Jeder Mensch ist einzigartig – über Inklusion

Der Begriff „Inklusion“ ist in aller Munde und dennoch treffe ich immer wieder auf Unverständnis und sehr viel Fragen, wenn ich davon berichte, dass meine Tochter in eine Inklusionsklasse kommen wird. „Aber Deine Tochter ist doch ganz normal und dann kommt sie in eine Klasse mit Behinderten?“ Mareice Kaiser vom Blog kaiserinnenreich.de würde dies wohl als „Behinderten Moment“ bezeichnen.

Als Diplom-Pädagogin bin ich im Laufe meiner Arbeitszeit viel in Kontakt gekommen mit behinderten Menschen: Eltern und Kinder. Und ich bin in Kontakt gekommen mit Menschen, die nach allgemein läufigen Definition von „behindert“ wohl nicht als solche gelten würden, aber dennoch sehr speziell sind. Denn meiner Meinung nach sind wir alle speziell. Jeder Mensch hat sein eigenes Temperament, Vorlieben, Besonderheiten. Manche Kinder sind wild und laut, andere mögen es gerne leise, sind schnell überreizt. Meine Kinder setzen sich gern Kopfhörer auf, wenn ich staubsauge, weil sie den Krach nicht ertragen. Wer definiert eigentlich, welche Art von „Special Needs“ besonders speziell ist?  Mareice Kaiser schreibt dazu: „Special Needs hat meine nicht behinderte Tochter. Die Bedürfnisse meiner behinderten Tochter finde ich ziemlich normal“

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Ich unterscheide im Alltag nicht dazwischen, ob ein Kind besonders ist, weil es nicht laufen kann und ein anderes, weil es nicht still sitzt. Alle sind Menschen, alle sind da und haben ihre Eigenarten. das bedeutet nicht, dass manche Menschen nicht besondere Unterstützung brauchen oder man darüber hinweg sehen sollte. Der Alltag ist es aber oft, der es manchen Menschen schwerer macht, zurecht zu kommen und anderen weniger. Weil es Orte gibt, die schwer erreichbar sind, wenn man sich nicht bewegen kann wie viele andere. Unser Alltag, unsere Städte sind oft an den Bedürfnissen des Durchschnitts ausgerichtet. Aber was wäre, wenn wir einfach unsere Welt so gestalten, dass wir von vorn herein Dinge so planen, dass sie allen zugänglich sind? So, dass im Alltag eben keine Behinderungen für Menschen entstehen.

Das ist einer der Gründe, warum meine Tochter in eine Inklusionsklasse kommt: Damit sie vorurteilsfrei aufwächst und Menschen so wahrnimmt, wie sie eben alle sind und damit eine Zukunft gestalten kann, die sich nicht an den Bedürfnissen nur einiger Menschen orientiert und andere auslässt. Meine Kinder sind auch speziell und ich wünsche mir, dass sie an anderen Menschen eben dies sehen: Jeder Mensch ist einzigartig auf seine Weise.

In unserem Podcast „Mutterskuchen“ haben wir mit Mareice über ihre Geschichte und das Thema Inklusion gesprochen.

2 Kommentare

  1. Für die Kinder ist Inklusion ein wahrer Segen. Wir haben eine kleine Person in der Schule, die trotz sichtbarer Andersartigkeit voll integriert ist, Freunde hat, mitmachen kann, dazu gehört. Die anderen Kinder lernen Rücksichtnahme und mit dieser Andersartigkeit umgehen. Wie anders wäre das Leben dieses Kindes verlaufen, wenn es eine Spezialschule hätte besuchen müssen. Und der Lerneffekt für die Mitschüler ist unbezahlbar.
    Was aber nicht vergessen werden darf: Inklusion in Deutschland hakt noch gewaltig. Der Wille ist da, die Möglichkeit gegeben, leider wird noch viel zu wenig dafür getan. Hier sollten wir von Ländern lernen, die da schon einen großen Schritt voran gegangen sind!

  2. Meine Töchter haben gar keine Wahl. Die Große wächst in 100% Inklusion auf durch ihre kleine Schwester mit Behinderung und es macht sie irgendwie zu einem „besseren“ Mensch – davon sollten auch noch anderen profitieren dürfen. Und unsere kleine Tochter mit Down Syndrom wird einmal so ein Kind sein über das sich die Geister scheiden.
    Es sollte gar nicht die Wahlmöglichkeit bestehen, wenn ein Kind mit speziellen Bedürfnissen kommt ist es eben da und die Eltern der anderen sollten mal den Ball flach halten. Es gibt „normale“ Kinder die ein größerer Störfaktor sind als jedes I-Kind, meist die von den Eltern die denken ihr Kind würde durch Behinderte behindert.
    Meine Kleine hat übrigens ihren eigenen Blog http://jolina-noelle.blogspot.com/ und zu zeigen, das es vollkommen normal ist anders zu sein

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