Unser Landhaus – Erholung oder Fortschritt?

Immer wieder bekomme ich Fragen zu unserem Landhaus gestellt: Wie wir es gefunden haben, was wir wie und womit umbauen und warum wir überhaupt nun seit Jahren daran basteln. Deswegen gibt es nun endlich die Landhausreihe. 

Da standen wir also vor den Resten des doch irgendwie fertig gekauften Hauses. Und auch wenn wir wirklich etwas verärgert waren und enttäuscht, waren wir trotzdem vor allem noch immer eins: glücklich. Auch wenn sich das Haus als riesiges Bastelprojekt entpuppt hatte, war es immer noch unser Haus in dem Dorf, das wir ausgesucht hatten für uns. Und es war einfach das schönste Dorf, das wir finden konnten. Und es gab dort die wirklich nettesten Nachbarn.

Wir bekamen Obst geschenkt, denn wir hatten ja nur so einen kleinen Garten und im Garten einer Nachbarin wuchsen die wirklich leckersten Birnen. Wahrscheinlich ist es für die Menschen, die seit jeher mit großem Garten und Land aufgewachsen waren, unvorstellbar, wie uns unser so kleiner Garten schon beglücken konnte. Den wenigen Platz aber versuchten wir so gut es ging zu nutzen und zu bepflanzen mit Kräutern, Himbeeren, Erdbeeren, Trauben, Johannisbeeren – und dem Holunder, unter dem ich die Plazenta des zweiten Kindes vergrub. Doch zurück zu den NachbarInnen: Natürlich wurden wir eingeladen zu Kaffee und Kuchen – mal hier hin, mal dort hin. Ich habe oft gehört, dass es schwer sei für eine Familie aus der Stadt auf dem Land Fuß zu fassen, doch das erlebten wir nicht. Im Gegenteil: wir wurden herzlich aufgenommen. Nach einigen Wochen stand der Pfarrer in unserem Haus und fragte, ob ich nicht bei einer Predigt etwas beitragen könnte, denn er hätte gehört, dass ich Pädagogin sei.

Und es war mehr nur als einfache Freundlichkeit. Wir fühlten uns hier geborgen und behütet von einer Dorfgemeinschaft. Einmal ging die Tochter allein zum Bäcker und mein Mann fuhr hinter ihr her mit dem Auto und hielt kurz an, um sie zu sich zu rufen. Sofort regte sich an einer Haustür etwas und beim Bäcker wurde das Mädchen gefragt, ob alles in Ordnung sei. In der Stadt hätte ich sie vielleicht nicht so früh allein einkaufen gelassen, doch hier war es möglich. Das Vertrauen war da in mein Kind – in der Stadt wie im Dorf -, aber hier im Dorf auch in die anderen Menschen. Es war kein unangenehmes Gefühl, nicht einschränkend, sondern liebevoll-umsorgend. So, wie ich es in der Stadt schon so oft vermisst hatte. Sehr mussten wir lachen, als wir eines abends in unserer Wohnung in Berlin saßen und eine SMS aus dem Dorf bekamen: Ein Auto stehe vor unserem Haus und fremde Leute wären dort. Das waren neue Handwerker, die ihre Arbeit beginnen wollten.

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Doch während wir all dies genossen, merkten wir auch, dass wir vor lauter Besuchen und Kontakten nicht voran kamen mit dem Haus. So viel war zu tun, so wenig Zeit an den Wochenenden, an denen wir uns ja auch mit den Kindern erholen wollten. Wir merkten, dass wir doch noch einmal ganz neu planen mussten durch all die Baumaßnahmen. Denn: Es gab viel zu tun, aber wir brauchten auch Entspannung. Und so machten wir uns nach einigen unentspannten Wochenenden mit viel Überlegungen und dem Gedanken, dass das alles nie zu schaffen sei, eine Liste mit den Dingen, die wir zu hatten und schauten, welche wir davon machen wollen würden und welche wir an Handwerker abgeben müssten. Gerade mit einem solchen Hausprojekt war nämlich Entspannung besonders wichtig und durfte nicht unter gehen – und besonders nicht mit zwei Kindern dabei. Einige der Arbeiten am Haus nahmen wir nicht als Arbeit, sondern als Hobby und Bastelprojekt wahr. Was ich unbedingt machen wollte, war das Lehmen der Wände. Töpfern liebe ich und die Vorstellung, selbst den Lehm auf die Wand aufzutragen, war einfach bezaubernd. Und so teilten wir die Arbeiten auf und ich ließ mich zur großen Verwunderung einiger Handwerker in die Technik des Lehmens einweisen, während mein Mann am Wochenende für Essen, Haushalt und Kinder zuständig war. Und die anderen Dinge wollten wir nach und nach angehen, denn schließlich mussten wir nun doch auch mehr über die Finanzierung unseres Bastelprojektes nachdenken als anfangs gedacht.

Abe wie das dann mit dem Selbermachen und dem Lehm funktionierte, erzähle ich beim nächsten Mal.

Eure

Susanne_clear Kopie

Teil 1: Wie wir unser Haus gefunden haben

Teil 2: Wie wir angekommen sind

Teil 3: Doch mehr zu tun als gedacht

3 Kommentare

  1. Maria von OstSeeRäuberBande

    Ohje, diese Serie macht mir noch mehr Lust auf endlich raus aus der Stadt (auch wenn wir schon am Stadtrand wohnen). Aber wir suchen schon zwei Jahre und finden einfach nichts finanzierbares 🙁

    Ich bin sehr gespannt auf das Lehmen. Und mich würde sehr interessieren, wieviel ihr ohne entsprechende Erfahrung selber machen konntet und was das finanziell ausmacht. Würded ihr solche ein ausbauintensives Haus nochmal kaufen?
    Viele Grüße,
    Maria von OstSeeRäuberBande

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