In der wievielten Woche bin ich jetzt eigentlich? Entspannter Umgang mit der Schwangerschaft

„In der wievielten Woche sind Sie jetzt?“ fragt mich meine Hausärztin, als ich zur Routineuntersuchung bei ihr bin. Ich versuche mich daran zu erinnern, nehme schließlich den Mutterpass aus meiner Tasche und sehe nach. „Es ist das dritte Kind.“ setze ich schief lächelnd hinterher. Ihre Überraschung ist ihr ein wenig anzusehen und mir wohl auch, dass es mir ein wenig unangenehm ist. Es ist eben wirklich das dritte Kind und alles ist irgendwie entspannter.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich mit meinem ersten Kind schwanger war, meiner Tochter. Ich kann die unendliche Aufregung nachspüren, das Fiebern auf jeden Hebammenbesuch, das Lauschen auf die Herztöne. Ich wusste zu jedem Moment, in welcher Woche mit welchem Tag ich bin. Es war alles so neu, so aufregend – und ja, auch beängstigend. Ob alles gut ginge mit diesem kleinen Wunder in mir? Ich war nie zuvor schwanger, hatte noch nie geboren. Ich hatte neben all den Glücksgefühlen auch Sorgen um ihr Wohlergehen und stellte mir die große Frage, ob ich das denn wirklich könne, ein Kind gebären. Ich war verunsichert, weil meine Mutter wohl nie Wehen gehabt haben soll und ich deswegen übertragen mit Kaiserschnitt kam. Und Stillen würde in unserer Familie sowieso nicht klappen…

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Aber es ging alles. Meine Tochter kam im Geburtshaus zur Welt und ich stillte zwei Jahre lang. Ich hatte meine Ängste und Unsicherheiten überwunden und das stärkte mich auch für die zweite Schwangerschaft mit meinem Sohn. Ich wusste: Er entwickelt sich wunderbar. Ich musste es nicht sehen, machte keine Feindiagnostik. Ich vertraute und war mir auch sicher, einfach das Kind anzunehmen, das da kam. Er kam zu Hause und wurde drei Jahre gestillt.

In der Zeit der Mutterschaft habe ich ein anderes Verhältnis zu meinem Körper bekommen. Ich wurde durch die Erfahrungen, die ich machen konnte, gestärkt und selbstsicher. Ich vertraute auf die Rhythmen des Körpers und seine Signale – mehr als ich es jemals zuvor tat. Sicherlich hat auch das Alter etwas damit zu tun, aber vor allem die Mutterschaft und die Erfahrungen mit meiner Körperlichkeit. Mein Körper und ich wurden ein Team.

Beim dritten Kind nun konnte ich nicht einmal sagen, wann der letzte Tag meiner Periode war bei der Erstuntersuchung. Ich wusste, dass mein Zyklus dem meiner Freundin ähnelt und wann er in etwa dran wäre. Ich achtete mehr auf die Signale des Körpers als auf Wochenanzahlen. Als die Übelkeit endlich weniger wurde, wusste ich, dass ich die ersten drei Monate nun wohl hinter mir hatte. Diese dritte Schwangerschaft erscheint mir als die natürlichste von allen: Alles nimmt seinen Weg, alles hat seine Zeit. Der Bauch ist groß, das Sodbrennen ist nun da. Es ist nicht wichtig, in welcher Woche ich bin, denn ich gehe einfach nur nach meinem Gefühl und lasse die Wochen vorbeiziehen. Ich spüre das Baby in mir, taste danach wo die Gebärmutter steht und weiß, dass nun bald die ersten Tritte gegen die Rippen kommen werden.

Ich genieße diesen Zustand des Schwangerseins auf diese Art sehr, weil er sich so richtig anfühlt. Es muss nicht bemessen, festgeschrieben und beurteilt werden. Ich weiß und spüre, dass alles seinen Weg geht. So, wie es das eben tut. Ein wenig bedauere ich, dass ich diese Gelassenheit nicht schon in meinen anderen Schwangerschaften hatte. Aber woher auch? Schließlich werden wir von allen Seiten nach handfesten Daten gefragt: Tag der letzten Menstruation, Tag der Empfängnis, Dauer der Schwangerschaft, irgendwelche Blutwerte, Größe des Babys… Alles hat eine Zahl, einen Richtwert, den wir möglichst noch kennen sollen anstatt uns einfach dem Zustand hinzugeben.

