Dies ist einer dieser Abende: Ein Abend, an dem gebadet, eine lange Geschichte vorgelesen, gesungen und gestillt wurde. Und dennoch: das Kind schläft nicht. Vorbei ist die Zeit, in der das Stillen in den Schlaf hinein führte wie ein sanfter Schlummertrunk. Auch die immer gleichen Rituale und Abläufe, sie wirken an manchen Tagen nicht. Ich liege im Bett neben meinem Kind, meine Atmung wird langsam schneller, ich werde ungeduldig. Und je unruhiger ich werde, je mehr sich mein Geist windet und sich wünscht, nun endlich Feierabend zu haben, sich auf das Sofa zurück zu ziehen und fernzusehen oder ein Buch zu lesen oder einfach nur Zeit mit meinem Partner zu verbringen, desto unruhiger wird auch das Kind an meiner Seite. Natürlich spürt es mein Unbehagen. Ein Kreislauf beginnt von gegenseitigen Widerwillen: Das Kind will nicht schlafen, ich will die Vorstellung eines freien Abends nicht aufgeben.
Bei meinem ersten Kind fiel es mir schwer, meine Vorstellung aufzugeben und mich dem Bedürfnis meines Kindes anzupassen. Mit dem Resultat, dass wir beide unzufrieden im Bett lagen: das Kind nicht einschlafend, ich nicht mit Freizeitvergnügen beschäftigt. Die Sorge vor einem nächsten Abend, dass sich der unerfreuliche Abendverlauf wiederholen würde. Verschieben von Abendplanungen, wachsende Unzufriedenheit. Und auch mit dem Vater als Einschlafbegleiter ergab sich keine Änderung. Das Kind wollte nicht schlafen.
Es änderte sich, als ich mich änderte: Dinge annehmen, wie sie sind. Das war eine meiner größten und wichtigsten Erkenntnisse. Mein Kind wird sich nicht nach meinen Bedürfnissen richten, weil es sie nicht versteht, weil es sie nicht kennt. Weil es sich nicht in mich hinein versetzen kann. Ich konnte nicht erwarten, dass es sich nach mir richtet, sondern musste mich selber an dem ausrichten, was eben da war. Ich bin verantwortlich für die Erfüllung meiner Bedürfnisse, nicht das Kind. Und so blieb das Kind eben wach. Es kuschelte sich an mich im Bett während ich las, es spielte neben mir. ich wandelte die Abendplanung ein klein wenig ab, aber so, dass ich auch mit Kind Erholungszeiten hatte, dass ich dennoch meinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen nachgehen konnte: ein Buch lesen, etwas malen, mich unterhalten, eine Gesichtsmaske auftragen. Das Kind war dabei, durfte wach sein, umherkrabbeln. Immer wieder mit dem Hinweis: Gerne kannst Du wach bleiben solange Du magst, aber ich nehme mir jetzt auch Raum für mich. Diese Erkenntnis nahm ich mit in meine zweite Elternschaft und erwartete nichts und freute mich über das, was kam.
Und so sitzt mein Kind an diesen Abenden neben mir im Wohnzimmer und spielt mit seinen Holztieren. Ab und zu klettert er auf meinen Schoß. Ich mache mein Abendprogramm, lese und schreibe. Ein bisschen anders als geplant, aber entspannt. Und irgendwann kuschelt er sich warm und weich an mich, schaut mich müde an und schläft ein.
