Babybedürfnisse stillen

Es ist egal, wo Du gerade bist, wenn Dein Baby ein Bedürfnis hat. Denn es selbst erahnt nicht, wo Du gerade stehst, sitzt. Es weiß nicht, dass Du in der Schlange an der Kasse stehst oder an der Ampel. Es weiß nicht, dass Du in einer Ubahn bist und 50 fremde Menschen um Dich herum. Es weiß nicht, dass Du beim Arzt im Wartezimmer sitzt. Dein Baby weiß all diese Dinge nicht, weiß nicht, was Dir unangenehm ist oder gerade zeitlich unpassend oder „nicht angebracht“. Es weiß nur, was es selber spürt: Den Hunger in seinem kleinen Bauch, den es nicht einmal als Hunger beschreiben kann, nur als ungutes Gefühl, vielleicht als Schmerz. Oder die feuchte Windel, die unangenehm klamm wird. Oder das Bedürfnis, im Einkaufszentrum dringend ganz nah an den Körper der vertrauten Person zu wollen, weil all die Reize zu viel sind.

Unsere Kinder wissen am Anfang ihres Lebens von dem unsrigen noch recht wenig. Sie wissen nichts von gesellschaftlichen Konventionen und davon, dass an manchen Orten ein Stillen in der Öffentlichkeit oder ein Windelwechseln nicht gern gesehen wird. Sie spüren, wenn uns etwas unangenehm ist, aber sie verstehen nicht, warum. Sie spüren unsere Anspannung und werden davon selber angespannt, denn irgendwas stimmt gerade nicht. Noch viele Jahre dauert es, bis die unsere Regeln verstehen, die wir und in der Familie oder in der Gesellschaft ausgedacht haben. Regeln, die oft von Außen kommen, die aufgesetzt sind und die selbst wir Erwachsene manches Mal nicht durchschauen.

Doch jetzt, als Babys, sagt ihnen all das noch nichts. Sie spüren nur tief in sich ein Bedürfnis: nach Nähe, Nahrung, Zuwendung, Pflege, Schlaf. Und sie wünschen sich, dass es jetzt erfüllt wird. Nicht später, nicht gleich. Jetzt. Denn später und gleich kennen sie noch nicht. Sie wissen nicht, dass wir jetzt gerade nicht wollen oder können und wie lange dieser Zustand anhält.

Mit leisen Tönen, Gesten und Mimik kündigen sie sich oft an: „Hallo Mama/Papa, ich brauche jetzt gleich…“. Wir haben die Wahl: Wir können gleich reagieren, auch wenn es uns gerade nicht passt. Denn das Baby wird nicht verstehen, dass es gerade nicht passt. Wenn wir nicht gleich reagieren, wird es seine Töne verstärken müssen: „HALLO, ich hab doch gerade gesagt, ich brauche jetzt…“ Es wird nicht aufhören, sein Bedürfnis mitzuteilen, weil es das nicht kann und nicht soll. Es ist gut, dass es sich mitteilt. Und für uns ist es gut, wenn wir früh auf unser Baby hören. Bevor es lauter werden muss, bevor es sich empört und traurig und ängstlich wird, denn das macht es meist für alle schwieriger: für das Baby, wieder zur Ruhe zu kommen, für uns, es zur Ruhe und Entspannung zurück zu bringen und für die Menschen um uns herum auch.

Dein Baby weiß nicht, wo Ihr gerade seid. Es weiß nur, was es gerade braucht. Deswegen hör auf Dein Kind, hör auf Dich. Es ist egal, wo Ihr seid, wenn Dein Baby Dich braucht.

Eure

Susanne_clear Kopie


3 Kommentare

  1. … und obwohl es vielleicht auf den ersten Blick aufwändig erscheinen mag, immer auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen, ist es im Endeffekt deutlich entspannter und stressfreier. Als es nicht zu tun.

  2. Aber wie in aller Welt erfülle ich diese Bedürfnisse so zeitnah, wenn hier mehrere Kinder sind? Klar, die etwas größeren Kinder verstehen schon besser unsere Worte – aber richtig verstehen dass das Baby immer zuerst kommt tun sie ja auch nicht. Das bricht mir das Herz, dass ich so häufig das Bedürfnis des einen erfülle und das des anderen gerade nicht. Ich habe immer das Gefühl ich lasse einen gerade im Stich. Ich versuche es verbinden, aber das klappt auch nicht immer… das Baby stillt nur bei absoluter Ruhe :-(( wenn ich da kurz abgelenkt bin klappt es nicht

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