Wenn über das Schlafen gesprochen wird, kommt irgendwann auch das Thema Einschlafrituale auf den Tisch. Denn eines ist klar: Kinder lieben Rituale und gerade auch beim Einschlafen können sie eine schöne Hilfe sein. Warum? Weil sie Struktur geben. Weil sie dem Kind klar machen: Es ist ein immer gleicher Ablauf und Du weißt, was als nächstes passiert. Doch nicht nur für Kinder sind sie eine gute Unterstützung, auch Eltern helfen die kleinen Rituale am Abend, um sich an immer gleichen Handlungen zu orientieren. Gerade am Anfang des Elterndaseins ist es hilfreich, sich mit Ritualen den Tag zu strukturieren. Im Laufe der Jahre hatten wir verschiedene Einschlafrituale, denn je nach dem Alter des Kindes und dem Bedarf bzw. auch der Familienzusammensetzung haben sich die Rituale verändert. Heute gebe ich Euch einen kleinen Einblick in unsere Einschlafrituale der letzten 5 Jahre.
Gute Nacht, mein Baby!
Als unsere Tochter geboren war, war das Elternsein erst einmal neu für uns und ich fand es gut, mir mit Ritualen den Tag zu strukturieren. Schließlich war ich vorher noch nie einfach so zu Hause für lange Zeit ohne gerade zu arbeiten oder zu studieren. Was für den Tag galt, galt auch für den Abend: Ein Ablauf sollte her, der die Abendplanung unterstützen sollte. Wir entschieden uns, unsere Tochter abends mit einer entspannenden Massage zu beruhigen. Massiert wurde auf dem Wickeltisch im Bad, mal von Mama, mal von Papa. Es gibt spezielle beruhigende Massagegriffe. Grob gesagt sind es besonders alle Massagebewegungen, die vom Körper weg gehen, die entspannen, lösen und beruhigen. Also strichen wir Abend für Abend ihren Körper aus, was sie sehr genoss. Zusammen mit der Massage war auch die restliche Körperpflege verbunden: Sie bekam eine frische Windel und ab dem 4. Monat, als ihre ersten beiden Zähne erschienen, wurden die Zähne geputzt. Dann legte ich mich mit ihr auf der Brust auf das Sofa, stillte sie bis sie einschlief und las dann noch etwas, wenn ich nicht selbst dabei einschlummerte. Irgendwann, wenn mein Mann dann schlafen ging, weckte er mich und brachte uns ins Bett.
Als sie größer wurde, massierten wir sie ab und zu im Bett. Papa sagte dann gute Nacht und ich stillte sie im Bett bis sie einschlief. Es gab und gibt bei uns keine festen Zubettgehzeiten. Wir essen immer in etwa zur gleichen Zeit zu Abend, manchmal früher, manchmal später und daran schließt sich das Zubettgehen mit der Abendpflege an. Wenn wir merken, dass die Kinder besonders müde sind, beeilene wir uns mit dem Abendessen oder machen nur ein kleines Essen.
Gute Nacht, mein Kleinkind!
Als die Tochter größer wurde, blieb das Zubettgehen zunächst wie gehabt. Ich stillte sie bis zu ihrem 2. Geburtstag zum Einschlafen. Vorher schauten wir uns oft noch ein Bilderbuch gemeinsam an. Das Abstillen am Abend war eine große Änderung in unserem Abendablauf und zunächst brachte es viel durcheinander. Das Stillen wurde durch das Kuscheln ersetzt. Nach dem Abendessen ging es ins Bad, Zahnseide wurde benutzt, die Tochter durfte selbst putzen und wir putzten noch einmal die Zähne nach. Danach wurde im Bett ein Buch vorgelesen, meist ein kleines Pixi-Buch aus ihrer Sammlung. Bevor wir zu den großen Vorlesebüchern übergingen, durfte sie auch zwei Geschichten auswählen. Ich blieb bei ihr, bis sie eingeschlafen war. Dann genoss ich den Abend mit meinem Mann oder arbeitete noch etwas, bevor ich mich wieder ins Familienbett zu ihr legte.
