Das ist aber die schönste Zeit…

Am Wochenende hatten wir Besuch von einer Freundin mit ihren Kindern. Eines ist so groß wie  meine Tochter, eines ist zwischen meinem Baby und meinem Mittelkind. Ihr kleines Kind tollte durch die Wohnung, sprach erste kurze Sätze und war einfach ganz bezaubernd. Ich lachte und sagte zu ihr: „Das ist so ein schönes Alter!“ Und dann schaute ich auf meine Kinder und dachte: Ist es das nicht immer?

Jedes Entwicklungsalter ist anders. Bald wird mein Baby seinen ersten Geburtstag feiern und ich blicke ein bisschen wehmütig zurück auf die ersten Tage, die Neugeborenenzeit und den Zauber, den sie bereit hält: das Kennenlernen dieses kleinen Menschen, das Wunder, dass er eben noch in meinem Körper lebte und nun in meinen Armen liegt und das Beobachten jeder kleinen Bewegung. Ich denke gerne an die Strahlen in den Augen beim ersten Umdrehen, beim ersten Krabbeln. Dieser Stolz auf die eigene Leistung. Ich denke an das Lachen, als mein Baby sich zum ersten Mal hochgezogen hat und auf den eigenen Füßen stand. Das erste Jahr ist die schönste Zeit.

Dann denke ich an mein Mittelkind. An die ersten Wörter und Sätze. Ich denke daran, wie es für seien Willen einsteht, was mich manchmal zum Verzweifeln bringt und ich dann abends doch mit meinem Mann über die Ereignisse des Tages lache. Ich denke daran, wie lustig es ist, die Welt aus diesen Kinderaugen zu sehen und sich erklären zu lassen. Alles ist noch Gefühlswelt, alles wirkt direkt in den Gefühlsbereich des Gehirns und es gibt Stürme von Liebe, von Wut, von Lachen, von Schimpfen. Alles ist noch besonders, alles ist verzaubert. Die Muckla wohnen in  unserem Haus und Feen gibt es wirklich. Die Kleinkind- und Vorschulzeit ist die schönste Zeit.

Und dann gibt es mein großes Kind. Die Sachen werden durchdacht, nicht alles wird gleich in einen Gefühlssturm umgesetzt. Es macht sich Gedanken über Männer und Frauen und Rollenverteilung, über Krieg und Flucht, über Liebe. Es hat echte, tiefe Freundschaften. Es sagt „Mama, ich möchte mit Dir kuscheln.“ und schmiegt sich in meinen Arm. Ein großer nachdenklicher  Kopf voller Gedanken und Ideen ruht an meiner Schulter. Wir können reden, so viel reden. Über die Welt und alle Dinge in ihr. Und wir können auf eine andere Art zusammen lachen. Es bastelt Popup-Bilder und Karten. Auf meinem Schreibtisch liegt ein handgeschriebener Zettel: „Ich hab dich lib“. Die Schulkindzeit ist die schönste Zeit.

Die schöne Zeit ist die Zeit mit unseren Kindern. In jedem Alter. Denn jedes Alter hat einen besonderen Zauber, wenn wir genau hinsehen. Jedes Alter verändert unsere Beziehung und lässt etwas gehen und etwas Neues entstehen. Jedes Alter ist das schönste Alter. Und ich wünsche mir, das das für immer so bleibt.

Eure

9 Kommentare

  1. Oh ja… Schön, dass du die Möglichkeit hast, dies mit drei Kindern zu erleben und zu feiern. Mein Partner und ich haben einen einjährigen Sohn. Ich lieben diesen kleinen Menschen über alles. Gern hätte ich weitere Kinder. Mein Partner nicht. Somit genieße ich jeden Augenblick mit meinem Sohn und hoffe, nie wehmütig zurück blicken zu müssen. Liebe Grüße

  2. Das hast du schön gesagt, liebe Susanne! Jeden Moment voll auskosten, darum geht es doch letztlich immer im Leben, oder? Ob mit oder ohne Kindern…
    Liebe Grüße!

  3. Mich hat neulich ein Freund, den ich nur alle zwei drei Monate sehe, darauf hingewiesen, dass ich bei jedem Treffen, seitdem meine Kleine ca. 6 Monate alt ist, zu ihm sage: Ach, es ist so schön. Es ist aber auch ein schönes Alter grade! Sie ist jetzt frische 2, und ja, sie hat ihre Verzweiflungsanfälle, aber wie sie spricht, was sie sagt, wie sie spielt, wie sie aus tiefstem Herzen glucksend lacht… Es ist so ein schönes Alter! 😉

  4. ideas4parents

    Liebe Susanne,
    der Text ist wirklich wunderschön geschrieben! <3
    Und er enthält eine ganz, ganz wichtige Botschaft.
    Wir sollten nicht wehmütig auf Dinge zurückblicken oder voller Sehnsucht in die Zukunft schauen, sondern das Hier und Jetzt genießen.
    Danke!
    Liebe Grüße
    Marina von ideas4parents

  5. Sindy_2709

    Der Text hat mich zu Tränen gerührt, danke dafür ❤
    Ich versuche immer im hier und jetzt zu leben. Als das Baby geboren wurde habe ich mir oft angehört, wie toll es sein wird, wenn sie lachen/krabbeln/reden/laufen kann. Und ich wollte das alles gar nicht, sondern nur das hier und jetzt. Das kleine Wesen was Tag und Nacht gekuschelt werden will. Mittlerweile lacht sie häufig und brabbelt niedlich vor sich hin und ich genieße es, dass sie mich erkennt und mit mir albern sein kann. Ich vermisse die Anfangszeit nicht, aber ich denke gern daran zurück. Die Zeit vergeht viel zu schnell und man sollte sie genießen. Jeder Tag mit einem Kind ist ein Geschenk und perfekt so wie er ist.

  6. Ach Susanne, ich liebe Deine Texte, Deine Sicht auf alles, Deinen Blick für das Gute, für Details, für Schönes in allem. Du bereicherst mein Leben, ich lese hier so gern. Ich danke Dir! Von Herzen. Für all die wunderbaren guten Impulse, die für mich so viel bedeuten! <3
    Alles Liebe,
    Steffi

  7. Wunderschön
    Hab Tränen in den Augen
    Oft verliert man das Hier und Jetzt weil man immer auf etwas hin arbeitet und auf etwas wartet, anstatt den Moment voll und ganz zu genießen.

  8. Tanja Laube

    Perfekt getroffen. Wir haben auch drei Kinder und oft muss ich mich „zurückholen“ um zu SEHEN

  9. Ich finde du hast Recht: Jedes Alter ist auf seine Art die schönste Zeit. Meine Kinder sind noch kleiner als deine (also: zum Teil 😉 ), deshalb kann ich dir nicht sagen, ob das so bleibt. Aber meine Mutter – und die muss es ja wissen – die beharrt bis heute darauf, dass wirklich jede Zeit die schönste bleibt.
    Offenbar auch mit erwachsenen Kindern.
    Irgendwie ist das schön zu wissen. 🙂

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