug getauscht werden und auch zu Hause kann saisonal gewechselt werden, damit die Spielsachen nicht langweilig werden. Es gibt auch Shops, um Spielzeug für bestimmte Zeit zu mieten.

Und wenn du erst einmal angefangen hast, auf die Dinge des Alltags zu achten, finden sich schnell auch weitere Punkte, an denen weiter gemacht werden kann: Vielleicht schaust du im Bad durch, welche Pflegeprodukte ihr generell braucht und du steigst auf feste Shampoos ohne Verpackung um. Oder du machst mit deinen Kindern ein Müllprojekt: Ihr schaut euren Müll eine Woche lang an, trennt und überlegt gemeinsam, an welchen Stellen ihr vielleicht noch mehr Verpackungen einsparen könntet. Ich habe mit Julia Schmidt Jortzig von ELTERN über das Thema gesprochen. Vielleicht findest du darin weitere Anregungen:

Hast Du darüber hinaus noch Tipps? Dann schreibe doch gerne einen Kommentar.
Deine

Artikelbild: Katja Vogt

16 Kommentare

  1. sarah sue

    Danke für den tollen Beitrag <3
    Manches davon setzen wir im Alltag schon um, aber gerade das Thema "Fast Fashion" ist nicht so einfach. Baby kann ich noch super mit "Räubersachen" ausstatten, aber die 4-Jährige steht natürlich total auf Elsa. Noch ist sie zu klein, um ihr verständlich zu machen, dass man nicht jeden Trend mitmachen muss. Second Hand kaufen wir die Sachen und zum Glück schmeißen wir Sachen mit einem Loch nicht weg, weil die Große schon weiß, dass ich die Sachen flicke 🙂
    Und ich persönlich hasse Quetschies. Aber die Kinder wissen schon ganz genau, was es ist, weil Oma es ihnen immer kauft 🙁

    Ein Tipp noch für Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke. Für die Große gab es zum letzten Geburtstag ein Second Hand Puppenhaus. Wir haben es zerlegt und die Omas und Opas haben jede/r ein paar Teile davon mitgebracht. Es wurde dann zusammengebaut und so gab es ein großes Geschenk von allen Opas und Omas zusammen. Zum Glück hat sich jede/r von ihnen dran gehalten nichts anderes mitzubringen <3

    Liebste Grüße
    Sarah

  2. So ein wichtiges Thema!
    Hier gibt es für unterwegs feucht Tücher, bis die geschenkten alle sind ??
    Für zuhause hat sich ein Seifenspender mit Wasser bewährt, da läuft nicht so schnell was aus ?

  3. …einen (mehrere?) Jutebeutel an Haustürklinke, Gepäckträger, Fahrradanhänger, Beifahersitz und in jeder Wickeltasche usw deponieren (lassen sich ja auch platzsparend zusammenrollen oder falten), um immer auf den ich-geh-nochmal-schnell-Äpfel-kaufen-Einkauf vorbereitet zu sein. Ich hatte nämlich z.B mehrere Baumwollbeutel, hatte sie nur nie mit, wenn ich nach der Kita o.Ä. noch schnell was Fehlendes geholt habe.

    Ähnlich verfahren wir mit den to-go-Bechern. Strategisch günstig platzieren, damit immer ein sauberer im Fahrradanhänger und Auto ist.

    Kleidung und Spielzeug, die bei uns nicht mehr benötigt werden, bringe ich immer zum Kinderkleiderladen des SOS- Kinderdorfes. Gibt es im Hamburger Umland mehrere. Die verkaufen die Sachen günstig weiter und finanzieren so die Hausaufgabenhilfe und andere Projekte, die Familien des Stadtteils zugute kommen.
    Gibt es sicher nicht nur bei „unserem“ SOS Kinderdorf.