Gute Nacht, große Schwester und kleiner Bruder!
Als dann der Sohn geboren wurde, war die Tochter 3,5 Jahre alt. Wie sollte ich sie weiter ins Bett bringen, wo doch jetzt das Baby da war? Wie macht man das mit dem Familienbett? Sind wie am Ende des Familienbetts angekommen? Diese Fragen stellten wir uns, und dann ging es doch einfacher, als wir dachten. Nach dem Abendessen wurden beide Kinder bettfertig gemacht. Die Tochter wie gewohnt mit Zahnseide und Zähneputzen, der Sohn bekam eine frische Windel. Da es keinen Raum für die Abendmassage beim Sohn gab, wurde er einfach morgens oder tagsüber massiert. Eine Weile aber forderte die Tochter mehr Massageeinheiten am Abend ein und ich massierte sie im Bett nach dem Zähneputzen. Wir gingen alle zusammen ins Bett: Mutter, Vater und zwei Kinder. So tun wir es auch heute noch. Der Mann liest ein Kapitel aus einem Vorlesebuch vor. Die Tochter lauscht, der Sohn hört etwas zu oder spielt ein wenig vor sich hin oder wird gestillt oder schaut parallel ein Bilderbuch an. Im Anschluss an das Vorlesen kann die Tochter sich aussuchen, ob sie noch ein Hörspiel auf ihrer Hochebene im Spielzimmer hören möchte bei Sternenlicht oder sie im Wohnzimmer auf dem Sofa liegen möchte, wo ihr Papa ihr noch ein Lied vorsingt. In der Zwischenzeit stille ich den Sohn im Familienbett, wo er auch schon bald einschläft. Die Tochter schläft dann auf der Hochebene oder auf dem Sofa meistens ein und wird dann wieder ins Bett zurück getragen.
So also laufen die Abende im Hause Mierau ab. Wichtig ist mir immer wieder, dass es zwar gleichbleibende Abläufe gibt, aber keine starren Regeln. Es muss nie etwas zu exakt einer bestimmten Uhrzeit passieren. Wir orientieren uns immer an den Kindern. Sind sie müde, wird alles etwas vor verlegt. Sind sie noch nicht müde, dürfen sie länger spielen und wir dehnen den Ablauf aus. So ersparen wir uns immer wieder Frust am Abend. Denn kaum etwas ist schlimmer, als Kinder, die nicht schlafen wollen und Eltern, die davon genervt sind. Ich kann deswegen nur allen Eltern raten: Schaut auf Eure Kinder und geht es ganz locker an. Wer müde ist, der wird auch schlafen – und das gilt auch für müde Eltern.
Und wie sind Eure Einschlafrituale?
also meine Kinder wollen nicht schlafen auch wenn sie total müde sind ! Mittags und abends auch.
Genau! Meine Kinder bringen sich selbst ins Bett. Ich hatte es irgenwann furchtbar satt, den Abend mit Gemecker zu beenden, weil um soundso Uhr alle schlafen sollten. Wir machen das immer noch so, auch wenn der Blogpost schon fast 2 Jahre alt ist:
http://mama-arbeitet.de/erziehung/feste-schlafenszeiten-nicht-bei-uns
Die Situation ändert sich auch ständig, quasi von alleine, also von den Kindern aus. meine Jüngste hat vor 2 Monaten entdeckt, wie schön es ist, sich selbst in den Schlaf zu kuscheln, Früher wollte sie nie alleine einschlafen. Das kam wirklich über Nacht. Ich glaube, je gelassener Eltern damit umgehen, desto besser für alle, wie du auch schreibst.
Viele Grüsse, Christine
Vielen lieben Dank fürs Teilen wie es bei Euch ist.
Als ich von Ritualen las, bekam ich fast „Angst“ weil ich immer das Gefühl hatte, dass es sowas bei uns irgendwie nicht gibt. Aber dann stellte ich fest, dass es bei uns doch sehr ähnlich ist wie bei Euch. Besonders jetzt mit zwei Kindern.
