Tag: 20. Juli 2020

Wie kleine Kinder im Haushalt helfen können – 10 Ideen für schöne Tätigkeiten

Kinder sind von Anfang an selbstwirksam und sich als eben so zu erleben, wirkt sich auf ihre Entwicklung aus: Sich als selbstwirksam zu erfahren, stärkt das Selbstbewusstsein, weil das Kind weiß, dass es etwas bewegen kann aus eigener Kraft. Das Kind vertraut auf sich und geht offen auf neue Situationen zu in dem Gedanken, dass es diese vielleicht bewältigen kann. Es ist zuversichtlich. Diese Zuversichtlichkeit auf Basis von Selbstwirksamkeit kann sich auch auf das Bewerkstelligen zukünftiger Krisen auswirken (Resilienz). Fehlt dieses Gefühl, sind wir gehemmter im Umgang mit neuen Situationen oder Herausforderungen.

Spielen, Forschen, Basteln

Die Frage ist nun: Wie können Kinder im Alltag Selbstwirksamkeit erfahren? Zunächst, indem wir ihnen viele Möglichkeiten zum eigenständigen Spiel, zur Entwicklung nach ihrem Tempo einräumen, ohne sie zu drängen, beständig zu ermahnen oder zu verbessern. Sie müssen die Dinge der Welt be-greifen und nach ihrem Tempo ausprobieren. Sie müssen selbst Erfahrungen machen dürfen, ohne alles beständig erklärt und vorgemacht zu bekommen.

Freiwilliges Mitmachen

Darüber hinaus können wir sie aber auch aktiv einbinden in den Alltag – bei den Aufgaben, an denen sie Freude haben. Gerade Kinder im Kleinkindalter haben oft noch sehr große Freude daran, sich an den Alltagshandlungen beteiligen zu dürfen und darin aktiv zu sein. Es geht nicht um ein „Du musst jetzt aber den Müll rausbringen“, sondern um eine spielerische Beteiligung auf Basis von Wertschätzung und Respekt gegenüber dem Tun des anderen. Je nach aktuellem Interesse können bereits Kleinkinder beispielsweise folgende Aufgaben erledigen:

  • Beim Einkaufen helfen (im Laden nach bestimmten Lebensmitteln suchen und in den Wagen legen oder mit einem bebilderten Einkaufszettel einkaufen, Lebensmittel abwiegen, einige Lebensmittel in einem kleinen Kinderbeutel nach Hause tragen)
  • Bei der Essenszubereitung helfen (Obst und Gemüse schneiden, Müsli in Schüssel füllen, eingießen aus kleiner Kanne, Frühstsücksteller/Abendbrotteller selber aus einer Auswahl zusammenstellen, Mittagessen mit kleinen Suppenkellen selbst auftun,…)
  • Tisch decken (Kleinkinder können beispielsweise dann gut ihren Platz eindecken, wenn sie ein Platzdeckchen haben mit vorgezeichneten Plätzen für Besteck und Geschirr).
  • Tisch nach dem Essen mit abräumen und Teller in die Spülmaschine stellen
  • Wäsche sortieren
  • Sockenmemory: Gewaschene Sockenpaare sortieren und zusammenlegen
  • Körperpflege an einem kleinen Waschtisch oder mit entsprechendem Hocker selber vornehmen soweit es geht (Zähne vor- oder nachputzen, sich mit Lappen waschen, sich eincremen,…)
  • Pflanzen gießen mit einer kleinen Kanne
  • Staub wischen, mit Handfeger und Kehrblech auffegen
  • Wischen: Mit einem kleinen Wischmob und barfuß macht das Wischen des Fußboden oft viel Freude

Vielleicht fallen Euch ja auch noch ganz andere Möglichkeiten ein. Vor allem geht es nicht um ein „Muss“, sondern darum, dass es wirklich Freude bereitet. Und diese Freude am eigenen Tun und Ergebnis trägt sich fort.

Eure

Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.

Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de