Heute habe ich auf der Re:publica über den Online-Elternclan und seine gesellschaftliche Bedeutung gesprochen. Geschrieben habe ich ja bereits an anderer Stelle auch darüber. Kurz zusammengefasst geht es hierum:
Medial begeisterte Eltern haben es schwer: Mit Smartphone in der Hand wird ihnen Fürsorgelosigkeit und Ignoranz des Kindes vorgeworfen. Andererseits werden ins Netz gestellte Fotos durch Katzenbilder ersetzt oder es wird stolzen Eltern vorgeworfen, inkompetent mit den Persönlichkeitsrechten des Kindes umzugehen. Elternblogs sind zwar in Mengen vorhanden, werden jedoch als redundant betrachtet.
Doch gerade diese Netzgemeinschaft hat eine besondere gesellschaftliche Bedeutung.: Betrachtet man die Menschheitsgeschichte, wird klar, dass Menschen stets in Gruppen zusammen lebten, die zur gegenseitigen Unterstützung dienten. In der modernen Gesellschaft mit ihrer Mobilität und Vereinzelung ist das Clanleben kaum noch möglich. Viele Familien sind zu einer Mobilität gezwungen, die das Beisammensein mit der Herkunftsfamilie nicht mehr ermöglicht. Online-Clans fangen die Unterstützung durch die fehlende Familiengruppe auf: Rat bei Krankheiten wird schnell über Twitter eingeholt, Kindermodetrends über Facebookgruppen geteilt, Kinderzimmertipps bei Pinterest illustriert. Der Onlineclan ersetzt die Familie und ist jederzeit erreichbar.
Auf dieser Basis stellt sich eine bedeutende Frage: Wenn wir Erziehungstipps und Hilfen über das Netz verbreiten, welchen Platz nehmen Socialmediakanäle ein, die Inhalte heraus filtern? Durch das Löschen von Still- und Geburtsbildern wird dann nicht nur in die Persönlichkeitsrechte eingegriffen, sondern auch in die Kultur.
In Zeiten, in denen Familien nicht mehr in Clans zusammen leben, wo Stillen nicht mehr zum Alltag gehört und natürliche Geburt kaum erlebt wird, nehmen Socialmediakanäle eine bedeutende Rolle zum Transport von Kulturformen ein. Während früher Sheela-na-Gigs die natürliche Geburt an Bauwerken in der Öffentlichkeit demonstrierten, werden heute Fotos aus Netzwerken entfernt und tabuisiert. Dieser kulturelle Eingriff kann zu starken Veränderungen führen in Hinblick auf das Familienleben und die Kultur, wie derzeit u.a. der Hebammenprotest in Bezug auf die Geburtskultur zeigt.
Den gesamten Vortrag könnt ihr Euch nun hier ansehen:
Klasse! Habe es mit Freude angehört und finde, du hast das ganz gut erklärt. Cool, die Frau hinter dem Blog und den Tweets zu sehen, fand ich witzig!
Und ja, ich find schon, dass es in etwa einem Clan entspricht, oder eher sogar mehreren, wenn man mal die „mommy wars“ und die verschiedenen Camps ansieht. 😉
Und durchgehend frei gesprochen! Ich hasse Vorträge, habe allergrössten Respekt vor dir auf dieser Riesenbühne! Applaus!
Wow, wie schön, dich „live“ zu sehen. Ich habe das schon einmal geschrieben, ich mag sehr, wie du wertungsfrei Dinge betrachtest oder nennen wir es wohlwollend (Stichwort Zwillingsblog). Und dein Fazit (weiterbloggen, es ist wichtig) motiviert mich und macht mich sogar ein wenig stolz. Dank dir dafür. Liebe Grüße, Tina
Spannendes Thema! Beneide meine Kollegen, die vor Ort waren. Ich bin ja in Elternzeit;))
http://unddannkamsie.blogspot.de/