Merke Dir diesen Artikel auf Pinterest
Oh das kenne ich nur zu gut… unsere Tochter ist wahnsinnsaufgedreht und mit Mittagsschläfchen hat sie schon vor dem 1. Geburtstag bis 23, 24h durchgehalten. Mittlerweile macht sie den nicht mehr täglich, offenbar ist sie von der Duracell Sorte, aber auch das ist keine Garantier für den mütterlichen Schlaf. Da mich das auch so aggressiv gemacht hat, über eine Stunde im Bett zu liegen, hab ich sie auch meist herumwuseln lassen nur ist sie mittlerweile so anstrengend (2!) dass sie alle paar Minuten heult wenn ich versuche, etwas für mich zu tun… da heißt es wohl auch, durchhalten…
Liebe Grüße, Frida
Ach ja, diese Abende machen mich auch manchmal fertig.. Auch ich war aber entspannter, als ich beschloss, es nicht „perfekt“ machen zu wollen. Dann guckt das Baby halt mit mir Breaking Bad oder spielt mit dem Papa im Wohnzimmer. Wer kann es diesem kleinen Wesen denn verübeln, wenn es einfach nur bei uns sein will statt allein im Dunkeln. Ist doch eigentlich ein Liebesbeweis. Auch die Angst, dass sich schlechte Gewohnheiten einschleichen, wenn ich ihr nachgebe, habe ich bewusst verabschiedet. Immerhin versuche ich die meisten Abende, es „richtig“ zu machen, wenn das nach 9 Monaten noch nichts bringt, wird ein „falscher“ Abend jetzt auch nicht alles über den Haufen werfen. Trotzdem sind mir die Abende, wo sie leicht einschläft und wenigstens die üblichen drei Stunden ruhig bleibt, natürlich am Liebsten 😉 Gruß
Ich bewundere – wenn auch etwas kritisch – alle Mamas, die das so schaffen wie du es schaffst. Und frage mich dennoch, wie das Kind die Grenzen seiner Eltern kennen- und verstehenlernen soll, wenn es nicht mit ihnen konfrontiert wird. Lieben Gruß von Maria
Liebe Susanne,
dein Artikel beeindruckt mich, macht mich aber auch nachdenklich.
Bei meinem großen Sohn, der 4 Jahre alt ist, funktioniert diese Haltung schon ganz gut und manchmal sind es, ehrlich gesagt, sehr Kraft spendende und irgendwie feierliche Abende, in denen wir in der Ruhe des Abends alle für uns allein herumwurschteln. Für den Großen ist es ja auch sehr faszinierend, zu spickeln, was die Eltern so machen, wenn er (eigentlich) schon schläft und diese Einblicke geb ich ihm gerne.
Anders ist es beim kleinen Sohn (16 Monate), der manchmal auch stundenlang nicht schlafen will, vor Müdigkeit aber einen Unfall nach dem nächsten baut und sich wirklich schon böse wehgetan hat, weil er auf freier Laufstrecke vor Erschöpfung einfach umfiel oder Entfernungen gar nicht mehr einschätzen konnte, im Bett aber untröstlich weint.da bin ich manchmal wirklich ratlos.
Ich werde versuchen, diesbezüglich dennoch mutiger zu sein, und auch mit ihm keinen Kampf im Bett durchziehen, sondern durch Improvisation ein Bisschen Durchatmen in den Abend bringen. Danke für die Anregung!
Hm, mein Problem ist, was mache ich, wenn ich (alleinerziehend, berufstätig) mein Kind morgens aber früh aus dem Bette schmeißen muss – und genau weiß, so bekommt es nicht genug Schlaf?
Liebe Mamas.
Ist das wirklich so wie viele hier schreiben?
Legen sich so viele Mütter zu ihren Kindern ins Bett? Also ich habe zwei Töchter 4 Jahre und 13 Monate und beide haben vom ersten Tag an immer alleine in ihrem bett und ihrem eigenen Zimmer geschlafen. Anfangs noch mit offenen Türen aber nie bei uns.
Das stell ich mir anders sehr stressig vor. Da hab ich anscheinend mehr Glück als ich bisher dachte.
Ja, ich glaube, da hast du wirklich Glück. 😉
Meine Tochter hat vom ersten Tag an vehement (!) den Körperkontakt eingefordert und schlief schon im Krankenhaus nicht allein. Daheim haben wir es eine Weile versucht, sie an ihre Wiege zu gewöhnen, keine Chance. Und so ist es bis heute.