Und selbst jetzt, wo ich die Sicherheit und Gelassenheit von zwei vorangegangenen Schwangerschaften und Geburten mit mir trage und es eigentlich nichts geben könnte, was mich zweifeln lässt, wird es mir schwer gemacht: Denn ich kann mich gerade nicht entspannt der Zeit hingeben. Auch wenn ich nicht einmal den genauen Tag meiner letzten Regel kenne, steht der errechnete Geburtstermin im Mutterpass und bei einer Überschreitung von drei Tagen bin ich auf das Wohlwollen meiner Ärztin angewiesen in Hinblick auf die geplante Hausgeburt. Die Unbeschwertheit und Stärke, die ich gerade in dieser Schwangerschaft so sehr genieße, wird mir in gewissen Teilen genommen, weil sie wieder durch feste Zahlen begrenzt wird. Mein Vertrauen und Körpergefühl gegen die Daten auf einem Stück Papier. Sind diese Fakten wirklich so viel mehr wert als 10 Monate Gelassenheit?

Eure

Susanne_clear Kopie

9 Kommentare

  1. Mir ging es mit unserem dritten Kind ganz genauso…und ich bin sehr froh, dass ich dieses Vertrauen und „Entspannt sein“ noch einfach nur genießen durfte…ohne wegen ein paar Tage über Termin um meine Hausgeburt fürchten zu müssen!

    Ich wünsche Dir von Herzen, dass euer Kleiner sich „rechtzeitig“ auf den Weg macht oder aber die Ärztin Herz und – ja auch! – Verstand einschaltet!!!

    Eine wundervolle und entspannt kugelige Weihnachtszeit;-)

  2. Ich lese deinen Blog soooo gern und warte schon immer gespannt auf neue Einträge. Deine Berichte haben mich in einigen Dingen gelassener und sicherer gemacht. Ich bin aktuell mit dem zweiten Kind schwanger und muss auch jedes mal in den Kalender schauen weil ich auch nicht weiß in welcher Woche??
    Schöne Grüße und entspannte Feiertage
    Christine

  3. Sieh es nicht als Gegenspiel. Das macht es nur schwer und bringt am Ende nichts. Sieh das Datum und die Datenfragen als netten Luxusaspekt, der die Sicherheit in der Schwangerschaft (insgesamt) erhöhen kann. Alles andere machst du nach Gefühl und mit innerer Ruhe. Auch dank der guten Schwangerschaftsvorsorge.

  4. Puffelmama Familienwege

    Ich kann deine leichte Empörung (?) um das Festhalten an statistischen Werten gut verstehen. Besonders die Kopplung der Frage des Geburtsortes und damit indirekt möglicherweise auch des Geburtsvorgangs an den ET ist kein Zugeständnis, sondern ein (weiterer) Einschnitt von Institutionen in unser Selbstbestimmungsrecht.
    Bedenkt man dabei, dass Ultraschallgeräte schon bedingt aus Ihrer technischen Funktionsweise eine bestimmte Ungaunigkeit aufweisen, ist diese Kopplung eine echte Farce und eine lächerliche Entscheidung.
    Bei meinem Sohn wurde der ET nachträglich zuerst um 7, dann nochmal um 5 Tage vorkorrigiert. Geboren wurde er spontan 10 Tage nach dem ET.
    Er zeigte keine Anzeichen der Übertragung.
    Die 10 Tage waren die schlimmsten in meiner Schwangerschaft, da ich ständig ins Krankenhaus zur Kontrolle musste und mir fast täglich eine Einleitung empfohlen wurde. Als Erstgebärende ohne Beleghebamme (in Woche 14 habe ich keine mehr gefunden) war es nicht leicht, sich gegen diesen Druck zu wehren und es hatte definitiv Auswirkungen auf den Geburtsverlauf meiner Geburt.
    Mit weniger „genauen“ Ultraschallgeräten wäre mein errechnetes Datum der Zeugung vielleicht so angenommen worden. Dann wäre mein Sohn gerade einmal 3 Tage über den ET gewesen – statistisch wiederum völlig normal- und unsere Geburt vielleicht eine andere.
    Also nein, ich glaube nicht, dass die Technik unsere Intuition als Mutter / Mensch in Bezug auf den eigenen Körper ersetzen kann und ich finde Ärzte tun gut daran, sich ihre Patienten anzusehen und nicht nur statistische Werte und Abbildungen auf Bildschirmen!
    Liebe Susanne, ich wünsche dir kluge Menschen, die dich und dein Baby auf eurer Reise begleiten möchten und hoffe, dass dir die Erfahrung hilft, dich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, um gute Entscheidungen zu treffen! Alles Liebe!

  5. Ja, der „festgeschriebene“ Termin ist wirklich einfach nur schrecklich. Zumal ja auch wenn der Beginn der Schwangerschaft bekannt ist der errechnete Termin sich nur aus der durchschnittlichen Dauer einer Schwangerschaft berechnet! Es sind nicht alle Kinder am selben Tag „fertig“. Bei meiner 2. Schwangerschaft hatte ich auch befürchtet über den Termin zu kommen, was problematisch (aus Sicht der Ärzte) werden konnte weil ich schon einen Kaiserschnitt hatte. Aber als hätte er meine Befürchtungen gespürt, hat sich unser Schatz 3 Tage vorher pünktlich zum Wochenende auf den Weg gemacht!
    Ich wünsche dir, dass es bei dir auch so geht, und du eine wunderschöne Geburt zu Hause erleben darfst!

