Resilienz – wer hat nicht schon davon gehört? Resilienz ist die Fähigkeit „erfolgreich mit belastenden Lebensumständen und negativen Stressfolgen umgehen zu können“*. Sie zeigt sich dann, wenn das Kind erfolgreich eine schwierige, entwicklungsbeeinflussende Risikosituation bewältigt hat. Für unser Leben ist sie deswegen von großer Bedeutung, denn immer wieder stehen wir auch vor schwierigen, herausfordernden Situationen. Aber entgegen früheren Annahmen werden wir nicht mit einer bestimmten Art von Resilienz geboren, sondern sie entwickelt sich in Auseinandersetzung mit der Umwelt. Das bedeutet: Wir können durch unser Verhalten und unseren Umgang mit unseren Kindern – im Alltag wie auch in schwierigen Situationen – diese besondere Fähigkeit stärken.
Als Eltern können wie die psychische Widerstandsfähigkeit von Kindern beeinflussen
Wie stark unsere psychische Widerstandsfähigkeit ausgeprägt ist, ist also von Mensch zu Mensch verschieden und verändert sich auch im Laufe des Lebens. Es gibt allerdings hemmende und stärkende Faktoren, die sich auf die Entwicklung von Resilienz auswirken können. Als Bindungspersonen können wir diese Faktoren in der Kindheit ganz besonders beeinflussen und so dazu beitragen, dass unsere Kinder mit Krisen mehr oder weniger gut umgehen können.
Wie wir die Ausbildung von Resilienz unterstützen können
Unter den Schutzfaktoren wird zwischen personalen Ressourcen und sozialen Ressourcen unterschieden. Hier spielen u.a. Temperament und die Stellung in der Geschwisterfolge eine Rolle, aber auch die Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit des Kindes sind wichtig: Kinder brauchen die Möglichkeit, sich aktiv in den Alltag einzubringen und sich als wertvoller Teil der Gemeinschaft zu empfinden. In jedem Alter können sie entsprechend beteiligt werden am Haushalt, darin kleinere oder größere Aufgaben übernehmen und sich auch in den restlichen Alltag aktiv einbringen. Als soziale Wesen kooperieren sie von Anfang an (auch wenn wir das nicht immer wahrnehmen bzw. ihre Kooperationsbereitschaft irgendwann auch aufgebraucht ist) und wünschen sich, durch eine Einbindung in das Familienleben wertgeschätzt zu werden.
Die Möglichkeit, in dieser Weise in den Alltag eingebunden zu werden, spiegelt sich im Erziehungstil wieder: Als Schutzfaktor gilt ein demokratischer Erziehungsstil mit Bindungspersonen, auf die sich das Kind verlassen kann und die gleichzeitig das Kind eigene Erfahrungen machen lassen: Wurzeln und Flügel. Auch die Einbindung in andere gute Beziehungen und ein unterstützendes familiäres Netzwerk sind wichtige Punkte für die psychische Widerstandsfähigkeit.
Was bedeutet das nun für unseren Alltag?
Wir können die Fähigkeit von Kindern, erfolgreich mit belastenden Lebensumständen umzugehen, auf recht einfache Weise fördern: Indem wir sie so annehmen, wie sie sind und sie in unseren Alltag einbinden in Vertrauen und Wertschätzung. Das bedeutet, dass wir ihnen die Chance geben, sich im Spiel und in Alltagsaufgaben auszuprobieren und Lernerfahrungen zu machen: Vielleicht geht es am Anfang daneben, wenn sich das Kind mit einem kleinen Krug selbst einschänken will, aber mit der Zeit und durch wiederholtes Lernen wird es besser. Wir können unsere Kinder „helfen“ lassen – in einem ehrlichen Sinn. Nicht mit babyeinfachen Aufgaben, sondern wirklich ihrem Alter entsprechend und uns über diese Entlastung durch die Kinder freuen: Natürlich können Kinder Müll wegbringen, einkaufen gehen und/oder einfache Gerichte kochen oder backen. Wir können uns über diese Hilfe aufrichtig, nicht aufgesetzt, freuen und Dankbarkeit zeigen. Sie können auch in Entscheidungen demokratisch eingebunden werden, beispielsweise in Form eines Familienrats, in dem wöchentlich wichtige Punkte besprochen werden und alle in der Familie sich einbringen können, ihre Meinung sagen und erklären, was sie gerade brauchen, was gut läuft, was fehlt. Hier kann auch diskutiert werden und es werden gemeinsam Alternativen gefunden, wenn nicht alle übereinstimmen.
Die Resilienz unserer Kinder können wir also durch einfache Beteiligung und Wertschätzung stärken. Wir müssen dazu nichts extra kaufen, müssen nichts beibringen, sondern unterstützen und respektieren unsere Kinder und nehmen sie als wichtigen Bestandteil unseres Lebens ernst.
Eure
Zur Autorin:
Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik) und Familienbegleiterin. Sie arbeitete an der FU Berlin in Forschung und Lehre, bevor sie sich 2011 im Bereich bedürfnisorientierte Elternberatung selbständig machte. Ihr 2012 gegründetes Blog geborgen-wachsen.de und ihre Social Media Kanäle sind wichtige und viel genutzte freie Informationsportale für bedürfnisorientierte Elternschaft und kindliche Entwicklung. Susanne Mierau gibt Workshops für Eltern und Fachpersonal und spricht auf Konferenzen und Tagungen über kindliche Entwicklung, Elternschaft und Familienrollen.
Foto: Ronja Jung für geborgen-wachsen.de
*Wustmann 2004
Familienrat-ab welchem Alter der Kinder ist das sinnvoll?
Im Vorschulater können sich Kinder schon gut einbringen und sagen, was sie sich wünschen, woran sie beteiligt werden wollen. Größere Kinder können auch eine aktivere Rolle einnehmen und auch die Gespräche leiten.
Ein sooo wichtiges Thema. Habe meine Bachelorarbeit darüber geschrieben.
Ich finde es super, dass es auch hier aufgegriffen wird. Jeder sollte wissen, wie „einfach“ Resilienz gefördert werden kann. Gerade Kinder aus ungünstigen familiären Umgebungen brauchen Menschen um sich, die ihre Resilienz fördern und ihnen vermitteln: Du bist gut, so wie du bist. ❤️
Hallo, ich würde gerne bei Insta kommentieren, leider funktioniert das nicht, es steht unter jedem Post, dass die Kommentare eingeschränkt wurden. Warum ist das so?
Keine Ahnung?
Danke für deine Antwort! ich hab mich jetzt mal informiert. Es ist wohl ein Filter, mit dem man auf seinem Account einstellen kann, dass wahrscheinlich nur noch Follower oder „erlaubte“ Personen kommentieren dürfen. Ist beim Account vonguteneltern ebenso.