Ich höre die Stille in der Wohnung. An einem Ort, an dem Stille so gut wie nie hörbar ist, wird sie dann, wenn sie da ist, ganz laut. Einen Moment lehne ich mich zurück, dann schrecke ich auf: Das kann nicht sein! Im Nebenraum sehe ich mein Kind, wie es den Inhalt einer Tintenpatrone des Füllhalters der großen Schwester hervorquetscht und mit kleinen Fingern darin Kreise auf dem Boden malt.
Ein anderes Mal hat dieses kleine Kind seinen Hocker im Bad von der Toilette zum Waschbecken geschoben, um mit Waschlappen und Seife das Bad putzen zu können. Oder der Kühlschrank wurde geöffnet, um Joghurt und Apfelmarkreste zu Brei zusammen zu gießen. – Wer mit Kindern lebt, kennt all diese Momente, in denen Dinge passieren, die nicht gewünscht, ja nicht einmal von unseren erwachsenen Köpfen erdacht werden können. Kinder überraschen uns mit ihren Ideen, mit ihren Gedanken, mit ihren Taten. Oft positiv, manchmal aber auch auf eine Weise, die uns im ersten Moment verärgern kann.
Welches Bedürfnis hat mein Kind gerade?
In den Momenten, in denen sich ein „Oh nein!“ oder ein verärgert-schimpfendes „Was hast Du nun schon wieder gemacht?!“ in unserem Mund formen möchte, lohnt sich ein Blick hinter die Handlung, die uns verärgert: Ein Blick auf das Bedürfnis des Kindes, das es zu diesem Handeln angetrieben hat. In den meisten Fällen, die uns verärgern, steht hinter der Handlung das Bedürfnis des Kindes danach, sich auszuprobieren, Erfahrungen zu sammeln, zu lernen, Wissen zu erfahren.
Kinder sind neugierig und wollen die Welt erkunden. Sie wollen verstehen, wie Dinge funktionieren, wollen Informationen sammeln über Physik, Chemie, über soziale Beziehungen, über Technik – nicht durch Wissensvermittlung oder Unterricht, sondern ganz aus sich selbst heraus, aus innerem Antrieb, um den Weg durch die Welt zu finden, um selbstwirksam zu sein und selbständig zu werden. Das Bedürfnis nach Entwicklung, Wissen und Lernen ist eines der wichtigen menschlichen Bedürfnisse, die Kinder jeden Tag antreiben.
Wünsche, Bedürfnisse und Alternativen
Wenn das Kind ein Verhalten zeigt, das uns zunächst verärgert, überrascht oder einfach verwundert, lohnt es sich, kurz innezuhalten vor der Reaktion. Es lohnt sich, sich zu fragen, warum unser Kleinkind gerade jetzt gerade dieses tut und wie wir vielleicht auf andere Weise das Bedürfnis erfüllen können, das hinter diesem Verhalten steht: Vielleicht kann es mehr bei der Zubereitung von Essen in der Küche helfen, vielleicht möchte es mit Wasserkanne und Bechern Schüttexperimente machen oder die Hände einmal tief in einem Linsenbad versenken oder in großen Kreisen schmierige Fingerfarbe auf ein großes Stück Papier bringen. Wir können im Alltag sicher nicht alle Wünsche der Kinder erfüllen, aber wir können ihre Bedürfnisse dahinter sehen und Alternativen anbieten, die mit dem Alltag besser zu vereinbaren sind. Das ist manchmal eine Herausforderung, aber ein Blick dahin lohnt sich, um die Neugierde und den Wissensdurst des Kindes zu stillen und gleichzeitig auch überhaupt zu ermöglichen.
Eure
Merke Dir diesen Artikel auf Pinterest
Liebe Susanne,
mit 2 Jahren begannen hier die Schüttspiele. Ich habe es kanalisiert 🙂 Wasserkocher anstellen, Deckel von der Kaffeemühle runternehmen, Bohnen in die Mühle füllen, genau 4,5 Löffel, Deckel drauf und mahlen. Dann Pulver in die Drückkanne umfüllen, mit mir zusammen (!) das heiße Wasser drübergießen. In der Wartezeit schon mal den „loten Löffel, Mama“ holen. Dann umrühren und Stempel runterdrücken.
Glückliches, stolzes und selbstzufriedenes Kind und Mama mit Kaffee. Beste Kombi!
Ganz liebe Grüße
Geräuschtasckhe