  6. Ich war mit meinem Sohn (das erste Kind) auch über Termin. Mir und dem Kleinen ging es gut, Stress gemacht haben nur die Anderen: meine Ärztin, meine Mutter…Nach 7 Tagen über Termin hat meine Ärztin gesagt, dass sie mich nicht weiter kontrolliert und ich jetzt ins Krankenhaus zur Einleitung muss. Zum Glück wusste ich, dass die in Krankenhaus bis 10 Tage nach Termin warten, wenn alles gut ist. Also war ich am 9. Tag nach Termin dort zur Untersuchung. Die Oberärztin hat eine „Eipollösung“ gemacht, ohne mir zu erklären, was sie dort macht und dass es Wehen auslösen kann. Es hat so weh getan und mir ging der Kreislauf weg,während ich noch auf der Liege lag.Ich bin dann nach Hause gefahren und als ich zuhause war, hatte ich schon relativ starke Wehen. Ich denke, er wäre auch ohne die Eipollösung am selben oder nächsten Tag gekommen, aber wir wären nicht so von der Geburt überrascht worden. Ich denke, dadurch hatte ich recht starke und schmerzhafte Wehen.
    Liebe Susanne, ich wünsche Dir, dass Du nicht „über Termin“ kommst und eine schöne und entspannte Hausgeburt haben kannst, so wie Du es Dir wünscht!
    LG Evi

  7. Ich muss zugeben, für mich ist es aktuell die erste Schwangerschaft, doch so nach 25, 27 Wochen hatte ich auch ständig das Problem, zu überlegen, in welcher Woche ich bin. Wir haben uns zwar eine App installiert, die immer Tagestipps hat und wöchentlich die Entwicklung des Babys allgemein beschreibt, doch spätestens ab dem Punkt, als ich unser Krümelchen auch spüren konnte, war das eher nettes Beiwerk. – Ein wenig nach dem Motto „So lange ich dich spüre, ist auch alles gut.“
    Leider habe ich das Gefühl, dass das System einen da verrückter macht, als es sein müsste. In der Praxis hatte man das eine Mal doch wirklich ein Problem, mir einen Termin am Montag, statt an dem Freitag zu geben, weil es ja sonst nicht genau 2 Wochen Abstand wären. Und das, obwohl alle Werte immer gut waren und sind. Nun erhöht sich langsam die Taktzahl der Untersuchungen und ich hoffe, die machen mich nun zum Ende nicht doch noch kirre. 😉

  8. ehrlichgesagt ging es mir so in meiner ersten Schwangerschaft. Ich war so gelassen, so zufrieden so entspannt und sicher das alles gut geht. Ich habe mich so verbunden gefühlt mit meinem Körper, meinem Bauch, meinem Baby. Aber in der 11 ssw sagte mir die Ärztin dann das der „Fötus“ wohl schon seit 2 Wochen abgestorben sei! Für mich war das ein riesen Schock, der dazu beitrug das ich meinem Körper über viele Monate hinweg nicht mehr vertraut habe. Nichts war mehr so wie zuvor. Ich habe mich selbst nicht mehr erkannt. Ständig hatte ich irgendwo Schmerzen die ich nicht zuordnen konnte. Ich war nicht mehr zuhause in meinem Körper. Erst als ich mir und meinem Körper nach und nach verzeihen konnte ging es wieder aufwärts. In meiner jetzigen, zweiten Schwangerschaft fehlt trotzdem viel von dieser entspannten Gelassenheit. Durch meine Vorderwandplazenta spüre ich mein Kind nur selten, durch meine Erfahrung erwacht dann oft die Sorge und auch die Angst. Ich habe mühsam lernen müssen zu akzeptieren das ich nichts tun kann außer zu hoffen, zu lieben und zu warten.

  9. Ich war bei allen 3 Kindern über 2 Wochen „über Termin (2x 19 tage, 1x 17 Tage). Dank gelassener Hebammen, meines Körpergefühls und meine Beharrlichkeit den Ärzten gegenüber konnte ich bei allen 3 warten, dass sie fertig und reif waren, sich von selbst auf den Weg zu machen. Alle 3 kerngesund, reif und in keinster Weise „übertragen“.
    Ich bin sehr froh und dankbar, dass wir eine so gute und umfassende Gesundheitsversorgung in Deutschland haben. ich wüncshte mir nur mehr Gelassenheit und dem Zulassen einer größeren Varianz bei Schwangerschaft und Geburt als durch das Zählen von grundsätzlich 40 Schwangerschaftswochen und einem errechneten fixen Geburtstermin zugelassen wird.

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