Erwartungen

Eine Schwangerschaft planen. Ein Kind erwarten. Ein Geschlecht erwarten. Hauptsache gesund – und wenn nicht? Erwarten, wie das Kind sein wird. Geburt planen. Erwarten, dass es durchschläft. Das Kind in der Entwicklung bewusst fördern, damit es schneller, besser, anders als andere ist. Gute Schulnoten erwarten. Liebe und Dankbarkeit erwarten – statt selbst einfach zu fühlen und zu sein und anzunehmen.

Als Menschen planen wir immer voraus, wir wägen ab, wir erwarten. Es strukturiert den Tag, wenn wir wissen, was kommt. Es hilft durch den Alltag. In vielen Dingen können wir heute Erwartungen haben, die auch zutreffen werden, denn unser Leben ist recht planbar geworden in unserer Gesellschaft. Selten passieren unvorhergesehene Dinge und wenn, dann treffen sie uns oft mit besonderer Härte, da wir sie nicht erwartet haben.

Doch anders als viele andere Bereiche, ist das Leben mit Kindern nicht so einfach planbar. Wir sind es gewohnt, Pläne zu schmieden, aber mit Kindern laufen sie viel zu große Gefahr, ins Wasser zu fallen. Denn Kinder sind nicht planbar. Sie unterliegen nicht den gesellschaftlichen Regeln, sie halten sich nicht an das, was wir mit ihnen vorhaben. Sie schlafen nicht durch, wollen sich nicht anziehen, essen heute nichts Grünes und morgen nichts Rotes, werden von einer Sekunde auf die andere krank und werfen Spielzeug in die Toilette. Wir können Wünsche haben, aber von Erwartungen sollten wir uns verabschieden. Von Wünschen wissen wir, dass sie vielleicht nicht erfüllbar sind, Erwartungen können enttäuscht werden.

Enttäuschungen im Familienleben lasten schwer auf uns und unseren Kindern. Unsere Kinder können die Last unserer eigenen Erwartungen nicht tragen. Sie sind nicht verantwortlich für uns und unsere Vorstellungen. Sie sind nicht da, um zu müssen. Sie sind da, um ihren eigenen Weg gehen zu dürfen und ihre eigene Wünsche zu entwickeln. Wenn wir uns von Erwartungen verabschieden, können wir entspannter mit den Verrücktheiten des Alltags umgehen.

Eure

 

12 Kommentare

  1. Genau so ist es, toller Text! Diese Fähigkeit, im hir und jetzt zu leben ohne Pläne und Vorurteile, haben leider nur noch unsere Kinder.

  2. Elisabeth

    Habe vor kurzem den Spruch gehört: Wer Gott zum Lachen bringen möchte, der mache einen Plan. ?

  3. Wir können soviel von unseren Kindern lernen, vor allem, einfach mal nur zu sein – mit ihnen und für sie da.

  4. Liebe Susanne – du hast natürlich mit jedem Wort Recht… und schreibst leider nicht dazu, wie schwer das ist 🙂
    Sicherlich nimmst du Bezug auf diesen Post von Runzelfüsschen etc – das finde ich sehr undifferenziert – Besser wäre es natürlich, wenn wir alle frei von Erwartungen sein könnten – so nach dem Motto: Schöner wärs, wenns schöner wär…
    aber seien wir doch mal ehrlich – wir alle haben Erwartungen und viele sind uns gar nicht bewusst… ich wünschte, es würde nicht immer so klingen wie: mach dich doch EINFACH mal locker und frei von Erwartungen etc.
    Das ist doch ein ganz komplexer Prozess… und Gefühle sind Gefühle… und jeder von uns hat auch mal weniger sympathische und „unangebrachte“… und es hilft doch allen, wenn sie wissen, sie sind damit nicht allein… heißt ja nicht, dass man sie hinnehmen soll.
    Weißt du, was ich meine?

    • Liebe Berta,

      nein, hier steht nirgends, dass es einfach wäre und es geht auch nicht um „Mach Dich mal locker“. Es geht auch nicht direkt um den Artikel darüber, ob man nun traurig sein „darf“ über einen Jungen oder nicht. Es geht hier um ein Phänomen in unserer Gesellschaft, dass sich in diesem einen Beitrag eben auch gezeigt hat: Dass wir permanent erwarten als Eltern und dass es uns das schwer macht. Ich denke nicht, dass ich für alles eine Lösung aufführen muss. Aber ich kann beschreiben, dass es das gibt und dass es ein problem ist und dass es besser wäre, wenn es anders wäre. Und das habe ich hier getan.
      Es tut mir leid, wenn Du Dich damit unter Druck gesetzt fühlst, es anders machen zu müssen. Das war nicht meine Absicht. Jeder geht seinen Weg. Aber es ist eben tatsächlich einfacher, etwas weniger zu erwarten und etwas mehr Dinge laufen zu lassen.

      • Nein das tu ich gar nicht – mich unter Druck gesetzt fühlen…so habe ich das nicht empfunden, dass du Druck aufbaust… ich bin da ziemlich klar mit mir selbst und auch großzügig 🙂
        Ich wollte nur einfach sagen, dass es auch schwierig ist und Arbeit und dass niemand traurig sein muss, wenn es nicht immer gelingt… dann liegt ja die Kraft in der Reflexion… so meinte ich das.
        Und sehe es ja genau wie du – nur dieser Aspekt fehlte mir. Dass das Scheitern erlaubt ist… sonst „erwartet“ man von sich selbst, keine Erwartungen zu haben… das wäre ja irgendwie auch doof 😀

      • P.S. Und ich fühle mich vor allem nicht persönlich getroffen… dachte eher an die Autorin (Jasmin?). Ich finde es hilft in so einem Moment nicht als Rat. Es ist ja bereits schief gelaufen.
        Sie wäre sicher auch gerne frei von Erwartungen… Wer wäre es nicht gern.

      • P.P.S. jetzt schreibe ich dir nochmal (musste nicht veröffentlichen… ist für dich)… ich habe es mir nochmal durchgelesen und wollte nicht hart klingen… ich mag dich und sehe es wie du… werde auch immer besser im annehmen und wenig erwarten… ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass wir ja alle keine Heiligen sind. Und dass es auch ok ist, wenn wir mal negative Gefühle haben… ich kenne so viele, die sich so allein damit fühlen… aber Bewusstwerdung ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Und jeder sollte sich freuen, wenn er sich nicht so fühlt die diese Rabenmutti… aber es geht ja hier nicht um moralische Überlegenheit.
        Ich hoffe du siehst meinen Punkt (ich glaube wir sind sehr verschieden 🙂 aber ich lese deine Sachen trotzdem gern…

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