Da stehst Du vor mir und stampfst wütend mit dem Fuß auf den Boden. „Nein! Ich machen!“ sagst Du und bist verärgert davon, dass es nicht so klappt, wie Du es Dir vorstellst. Es sieht doch so einfach aus, das Anziehen beim großen Bruder. Aber so sehr Du Dich bemühst, es klappt einfach nicht. Ich sehe, wie angestrengt Du bist: Deine kleinen Hände greifen, Deine Finger ziehen, konzentriert ist Dein Blick auf Deine Aufgabe gerichtet, die Lippen ganz leicht zusammengekniffen.
Es gibt so viele Dinge, die Du auf einmal allein schaffen möchtest. Es ist wichtig, dass Du genau das genau jetzt probierst. Dein innerer Kompass sagt Dir, dass es an der Zeit ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, zu lernen, zu be-greifen. Im ersten Jahr hast Du Dich kennengelernt und uns, nun setzt Du Dich mit der Welt auseinander und damit, wie die Dinge zusammen gehören und funktionieren. Schritt für Schritt kommst Du in dieser Welt an, eignest sie Dir an, verstehst und veränderst. Doch manches Mal sind Deinem Tun auch Grenzen gesetzt. Nicht nur durch die Welt, sondern durch Dich selbst.
Selbständigkeit zulassen und begleiten
Es ist wichtig, den Kindern den Raum zu geben, eigene Erfahrungen zu machen. Sie erproben sich und lernen dazu, gehen eigene Wege. Gleichzeitig sind sie jedoch auch noch klein trotz
aller Wünsche um Eigenständigkeit. Die Selbständigkeit zuzulassen, erfordert in den ersten Jahren auch ein Begleiten des „Selber-tuns“. Wir sollten unseren Kindern nicht die Aufgaben abnehmen, die sie nicht schaffen. Uns nicht daneben stellen und sagen: „Das kannst Du eben nicht!“ oder „Dafür bist Du noch zu klein!“ oder „Ich hab doch gleich gesagt, dass schaffst Du nicht!“ Wir können ihren inneren Antrieb, ihre Freude am Ausprobieren, ihren Mut und ihr Engagement erhalten, auch wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Selbständigkeit zulassen bedeutet nicht immer, eine Aufgabe dem Kind ganz selbst zu überlassen. Selbständigkeit zulassen bedeutet oft in der Kleinkindzeit, zu begleiten und aufzufangen.
Unterstützen durch Hilfestellung statt durch Übernahme
Unterstützen können wir unser Kleinkind, wenn wir die Aufgaben nicht abnehmen, aber Hilfestellungen anbieten: „Kann ich Dir den Knopf des Pullovers öffnen, damit Du ihn dann allein anziehen kannst?“, „Kann ich Dir den Schuh halten, damit Du hinein schlüpfen kannst?“, „Ich laufe hinter Dir die Treppe hoch, wenn Du alleine gehen möchtest.“
Hilfe bedeutet nicht, die Dinge abzunehmen. Es bedeutet, zu überlegen, wie wir mit einem kleinen Einsatz von uns eine Änderung in der Situation schaffen können, wenn wir sehen, dass unsere Kinder es allein nicht schaffen. Wir können Fragen stellen, wir können Hilfe anbieten, wir können Aufgaben aufteilen: „Eine Socke ich, eine Socke Du“ und unseren Kindern so das Gefühl vermitteln, sie in ihrem Bedürfnis zu sehen und sie zu unterstützen.
Manches Mal hilft auch freundlich angebotene Hilfe nichts. Manches Mal möchte das Kind es ganz allein schaffen, auch wenn wir als Eltern sehen, dass es so nicht gehen wird. Manchmal überraschen uns unsere Kinder dann mit ihrer Kreativität und manchmal haben wir anschließend die schwierige Aufgabe, die Frustration aufzufangen und damit umzugehen. Aber an vielen Punkten können wir uns die Situation erleichtern, wenn wir erleichtern, statt abzubrechen oder allein zu lassen.
Eure
Ach da finde ich mich gerade genau wieder! Meine 16-monatige Tochter will eigentlich immer alles alleine machen! Derzeit übt sie sich selber anzuziehen… echt schwierig, da sie, wenn man ihr helfen, alles was sie schon geschafft, wieder auszieht und von vorne anfängt. Da muss man schon sehr feinfühlig vorgehen!
Leider dürfen wir beim Zähne putzen nicht mal nachputzen…
Aber sie darf auch alles was sie kann auch alleine machen und hilft daher immer super gerne überall mit. Ich hoffe, die Lust ist auch noch da, wenn sie eine wirkliche Hilfe ist!
Oh! Was für ein schöner Handwagen. Verrätst Du wo der her ist?
Vielen Dank und beste Grüße vom anderen Ende der Stadt!
Alena
Ach, das ist eine so fantastische Zeit!
Mein Kleiner ist auch gerade am Anfang des alleine ausprobierens – so herrlich! Auch ich versuche ihn in seiner Selbstständigkeit zu stärken und zu unterstützen und jede neue Fähigkeit erfüllt mich mit Stolz. Das tröstet über jeden Frustanfall, den wir gemeinsam bewältigen hinweg.