Am letzten Abend unseres Urlaubs waren wir als Familie noch lange wach und saßen mit alkoholfreien Cocktails zusammen, redeten über den Urlaub, lachten und genossen die Zeit, die dahin flog. Irgendwann kam ein Paar vorbei, die Frau wandte sich uns zu und sagte: „Na die sind ja lange wach, die Kinder. Und sogar das kleine!?“ Ja, unsere Kinder sind manchmal lange wach. Manchmal nicht. Denn sie gehen dann schlafen, wenn sie müde sind.
Die Geschichte des Schlafes ist wohl bei jedem meiner Kinder eine andere. Das eine Kind schief immer problemlos ein, nicht zu nah an einen Erwachsenen gekuschelt, aber in der Nähe. Es hatte keine festen Schlafzeiten, aber zeigte deutlich die Müdigkeit an, wenn sie denn kam und bekam schlagartig schlechte Laune. Das andere Kind brauchte zum Einschlafen die gleichen Räume, den gleichen Ablauf und viel Körperkontakt. Wenn es zu spät wurde am Abend, wurde es sehr übellaunig und es braucht bis heute die Ruhe am Abend und viel Schlaf. Und eines der Kinder ist wenig anspruchsvoll und schläft dann ein, wenn es müde ist und einen Erwachsenen hat, an den es sich ankuscheln kann – wo auch immer und zu welcher Zeit.
Was allen Kindern gemeinsam ist: Jedes hat seine Art, zu schlafen. Und jedes hat seine Menge an Schlaf, die es braucht. Und ein jedes hat seine Zeit, zu der es in etwa müde ist. Das sind die Gemeinsamkeiten zum Schlaf der Kinder. Und dazwischen sind die individuellen Bedürfnisse eines jeden. Nicht nur hier, bei diesen drei Kindern, sondern über alle Kinder hinweg: Jedes Kind hat seine eigene Art, seine eigenen Bedürfnisse.
Kinderschlaf ist individuell
Wie viel Schlaf Kinder brauchen ist ganz verschieden, schon von Anfang an. Unabhängig von der Schlafdauer gibt es auch noch die Schlaftypen, grob unterteilt in Eule und Lerche: Die Lerchen, die früh aufstehen und früh schlafen gehen und die Eulen, die spät aufstehen und spät schlafen gehen – allerdings gibt es nicht nur die beiden Extreme, sondern Lerchen und Eulen sind eher Punkte auf einem Kontinuum. Alles zusammen deutet jedoch auf einen Fakt hin: Schlaf ist höchst individuell und manche Menschen gehen gerne früher schlafen und andere später.
MÜSSEN Kinder feste Schlafenszeiten haben?
Wenn wir diese Unterschiede betrachten, wird sehr schnell klar: Es kann keine für alle Kinder geltende feste Einschlafzeit geben. „Nach dem Sandmännchen ins Bett“ galt in meiner Kindheit als feste Zubettgehzeit – heute sehen es viele Familien anders. Denn klar wird auch: Feste Zeiten passen vielleicht nicht zum Kind und Konflikte sind vorprogrammiert, wenn man versucht, ein Kind, das nicht müde ist, ins Bett zu bringen. Neben anderen Faktoren wie Wärme, Nähe, ein Gefühl der Sicherheit und Sättigung ist eine ganz wichtige Zutat für das Schlafen eben der Umstand, dass das Kind auch wirklich müde ist. Ist es das nicht, wird die Zubettbringzeit schwierig und das Kind wehrt sich gegen den Versuch der Eltern, die Eltern sind genervt und es entsteht ein ungünstiger Kreislauf, der für keine der beteiligten Personen angenehm ist.
Keine festen Zeiten, aber ritualisierte Abläufe der Ruhe
Feste Schlafenzeiten sind für die meisten Kinder deswegen unpassend – einige werden früher müde, andere später. Und auch von der Tagesform ist es abhängig, wann das Kind schlafen geht: Hat es sich an einem Tag viel bewegt, hat es wenig mittags geschlafen, ist es vielleicht krank – all dies kann ein frühes Einschlafen begünstigen. Hat es einen späten Mittagsschlafgemacht oder vielleicht einen Faulenzertag zu Hause erlebt, ist es vielleicht erst später müde. Auch in den Zeiten, in denen sich gerade der Mittagsschlaf umstellt und an einigen Tagen dennoch wieder mittags geschlafen wird, kann sich das Schlafen hinauszögern. Es ist gut, auch hier das Kind zu beobachten und weniger nach einem Zeitplan zu gehen, sondern viel mehr nach den Bedürfnissen des Kindes.
Unabhängig vom konkreten Zeitplan ist es aber für viele Kinder angnehm, wenn die Rituale rund um das Schlafengehen ähnlich ablaufen. So ist das Kind vorbereitet auf die kommenden Schritte und kann bewusst daran teilnehmen: Das Zähneputzen, Anziehen des Schlafanzugs, vielleicht das Vorlesen einer Geschichte oder Singen eines Liedes. Immer ähnliche Rituale führen das Kind langsam über in die Zeit des Ausruhens.
Kinder brauchen keine festen Zubettgehzeiten
Wir sehen also: Kinder müssen nicht Punkt acht Uhr im Bett liegen. Es ist in Ordnung, wenn sie früher oder später schlafen gehen und es sagt nichts über die Erziehung oder die Qualität der elterlichen Fürsorge aus, wenn Kinder länger wach bleiben, wenn das ihr Bedürfnis ist und es in den Tagesplan passt, so dass es keine Konflikte mit Terminen am nächsten Morgen gibt.
Auch wenn Kinder keine festen Zeiten brauchen und sich oft auch gar nicht danach richten können, brauchen aber Eltern manchmal verlässliche Zeiten und der Wunsch, dass die Kinder nun endlich um acht im Bett sind, damit man Zeit für sich hat, ist manchmal groß. Letztlich führt das Arbeiten gegen die innere kindliche Uhr jedoch nur zu Konflikten, weshalb es wichtig ist, dass Eltern sich unabhängig von den Schlafgewohnheiten des Kindes eine schöne Zeit machen können, um die Kraftreserven aufzufüllen. Manche lesen, während das Kind neben ihnen spielt, bis es eben müde wird, manche arbeiten noch und wieder andere sitzen eben als Paar zusammen, reden und trinken einen alkoholfreien Cocktail, während die Kinder langsam müder werden und ganz sicher auch irgendwann einschlafen.
Eure
Weiterführende Literatur:
Lüpold, Sybille (2014): Ich will bei Euch schlafen! – Freiburg: Herder.
Mierau, Susanne (24): Das Schlafbuch für die ganze Familie. Weinheim: Beltz.
Merke Dir den Artikel auf Pinterest
Sehe ich 100% genauso. Wir sind auch recht flexibel, aber bei unseren Kindern hat sich gezeigt, dass ca 8.00 Uhr eben ihre Zeit ist, auch am Wochenende. Während der Woche sowieso, weil die armen sonst morgens total platt sind wenn sie raus müssen. Zum Glück sind wir hier aber nicht mehr Team 5 Uhr morgens wach 🙂