Wir essen auch immer fast zur gleichen Zeit zu Abend. Danach werden die Kinder bettfertig gemacht. Die Große ist da nicht immer sehr bereitwillig *seufz*
Oft sind wir alle zusammen noch im Spielzimmer wo auch der Wickeltisch steht und die Sachen des Sohnes verstaut sind. Die Kinder klettern oder malen noch etwas. Wir wickeln den Sohn und ziehen ihm den Schlafanzug an. Die Große zieht auch ihre Schlafsachen an.
Oft ist es so, dass der Sohn zu der Zeit schon total müde und quenglig ist. Sobald er fertig ist, geht er mit mir ins Familienbett und dort stille ich ihn in den Schlaf, was fast immer recht schnell klappt. Meist liege ich auch nachdem er eingeschlafen ist noch eine Weile dort und genieße meine freien Minuten. (ich lese ein Bißchen im Smartphone umher 😉 ) Manchmal schlafe ich auch kurz mit ein.
In der Zwischenzeit geht der Mann mit der Tochter Zähneputzen und auf Toilette. Dann kuscheln sich beide auf die Couch und sie bekommt vorgelesen.
Wenn ich dann komme, schläft sie meist schon (manchmal der Mann auch 🙂 ) und wir tragen sie rüber ins Bett zum Sohn. Manchmal ist sie noch wach und ich muss weiter lesen bis sie einschläft. Manchmal, kommt sie auch direkt mit mir und dem Sohn ins Bett, kuschelt sich an uns und schläft so ein.
Dann haben wir Eltern Freizeit. Laptoppen, Film schauen, stricken, arbeiten….. Der Sohn wacht noch öfter auf und ich gehe oft hin und stille ihn wieder in den Schlaf (mal öfter, mal weniger oft) Gegen 23 Uhr gehe ich dann zu den Kindern ins Familienbett. Dieses ist leider jetzt mit dem Sohn zu klein für uns alle vier und deshalb schläft der Mann auf der Couch. Wir planen aber den Bau eines großen Bettes.
Ja, so ist das bei uns 🙂
Alles wunderschön- außer „Wer müde ist, der wird auch schlafen“. Das trifft wirklich nicht auf jeden zu- zumindest nicht auf meine Tochter (17 M.). Sie kann sich ihre müden Äuglein reiben und sich dann kurz darauf im Bett trotzdem noch 2 Stunden um die Ohren schlagen- natürlich nur in Anwesenheit von Mama oder Papa. Obwohl sie sich nicht einmal ungern ins Bett gebracht wird. Manchmal, habe ich das Gefühl, dass sie kurze Powernaps hält und dann wieder mit viel Elan Spaß zu haben. Es kommt nicht oft vor, dass wir Eltern schon 5 Mal weggenickt sind (was sonst im kuscheligen Bett im dunklen Zimmer), bis sie dann endlich eingeschlafen ist.
Wir haben auch ein Abendritual, legen sie nie vor halb 9 hin, sie macht ihren Mittagsschlaf kaum länger als 1,5 h und bis max. halb 3 und trotzdem braucht sie 30 min (Luxus) bis 2,5 h bis sie in den Schlaf gefunden hat. Und wenn ich warten würde, bis sie von sich aus Anzeichen macht in die Heia zu wollen- ich hab’s noch nicht ausgetestet. Ich glaube, sie würde um 0.30 Uhr noch freudig spielen.
Das mit dem abendlichen Einschlafen war übrigens schon immer schwierig. Bis fast 8 Monate habe ich sie abends immer im Tuch/Trage zum Einschlafen gebracht, das funktionierte nämlich immer. Im Liegen kam sie einfach nicht zur Ruhe, der Körper musste sich immer bewegen.
Ach ja, ihren Mittagsschlaf macht sie in einer Hängematte. Das geht auch- aber nur mittags.
