10 Jahre sind eine lange Zeit. Es ist eine so lange Zeit, dass ich sie kaum noch überblicken kann. Lang und kurz zugleich. Als ich Dich kennenlernte, da waren wir so jung: Keine Fältchen unter den Augen, keine grauen Haare. Heute ist Dein Bart an der ein oder anderen Stelle grau. Überhaupt hattest Du damals keinen Vollbart. Und ich wog 10 Kilo weniger. Ich trug noch keinen Ring an meinem linken Ringfinger, kein Medaillon mit Deinem Bild um meinen Hals. Ich wusste nicht, durch wieviele Täler wir gehen würden und welche Höhen erklimmen. Vielleicht hatte ich eine ganz kleine Idee davon, eine Ahnung.
In den letzten 10 Jahren habe ich Dich kennen gelernt, aber vor allem mich selbst – durch Dich. Ich habe gelernt, wo meine Stärken liegen und wo meine Grenzen. Ich habe mit Dir gelacht, so viel gelacht. Ich habe an Deiner Schulter geweint, so viele Tränen. Ich habe Dich angeschrien und verwünscht. Nie zuvor habe ich so viel gefühlt wie in den letzten 10 Jahren: eine solche Bandbreite in einem solchen Wechsel. Wie oft haben wir wohl unsere Hände gehalten in den letzten 10 Jahren? Wie viele Minuten gelacht? Wie viele Stunden gemeinsam mit Eis auf dem Sofa verbracht? Wie viele Nachrichten haben wir uns gegenseitig geschickt?
Manchmal könnte man meinen, eine Beziehung würde im Elternsein abflachen. Wenn der Alltag in den Vordergrund tritt. Wenn Probleme und Fragen im Raum stehen und man immer wieder zueinander finden muss. Elternsein bedeutet so oft, sich zu einigen. Mehr, als wenn man keine Kinder hat: Familienbett oder nicht? Brei oder nicht? Tagespflege, Kindergarten oder nichts von dem? Zweites Kind oder Einzelkind? Wenn es etwas gibt, das so verbindet wie ein Kind, müssen Fragen geklärt werden – es gibt kein Dranvorbei. Wir haben sie gemeistert, diese Fragen. Und wir haben gelernt, dass sie wohl nicht enden. Jeden Tag erfahren wir neue Dinge und sehen, dass Aushandlung ein wichtiger Prozess ist der uns für immer begleitet.
Natürlich haben wir uns verändert – äußerlich wie innerlich. Aber ich habe nicht mehr den Wunsch, zu meinem älteren Ich zurück zu kehren – äußerlich wie innerlich. Weicher sind wir geworden innen und außen. Verletzlicher, weil wir diese kleinen Wunder haben, die wir so lieben. Und weil wir uns auch durch sie noch mehr lieben gelernt haben.
An manchen Tagen ist es auch harte Arbeit, sich nicht zu verlieren. Denn immer wieder müssen Prioritäten und Wünsche abgewogen werden: Freunde treffen, ausgehen, … Wer arbeitet wenn die Kinder krank sind und wer bleibt daheim? Können wir beide in gleicher Weise unseren beruflichen Wünschen nachgehen und wie schafft man es, dass ausgewogen beide berücksichtigt werden und gleichermaßen auch zurückstecken müssen?
10 Jahre sind eine lange Zeit, das stimmt. Die Schmetterlinge sind heute etwas unaufgeregter als damals. Tragen Bart und Brille und senden sich per Smartwatch im Alltag zwischendurch den Herzschlag zu statt kleiner Briefe in Brotdosen. Aber sie sind da. Beieinander und halten sich fest. Gehören zusammen in guten wie in schlechten Zeiten. Geborgen wachsen bedeutet auch, als Paar gemeinsam zu wachsen.
Hachz. Das hast Du wieder sooo schön geschrieben.
Herzlichen Glückwunsch ?