Wir versuchen das auch immer wieder so – nur leider klappt das hier überhaupt gar nicht. Die Tochter (2 Jahre) ist dann eben todmüde und entsprechend gelaunt. Daran, dass sie sich alleine beschäftigt, und wir „unser Ding“ machen, ist also nicht mal zu denken. Also läuft es darauf hinaus, dass einer von uns sie bespaßt, bis sie so knatschig wird, dass gar nichts mehr geht.
Wenn das so klappen würde wie bei dir, dann fände ich das auch gar nicht dramatisch, wenn sie mal (oder auch öfter, denn sie schläft, wenn sie einen Mittagsschlaf hatte, nicht vor 21 Uhr) länger wach wäre. Aber jeden Abend bis 21 oder 22 Uhr „im Dienst“ zu sein, das macht mich fertig.
Oh Gott ich weiß ganz genau was du meinst. Ich fühle so mit dir
Sehr schön geschrieben! Du sprichst mir aus der Seele. Umso entspannter man als Mama ist, desto einfacher schläft auch das Baby. Zwar ist dies grad in der Anfangszeit schwer, weil man immer gleich panisch wird, sobald das Baby weint, doch mit der Zeit haben auch wir unseren Weg gefunden. Und Rezept heißt Flexibilität. Wenn Miguel mal nicht schlafen kann, dann bleibt eben mal länger auf oder ich leg mich neben ihn, träume vor mich hin und gib ihm die Zeit, die er braucht, um in den Schlaf zu finden. Denn er spürt sofort wenn ich unter Druck steh und gedanklich schon wieder im Wohnzimmer bin. Seit Ich gelernt habe, mich immer wieder auf neue Situationen mit ihm einzulassen, funktioniert alles, bis auf Ausnahmen, so wie ich es mir gewünscht hatte 🙂
Irgendwie funktioniert das bei uns nicht. Wenn ich mit im Zimmer bleibe, schläft mein Kind noch schlechter ein… Ich brauche gar nicht daran zu denken, dass ich dann auch noch was für mich mache, wie zum Beispiel lesen. Wenn ich mich hinlege und einfach ruhig was für mich tue, sei es stricken oder lesen, dann kommt mein Kind an und fordert Aufmerksamkeit ein. So nach dem Motto: „Kann ich mitmachen? Wieso machst du was anderes?“ Da wird dann auf mir rumgestiegen, ins Auge gefasst, mir werden die Sachen aus den Händen gerissen und wenn gerade besonders viel buntes Konfetti im Hirn ist, auch mal gebissen. Wenn ich mich tagsüber, wenn mein Kind gerade ganz in Ruhe und allein spielt, mit in den Raum setze und anfange etwas zu, wie zum Beispiel lesen, dann kann ich mir sicher sein, dass ich keine 2 Minuten bei der Sache bleiben kann, weil ich gleich belagert werde. Und ich bin weder die Mutter, die ihr Kind ständig ignoriert und mit anderen Dinegn beschäftigt ist, noch die die immer ein Auge fürs Kind hat und ständig hinterherhirscht… Aber irgendwie kann mein Kind so etwas nicht ab, aber ich fand das als Kind auch schon doof, vielleicht kommt es ja daher.
Mir bleibt leider nix anders als das Kind allein einschlafen zu lassen und eigentlich klappt das immer ganz gut. Wenn es meckert geh ich rein und sag, dass ich ja im Nebenzimmer bin und es keine Angst haben muss. Einstillen geht leider schon lang nicht mehr.
Oh ja, das kann ich alles gut nachvollziehen. Unser 5jähriger hat das asperger Syndrom und damit Schlafstörungen, er schläft nie vor 22 Uhr und dann nur im Elternbett, der kleine 2jährige will, seit wir das Gitter vom Bett entfernen mussten, weil er drüber geklettert ist, auch nicht mehr. Er steht auf, rennt rum, alles haben wir versucht, er ist einfach nicht in sein Bett und zum schlafen zu bewegen. Jetzt machen wir es mittlerweile so,das der Papa und der Größe im Ehebett schlafen und ich mit dem kleinen im Gästezimmer. Wir gehen jeden Tag zwischen 21/22 Uhr mit den Kindern ins Bett. Ausspannen, reden, abschalten, lesen oder Fernsehen ist nicht drin. Es ist sehr anstrengend….