Das Positive: Sie schläft auch zuverlässig bis mind. um 8. Meistens wecke ich sie um halb 9 langsam. Wenn ich mir am Wochenende keinen Wecker stelle, schlafen wir oft bis um 10 oder sogar 11! 🙂
Verzeiht mir die Fehler. Ich hätte es mir wohl nochmal durchlesen sollen 😉
Wenn unser Stöpsel abends nicht einschlafen wollte, obwohl müde, und nur Faxen machte, haben wir es mit Rausgehen probiert. Ein „gute Nacht, schlaf schön und wenn was ist, rufst du uns“ klappt ab und an besser, als stundenlang daneben zu sitzen. Ich hatte den Eindruck, als wollte er uns nur unterhalten, wenn wir da waren. Kaum rausgegangen, schlief er dann schon ein und man hörte keinen Mux mehr. Das geht natürlich nur, wenn der Stöpsel auch nichts dagegen hat, dass man rausgeht.
Das geht leider auch nicht- haben wir schon öfters versucht. Ich liege nicht „freiwillig“ 2 h im Bett. Sie fängt an zu jammern und steigert sich dann da rein, bis sie ganz bitterlich weint und bleibt einfach stehen, bis man wieder kommt. Und so einen Machtkampf möchte ich auch nicht.
Aber ich habe auch schon überlegt, ob ich versuche, ihr unsere Anwesenheit irgendwie langsam zu entwöhnen.
Wenn sie für sich alleine wach bleibt, macht mir das nichts aus, dass sie so lange braucht. 😀
Hallo Susanne! So in etwa sieht es bei uns auch aus. Du hast erwähnt, dass du die Tochter mit zwei Jahren abends abgestillt hast. Meine Tochter ist nun 17 Monate, und ich würde sie gern nachts abstillen ( tagsüber nicht zwingend). Hast du Tips, wie man das behutsam angehen kann? Hat sich deine Tochter nachts selbst abgestillt oder hast du nachgeholfen?
Liebe Susanne, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Sohn! Auch wenn wir uns gar nicht persönlich kennen, freue ich mich mit Euch! Ich verfolge Deinen Blog nun seit einiger Zeit mit großer Freude und fühle mich in diesem Weg, den Du beschreibst so oft bestätigt bzw. fühle ich mich darin irgendwie wohl. Ich versuche auch mit meinen Kindern (3J & 10 Monate) den bindungsorientierten Weg zu gehen – soweit es für uns passt. Ich habe zwar immer „nur“ 8-9 Monate gestillt, Brei gefüttert und mehr den Kinderwagen geschoben als sie zu tragen, dennoch behaupte ich, dass wir den bindungsorientierten Weg gehen. Ich schreibe jetzt unter diesen Artikel, denn ich musste ihn mir gerade nochmal durchlesen. Wir begleiten unsere Kinder jeden Abend in den Schlaf und das fühlt sich richtig und gut an! Doch wenn mein Mann abends nicht zuhause ist, gestaltet sich das schwierig. Ich muss mich quasi zwischen 2 weinenden müden Kindern entscheiden, die mich beide in dem Moment entscheiden. Deshalb versuche ich es zu vermeiden, dass ich mit den Kindern zur Schlafengehenzeit alleine bin. Dafür musste ich mir gerade Unverständnis und Kritik von der Frau meines Schwiegervaters anhören. Nach dem Motto „na dann schreien sie halt mal“. Sie hatte mit 4 Kindern nie die Hilfe ihres Mannes und es auch geschafft. Stellen wir Mütter uns heute nur an? Nein, natürlich nicht! Ich habe er direkt verärgert geantwortet, dass wir zum Glück die Nazimethoden abgelegt haben und unsere Kinder nicht schreien lassen.
Dennoch beschäftigt mich das sehr! Warum gibt es so wenig Verständnis seitens dieser Generation für den Weg, den wir gehen? Ich mache es mir nicht leicht und habe kaum bis keine Zeit für mich ganz allein! Warum gibt es dafür keine Anerkennung sondern nur Unmissverständnis?
Vielleicht schreibst Du ja irgendwann mal etwas dazu 😉
Ganz liebe Grüße
Nicole