Mach Dein Kind nicht zu einem Erwachsenen

Manchmal ist es gar nicht so einfach mit dem Wollen: Da ist etwas, das unbedingt erreicht werden soll, das sehnlichst gewünscht wird. Ein fester Plan, der umgesetzt werden will. Und dieser Plan wird verfolgt, mit aller Kraft. – Erinnert Dich das an die „Trotzphase“ Deines Kindes? Doch gemeint ist hier nicht das Kind, gemeint sind wir Erwachsenen: Wir wollen pünktlich sein, wir möchten das Essen in gepflegter Atmosphäre einnehmen, wir wollen uns genau jetzt mit einem anderen Menschen in Ruhe unterhalten, wir wollen jetzt noch schnell einkaufen gehen… Wir haben so viele Pläne und Wünsche und auch Zwänge in unserem Alltag. Und wir erwarten so viel von unseren Kindern.

Aber unsere Kinder sind eben Kinder und keine kleinen Erwachsenen. Sie sind Kinder und es ist gut, dass sie sind, wie sie sind. Wären sie bedacht, jederzeit zurückhaltend und würden sich problemlos leiten lassen, würden sie nicht all das lernen, was sie in den ersten Jahren lernen sollen, um das Leben zu meistern. Kinder sind manchmal aufbrausend, um Wissen und Experimente einzufordern, sie sind neugierig, um Dinge zu erfahren und die Welt in Frage zu stellen. Sie sind wild, um die Grenzen ihres Tuns und der Gesellschaft zu erfahren.

Wenn wir erwarten, dass unsere Kinder sich verhalten wie kleine Erwachsene, nehmen wir ihnen viel: Wir nehmen ihnen die Unbeschwertheit, den Wissensdurst und die Dinge, die wir an uns selbst so manches Mal vermissen. Denn wir alle haben manchmal das Bedürfnis, uns noch einmal so frei zu fühlen wie ein Kind, in den Tag hinein leben zu können, sich keine Sorgen machen zu müssen. Die Freiheit der Kindheit ist wunderbar und kehrt nicht zurück.

Unser Leben entspannt sich dann, wenn wir die Erwartungen an ein erwachsenes Verhalten von Kindern aufgeben. Kinder sitzen oft nicht still am Tisch, sie sind nicht immer ruhig, schlafen nicht in der Weise wie Erwachsene durch und sie werden neben einem mit Kieselsteinen gefüllten Kübel wahrscheinlich nicht nichts tun. Die Aufgabe von uns Eltern ist nicht, sie zu einem erwachsenen Verhalten zu zwingen oder zu erziehen, sondern eine Umgebung zu schaffen, in der sie sich so bewegen können, dass sie glücklich sind und wir entspannt bleiben können. Erwachsen werden sie von selbst nach ihrem Zeitplan.

Manche Orte sind für Kinder nicht passend gestaltet, manche Uhrzeiten sind nicht solche, an denen sie gute Laune haben. Manche Materialien sind nicht die, die einen entspannten Umgang erlauben. Doch Orte können so verändert werden, dass sie für Kinder und Eltern gut sind. Wir können Termine so legen, dass sie für unsere Kinder zeitlich in ihren Biorhythmus liegen und müssen nicht dagegen ankämpfen oder genervt sein, wenn ein Kind am Abend nicht mehr auf einer Party sein will und deswegen rebelliert. Wir können die Umgebung mit solchen Materialien ausstatten, mit denen Kinder sicher und entspannt umgehen können ohne dass wir immer kritisch aufpassen müssen. Und auch wenn wir in unserer Gesellschaft durch unsere eigenen Zeitpläne, durch Regeln und Aufgabenzwänge oft dazu gedrängt werden, gegen das Bedürfnis und den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes zu handeln, bedeutet das nicht, dass diese Zeitpläne und Regeln gut sind und nicht infrage gestellt werden können und sollten. Wir können zumindest versuchen, die Situationen immer auch aus Kinderperspektive zu sehen und uns bemühen, sie so zu verändern, dass sie angenehmer und kindgerechter für Kinder sind.

Die große Aufgabe von uns Eltern ist es, unsere Kinder Kinder sein zu lassen. Und wir müssen uns wie Erwachsene verhalten und nicht trotzig darauf bestehen, dass unsere Kinder anders sein müssen.

Eure

4 Kommentare

  1. Hallo, wie ist das eigentlich mit Grüßen? Klar, als Erwachsener begrüßen wir einander. Heute meinte meine Mutter vorwurfsvoll zu meiner Tochter (5) und meinem Sohn (3): „Hallo sagen könntet ihr schon zu mir….“ ich will sie ungern dazu zwingen…. (zumal mein Sohn ihr zur Begrüßung gewunken hat, was sie übersehen hat) Im Kindergarten sagen sie freudig ihren Erzieherinnen guten Morgen, das ist ein schönes Ritual. Auch wir in der Familie sagen uns einen guten Morgen, wir verabschieden uns voneinander. Das klappt wunderbar. Ich hoffe darauf, dass die Kinder das als bewusst schöne Geste /Ritual mitnehmen. Aber unter Zwang? Ich fühle mich unwohl dabei. Zumal es in meiner Erziehung meinen Eltern total wichtig war, dass ich die Menschen in unserem Dorf grüße, wenn ich ihnen begegne. Ich bin eher schüchtern, war es auch als Kind. Ich empfand es als zutiefst unangenehm, mir fremde Menschen zu grüßen. Noch heute kategorisiert meine Mutter : gut erzogene Kinder grüßen, schlecht erzogene nicht. Klar, wo sie meine verortet….

    • Also ich bin ja der Meinung das Kinder nicht grüßen müssen.

      Es kann auch sein das sie es nicht wollen weil ihnen der Mensch unsympathisch ist.

      Es ist so altbacken das Kinder die nicht grüßen schlecht erzogen seien.

      Auch Kinder haben schon ihre Meinung und den eigenen Willen. Sie zwingen jemanden zu grüßen macht die Sache für die kleinen unangenehm wie Sie ja selbst erfahren haben.

      Gehen Sie Ihren Weg weiter das es ein schönes Ritual bleibt jemanden zu grüßen, das ist in meinen Augen der richtige Weg

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