    Und ansonsten die Klassiker: Glas, Edelstahl, Bambus und Porzellan statt Plastik.
    Hält länger und wenn doch mal etwas irreparabel kaputt geht, ist es bei der Entsorgung nicht so umweltschädlich.

    Sonnige Grüße aus HH =)

  4. Ich finde Deine Ideen zum Thema Nachhaltigkeit immer interessant und hilfreich. Danke. Zu zwei Themen würden mich Deine Tipps interessieren: Wochenendhaus – viele Sachen wie Kleidung, Gummistiefel etc. doppelt anschaffen oder immer gross packen und mit Auto anreisen? Beeren etc. – wie Plastikschalen vermeiden, wenn kein Bioladen oder Wochenmarkt ohne Auto erreichbar?

    • Das sind echt schwierige Themen. Wir haben da einen Mittelweg: Einige Sachen doppelt wie Unterhosen, Shirts etc. andere werden mitgenommen. Aber insgesamt ist dort immer ersichtlich, dass wir eigentlich wenig brauchen. die Sachen werden gewaschen, aufgehangen und am nächsten tag wieder tragbar.
      Und Obst in Plastikverpackungen ist so eine Sache. Mein Mann und ich haben letztens darüber gesprochen, dass wir wohl dieses Obst nicht mehr kaufen, sondern nur unverpacktes.

      • Leider gibt es wohl tatsächlich keine andere Möglichkeit mit dem Obst. Ist doof ständig Äpfel zu kaufen, wenn es Brombeeren und Co gibt…. aber wie Du neulich sinngemäss schriebst: nach den leichten Schritten kommen jetzt auch die, die ein wenig Einschränkung bedeuten. Wir werden jetzt stärker versuchen das Plastik zu reduzieren….

  5. Danke für den guten Artikel! Wir sind seit einem Jahr auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit…
    Eine grüne Hofkiste mit größtenteils regionalem/saisonalem Obst/Gemüse erleichtert uns den plastikreduzierten Alltag sehr! Dazu kaufen wir viel am unverpackt-Tresen im Bioladen oder wir lassen uns Käse, Aufschnitt, Oliven, Aufstriche, etc. in mitgebrachte Dosen füllen. Milch gibt es in Glasflaschen und Joghurt aus dem Joghurtautomaten. Körperpflege gibt es mittlerweile fast überall in Glas als Öl oder im Stück, wie Seife/ShampooBar. Kleidung tauschen wir ganz viel im Freundeskreis und Spielzeug kaufen wir oft über eBay Kleinanzeigen…
    Erstaunlicherweise geben wir nicht mehr Geld aus, eher im Gegenteil… Wir konsumieren einfach viel viel weniger. Das ist ziemlich befreiend, weil die Kaufentscheidungen wegfallen:-). An den Stoffwindeln bin ich aber leider gescheitert…

  6. Hallo Susanne,
    die Tipps, die du gibst, sind an sich alle sinnvoll und empehlenswert. Sie sind allerdings allesamt eher indirekt Tipps für KLIMAschutz, sondern eher für Müllvermeidung. (Klar schützt man so auch irgendwie das Klima, weil weniger unnötig produziert wird, aber…)
    Wo sind die handfesten Tipps für Familien, die ernsthaft die Erde erhalten möchten?
    – Fliegt nicht in den Urlaub!
    – Esst vegan oder zumindest vegetarisch!
    – Verzichtet aufs Auto oder fahrt so wenig wir irgendwie möglich!
    – Engagiert euch politisch, mischt euch ein, zeichnet Petitionen, geht demonstrieren!

    Diese Maßnahmen haben tatsächlich eine messbare Wirkung. Dazu wünsche ich mir einen Artikel <3

    • Klar! Aber das sind Dinge für einen weiteren Schritt, die ja erst einmal eine viel größere Umstellung erfordern. Hier geht es ja wirklich um einen kleinen Einstieg, der wirklich ohne großen Aufwand geleistet werden kann.