Ich habe lange um freie Abende mit meinem Sohn gekämpft – lag stundenlang mit ihm Bett, obwohl er nicht schlafen wollte. Mittlerweile (er ist etwas über 2 Jahre alt) stehe ich einfach wieder mit ihm auf, wenn er noch nicht schlafen will und lasse ihn spielen. Meistens klappt es ganz gut, dass ich nebenbei ein bisschen am Laptop schreibe oder die Wohnung aufräume oder auch mal lese. Aber ich würde lügen, würde ich sagen, ich hab mich damit abgefunden, ein klein wenig ärgere ich mich jedes Mal, wenn er wieder bis 22 Uhr oder länger auf bleibt und dann morgens trotzdem um 7 schon wieder wach ist 😉
Der Artikel ist zwar schon älter, aber das Thema ist ja immer aktuell. Also irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass es Sinn macht das Kind so lange spielen zu lassen, wie es will. Da lernt es ja erst recht nicht, dass irgendwann mal Schlafenszeit ist. Selbst wir Erwachsene leben gesünder und sind entspannter, wenn wir geregelte Einschlafrituale und ausreichend Schlaf bekommen (das kann jeder bestätigen, der schonmal nicht schlafen gehen wollte, weil der Film zu interessant war und dann am nächsten Tag quasi Jetlag hatte), und bei einem Kleinkind ist das umso mehr der Fall. Zu warten, bis das Kind vor Erschöpfung einschläft, halte ich für falsch. Ein Kleinkind dreht, wenn es übermüdet ist, oft erst recht auf, das heißt aber nicht, dass es dann „fit“ ist, im Gegenteil. Und gesund ist diese Übermüdung nicht.
Genauso wie ein Kind nicht von sich aus lernt sich die Zähne zu putzen oder ausreichend zu trinken, lernt es auch oft nicht von alleine, wie man am besten schlafen geht und sich beruhigt. Ich weiß selbst, dass es nicht leicht ist, dem Kind das beizubringen, da ich auch kein Patentrezept habe und einen Weg suche, wie es besser klappt. Aber einfach wach sein lassen kann nicht die Lösung für ein übermüdetes Kind sein. Wenn ich jedesmal, wenn mein Sohn (1Jahr) nicht schlafen will, ihn wieder mit ins Wohnzimmer nehmen würde, würde er jeden zweiten Abend bis 22:00 bei uns sitzen und quengeln, obwohl ihm bereits um 18:30 die Augen fast zufallen. Da gäbe es ja dann auch zuviel interessantes zu sehen um schlafen zu wollen… Da setze ich mich lieber eine Stunde an sein Bett, streichel ihn hin und wieder, leg ihn sanft wieder hin, wenn er aufsteht, und warte, bis es ihm irgendwann zu langweilig ist noch wach zu bleiben, das erscheint mir immernoch sinnvoller.
Liebe Julia,
es geht in dem Artikel ja nicht darum, dass Kinder regelmäßig nicht in den Schlaf finden, sondern um Ausnahmetage („Dies ist einer dieser Abende“) und bevor sich Eltern aufregen und zu negativem Erziehungsverhalten neigen, ist es doch besser, die Situation einfach anzunehmen. Natürlich sind Rituale wichtig und hilfreich für gute und gleichbleibene Abläufe. Dennoch haben Kinder auch besondere Kompetenzen und wollen auch schlafen, weil Schlaf ein natürliches Bedürfnis ist. Ebenso wie Essen und Trinken und Kinder müssen auch nicht beständig zum Trinken angehalten werden. Als Eltern geben wir einen Rahmen, wir beruhigen. Aber wenn das Kind nach allen Versuchen nicht schläft, dann schläft es eben nicht und weder Zwang noch schlechte Laune werden dann etwas daran ändern.