Am Ende eines langen Tages liegen viele Abenteuer hinter unseren Kindern. Sie haben ja nur gespielt? Ja und nein, denn sie waren Forscher, Entdecker, waren Piraten und Hasen oder Bären. Sie sind über sich selbst hinaus gegangen, waren mutig oder zurückhaltend, haben Kompromisse gefunden oder sich durchgesetzt. Sie waren wild oder sanft und in Gruppen oder wagemutig allein unterwegs. Sie waren kleine Helden an diesem Tag.
Mein kleiner Sohn war heute ein Entdecker: Er hat mit Farben und Wasser experimentiert, Materialien vermengt und beobachtet, wie sie sich verändern durch Wasser. Wagemutig ist er in die Höhe geklettert: Doppelt so hoch wie er selbst groß ist! So stand er ohne Höhenangst auf einer Leiter, neugierig vorwärts gehend. Er hat sich im Austausch mit seinen Geschwistern erprobt und geduldig immer wieder Worte wiederholt in der Hoffnung, verstanden zu werden und selber endlich die Worte im Mund formen zu können, die andere nutzen.
Mein mittlerer Sohn war heute ein Künstler: Er hat Bilder gemalt und versucht, einen Baum genau so zu zeichnen, wie er ihn sieht. Die Anstrengung stand ihm in sein kleines Gesicht geschrieben, als er den Stift so sorgsam angestrengt in der Hand hielt, um mit Kraft die Linien zu zeichnen, die seine Gedanken ihm vorgeben.
Meine große Tochter war heute eine Piratin, die sich durchgesetzt hat gegen andere, die laut ihre Rechte eingefordert hat und sich nicht unter kriegen ließ durch andere. Sie hat heute gelernt, wie schwer es manchmal ist, beharrlich zu sein und nicht los zu lassen. Wie kräftezehrend es ist, festzuhalten. Und wie gut es sich anfühlt, standhaft geblieben zu sein und zu gewinnen.
Sie alle hatten ihren ganz persönlichen Tag. Ein Tag mit Gelächter, mit Tränen, mit Wut und Ausdauer. Jeder hat seine ganz persönlichen Lernerfahrungen gemacht. Jedes Kind ist an seine Grenzen gekommen, manchmal darüber hinaus gewachsen. Wie anstrengend diese ersten Jahre doch sind. Wie voll von Abenteuern und Erfahrungen und Herausforderungen. Wie sehr jeder Tag alles beinhaltet, was das Gefühlsspektrum ermöglicht.
Und mit all dem, all den Gefühlen kehren sie am Nachmittag oder Abend zu uns zurück, in unsere Arme. Manchmal noch ganz angespannt, noch ganz steif. Manchmal explosiv geladen, um noch einmal Gefühle abzugeben. Manchmal ganz weich und erschöpft und müde. Jedes Mal aber sind sie glücklich, all das in unseren Armen fühlen zu dürfen, den Tag loslassen zu können. Jedes Mal froh, den sicheren Hafen erreicht zu haben, an dem sie die Last des Tages abladen können, ihre Geschichten erzählen und wissen, dass sie angenommen werden.
Es tut so gut, den sicheren Hafen zu erreichen nach einem anstrengenden Tag.
Eure
Wie schön deine Worte sind. Sie geben mir Kraft nach einem langen (Eltern-) Tag. Vielen Dank!
Ach, liebe Susanne, nun habe ich Tränen in den Augen! Wie wunderschön und wahr… Es bewegt mich zutiefst! Komischerweise gerade der Absatz mit dem Worte – Formen und der Anstrengung und Beharrlichkeit, dem Frust vielleicht so oft, wenn man… oder Dein Kleinster… doch (wieder) nicht verstanden wird…!
❤️ Wie sehr Du doch in Deinen Kindern lesen kannst… Wie feinfühlig und liebevoll!
❤️❤️❤️
Herzliche Grüße, Trix
Oh ja…erst gestern hatten wir so einen Tag der für die kleine Zwillingsmaus wohl sehr anstrengend war. Und die Anspannung müsste raus…mit Gebrüll und Geschrei und Tränen und Füße stampfen.
Nach fünf Minuten Kuschelzeit waren dann wieder genug Geduld und Power für die letzten Hausaufgaben da.
Schönes Wochenende
Mela
Ich liebe deine Texte!
ja, und wie gut tut es, dann die kleinen Körper im Arm zu halten, von ihnen mehr enthusiatisch als gekonnt gedrückt zu werden und zu hören „Gute Nacht, du meine Lieblingserwachsene!“ <3