Eines morgens hält mich der Nachbar, der unter uns wohnt, im Hausflur auf. Ob es denn einen Raum in der Wohnung gäbe, an dem man morgens nicht so früh Fußgetrappel hören würde? Das sei am Wochenende schon sehr laut und er überlege, sein Schlafzimmer umzuziehen. Ich überlege. Ein Raum ohne Fußgetrappel?
Kleine Füße rennen über den Boden. An manchen Tagen frage ich mich, ob die Kinder überhaupt laufen können oder ausschließlich rennen. Von der Küche ins Spielzimmer und zurück. Taptaptap. Die ersten Schritte am Morgen sind noch langsam und ruhig. Im Wohnzimmer sitzend höre ich wie ein Kind die Leiter des Hochbetts hinuntersteigt. tap – tap -tap. Die kleinen Füße werden schneller, rennen, springen ab und es plumpst etwas neben mir auf das Sofa. Taptaptap kommen weitere Füße hinterher gerannt, biegen ab, rennen ins Spielzimmer. Ich höre sie von einer Seite zur anderen rennen. Mal etwas schneller, mal langsamer. Vielleicht schwer beladen?
Es wird zum Frühstück gerufen. Schnelles taptaptap über die Holzdielen. Ein Fuß stolpert vor Aufregung, weinen, dann wieder weiter rennen. Wenn ich mich still hinsetze und den Füßen der Kinder lausche, dann höre ich, was sie tun: Ob sie ruhig spielen oder wild, ob die Füße gerade große Lasten tragen oder leicht wie eine Elfe über den Boden hüpfen. So viele Geräusche, so viele Gangarten habe ich schon gehört. Von mir, wenn ich schweren Schrittes und müde eines der Babys im Tuch durch die Wohnung trug. Besorgte Schritte, als die Tochter eine Lungenentzündung hatte. Langsame, bedächtige Schritte bei der Geburt des Sohns zu Hause. Die vielen Arten der Babyfüße: das Krabbeln, die Schritte seitwärts an Möbeln entlang, die vorsichtig aufgesetzen Füße bei den ersten Gehversuchen. Das Flitzen der Kinderfüße, die munteren Sprünge, das wütende Aufstapfen.
Nein, wir haben wohl keinen ruhigen Bereich in unserer Wohnung. Es gibt keine Stille außerhalb der Schlafzeiten. Das Fußgetrappel ist allgegenwärtig und erzählt die Geschichte von zwei Kindheiten unter einem Dach.
Eure
Man muss auch Rücksicht nehmen können auf andere und nicht die Kinder überall krach machen lassen, vorallem zu Ruhezeiten wie Abend und Früh, mein Kind darf nur im Wohnzimmer zu Ruhezeiten spielen, und niemand wird belästigt, so funktioniert Gemeinschaft, man kann von anderen nicjt erwarten den Lärm des eigenen Kindes zu ertragen.
Schonmal was von Rücksichtnahme gehört? Die kann man auch schon kleinen Kindern beibringen. Mache ich bei meinen auch.
Das heißt nicht, dass Kinder nur noch auf Zehenspitzen durch die Wohung schleichen sollen, schließlich sind sie Kinder und müssen die Möglichkeit zum Toben haben.
Aber andauernd? Man kann durchaus darauf einwirken, dass nicht frühmorgens schon eine halbe Stunde ständig vom Bett runtergesprungen wird oder dass nach einer halben Stunde Rumgerenne es auch mal genug ist.
Liebe Jessica,
das steht ja auch nirgends im Text. Es geht nicht um Ruhestörung, sondern um nicht still stehende Füße.
Das Kinderlärm und Fussgetrappel als Belästigung eingestuft werden ist so typisch deutsch.
Ich finde es ganz wunderbar wie du über solche Kleinigkeiten wie Kinderfussgetrappel voller Liebe schreibst. In deinen Worten steckt immer soviel Achtsamkeit und Herz.
Einige Geräusche lassen sich von Kindern kaum verhindern. Wir hatten zum Glück bisher immer sehr freundliche Nachbarn unter uns wohnen. Trotzdem habe ich mit meiner Tochter Zeiten (vorallem früh morgens am Wochenende) und Orte (Zimmer über dem Schlafzimmer der Nachbarn) der besonderen Rücksichtnahme ausgemacht. Ich finde das für ein gutes Miteinander wichtig.
Aber ich nehme an, dein Artikel zielt auf etwas anderes ab ^^ Die Beschreibung des Lebens mit allem was dazu gehört mit Trappelfüßchen ist schon verdammt niedlich 🙂
Euer Nachbar wollte Euch einigermaßen sanft darauf hinweisen, dass ein bisschen Rücksichtnahme (er redet ja nicht mal von ganzen Tagen oder jedem einzelnen Wochentag) nett wäre. Und so, wie Du Rücksicht auf Deine Kinder einforderst, solltest Du umgekehrt auch dazu bereit sein.
Ich finde es ein bisschen selbstbezogen, munter über Kindergetrappel zu sinnieren, ohne auch nur den Anflug einer Idee, wie Ihr dem Nachbarn entgegenkommen könntet.
Ich habe auch Kinder, finde aber, gegenseitige Rücksichtnahme ist durchaus ein Erziehungsziel 😉