      • Ich befürchte halt, dass das Signal gesendet wird „wenn ihr eure Quetschies selber macht und statt einer Plastiktüte einen Leinenbeutel verwendet, dann ist schon alles wieder in Ordnung“. Es führt so leicht dazu, sich auf dem eigenen „Mini-Engagement“ auszuruhen und das große Ganze aus den Augen zu lassen, weil es so bequemer ist. Wir müssen alle viel viel mehr tun, und ja, ich bin frustriert, dass selbst Familien, die sich selber als „öko“ bezeichnen, das nicht tun. Daher wäre ich so froh, wenn Du mit Deiner ungeheuren Reichweite dieses Thema mehr erwähnst. Gerade Menschen mit kleinen Kindern geht das doch eigentlich am allermeisten an…

        • Janina Talaj

          Liebe Kim, liebe Susanne,
          alles was ihr sagt ist richtig und wichtig. Mir ist beim Thema Nachhaltigkeit aber auch wichtig zu erwähnen, dass es oft auch mit Privilegien (Geld, Bildung, Zeit) zu tun hat: Wer kaum Zeit und andere Ressourcen hat, kann schlecht auf den Billigflieger verzichten der es ermöglicht die Familie im Ausland zu besuchen. Wem schlicht das Startkapital fehlt, hat es schwerer mit Stoffwindeln anzufangen (ja Stoffis sind auf Dauer günstiger und lohnen sich. Aber es gibt die Singlemama, bei der es nicht klappt ein paar hundert Euro auf einmal da zu haben, sondern die dann jeden Monat für 30 Euro Windeln bei Aldi kauft, die sie nicht selbst waschen muss. Bevor das Argument kommt: auch gebrauchte Stoffis sind ziemlich kostenintensiv). Dann das Essen: Wer sich nicht leisten kann für die ganze Familie biozertifiziert und plastikfrei zu kaufen wird immer wieder bei Babygläschen landen. Garantiert Bio, zumindest für das kleine Menschlein.

          Man kann viel tun und kleine Schritte sind auch wichtig. Vegetarisch ist nicht teuer, ebesno gebrauchte Kleidung für Kinder (den Minimalismustrend bei Erwachsenen lass ich mal aussen vor, das geht kleidungstechnisch ein gutes Stück, aber au h da gibt es Grenzen für Erwerbsschwache).
          Aufklärung ist wichtig und zwar auf wertschätzende Art.
          Jed*r so wie er*sie kann.

          Danke für euren Input!

  7. Man kann Quetschies auch selber machen mit bestimmten Beuteln die mehrfach verwendet werden können. Diese Lösung ist zwar nicht komplett plastikfrei, aber viel besser als die gekauften.

  8. Man muss nicht ganz auf quetschies verzichten, es gibt wiederbefüllbare Beutel, ohne BPA. So kann man einfach Mark aus dem Glas einfüllen oder Früchte pürieren 🙂 auswaschen und wiederverwenden.

  9. Mir liegt das Thema Umweltschutz nicht erst seit der Geburt meiner Kinder am Herzen, aber seit die Kinder da sind, ist es mir noch wichtiger geworden. Wir leben also so umweltverträglich, wie wir es schaffen. Und ich habe ein kleines Ritual, das ich hier gerne mit euch teilen möchte – vielleicht ist das auch eine gute Idee für andere Familien: Jedes Jahr an den Geburtstagen meiner Kinder spende ich etwas für ein Umweltschutzprojekt. Die Kinder bekommen so viele Geschenke und ich denke, das Wichtigste, was sie brauchen, ist eine gesunde, intakte Umwelt, deswegen – und auch aus Dankbarkeit, weil ich selbst eine gute Kindheit hatte – spende ich an jedem Geburtstag für ein Umweltschutzprojekt. Das ist nur eine kleine Geste, aber ich denke, es ist eine wichtige Geste – und vielleicht habt ihr Lust, es ebenso zu machen?

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