Wie Kinder in der Küche helfen können

Bianka ist Mutter von zwei Kindern, von Beruf eigentlich Ergotherapeutin, und bloggt seit 6 Jahren, mittlerweile auf wolkje-blog.de. Kürzlich hat sie ihr schönes Buch „Family at home – Stylisch wohnen mit Kindern“ veröffentlicht, in dem es darum geht, wie eine Wohnung sowohl praktisch als auch schön für Familien eingerichtet sein kann. Für die Serie über Selbständigkeit hat sie etwas darüber geschrieben, wie wir Kindern in der Küche mehr Selbständigkeit ermöglichen können.

Können schon Kleinkinder in der Küche mithelfen? Klar! Eine Vierjährige kann zum Beispiel schon Gemüse schneiden! Und ein Zweijähriger gekochte Eier abpellen! Wir versuchen in unserem Leben unseren beiden Kindern viel Selbständigkeit in allen Bereichen zu ermöglichen. Denn Kinder wollen selbständig sein – sie möchten uns helfen, Tätigkeiten, die sie bei uns beobachtet haben, selber ausprobieren und sich dadurch neue Fähigkeiten aneignen.

Teilhabe von Anfang ist wichtig – auch aus ergotherapeutischer Sicht

In meiner Arbeit als Ergotherapeutin stehe ich oft vor dem Problem, dass Eltern größerer Kinder traurig sind wie wenig mitgeholfen wird im täglichen Zusammenleben – „Immer müssen wir alles machen – dabei kann er/sie das doch!“ Ein Teil der Kinder kann jedoch wirklich nicht den Tisch decken oder sich selber das Brot schmieren – sie haben nie Anteil am Prozess gehabt oder sich ausprobieren können und haben die feinmotorischen oder planerischen Fähigkeiten daher nicht erworben.

Es ist also wichtig, Kinder von Anfang an mit in das alltägliche Geschehen einzubinden – und dabei macht Kochen mit Kindern auch noch richtig Spaß! – Wenn man genügend Zeit und Ruhe einplant und mal für eine oder zwei Stunden das Chaos ignorieren kann.

Selbständige Kinder in der Küche brauchen gute Rahmenbedingungen

Um den Kindern möglichst viel Selbständigkeit in der Küche bieten zu können, müssen ein paar Dinge umgeplant oder angeschafft werden: Um die Arbeitsfläche erreichen zu können, sind zum Beispiel Tritthocker oder für noch kleinere Kinder Lerntürme ideal. Wer genügend Platz hat, schafft sich vielleicht einen extra Tisch in Kinderhöhe zum Schnibbeln, Kneten und Rühren an. Spezielle Kindermesser passend für die kleinen Hände, mechanische Handrührgeräte, kleine Schüsseln und eigene Textilien wie Schürze oder Ofenhandschuh helfen, die Abläufe beim Kochen oder Backen mit Begleitung von uns Erwachsenen zu erlernen. Dabei muss nicht alles neu gekauft werden – manches kann einfach selber genäht werden oder man findet kleine Schüsseln oder Teller auf dem Flohmarkt.

Wenn die Kindergeräte und Materialien gut erreichbar in unteren Schubladen verstaut werden, können sich Kinder selbständig daran bedienen. Ich bin im Alltag oft froh, dass wir eine Schublade mit Kindergeschirr haben aus der sich beide Kinder selber Gläser und Teller nehmen – und mir die Orangensaftflasche dazu holen und ich oft nur einschenken oder bei der Großen assistieren muss.

Dennoch: Auf Sicherheit achten

Klar, wichtig ist auf die Sicherheit zu achten – Schneiden geht nur, wenn ein Erwachsener konzentriert daneben steht und anleitet. Scharfe Messer gehören genauso wie Putzmittel in abgeschlossene Schränke um erkundungsfreudige Kleinkinder zu schützen. Spezielle Messer (mit oder ohne Fingerschutz), Kindersparschäler etc. können beim Schneiden unterstützen.

Mithelfen in der Küche schult die Sinne

Und was das Mithelfen beim Kochen für viele Sinneseindrücke bietet! Die Gerüche, die unterschiedlichen Konsistenzen der verschiedenen Lebensmittel: weich, hart, pulverig, feucht, glatt, rauh, klebrig…. Die Geschmäcker und die vielen Farben und Formen. Essen und Trinken ist so viel mehr als nur reine Sättigung. Wer aktiv am Zubereiten unserer Mahlzeiten teilhaben darf, schult seine Sinne.

Ein Kind das gerne mit in der Küche steht und helfen darf, probiert während der Zubereitung mit Sicherheit etwas von den Zutaten. Wer sieht wie eine Möhre klein geschnitten wird, erkennt sie auf seinem Teller wieder, kennt ihren Geschmack und ihre Haptik. Natürlich ist das kein Allheilmittel um Super-Esser heranzuziehen. Auch unsere Tochter ist zurzeit in einer „Nudel pur“ Phase angelangt. Aber trotzdem glaube ich, dass der regelmäßige Kontakt mit den frischen Lebensmitteln ihre Spuren hinterlässt – und die Kinder irgendwann wieder alleine bei „gesunden“ Dingen wie Gemüse zugreifen werden.

Unser Motto aber zum Schluß: Kochen soll Spaß machen

Keiner wird überredet, wenn er keine Lust hat in der Küche zu stehen – Und wenn wir Erwachsenen auch keine Lust haben? Dann wird auch mal auswärts gegessen oder bestellt. Wir wollen vielfältig kochen, essen meist Bioprodukte und vieles, das regional und saisonal verfügbar ist – und trotzdem darf es auch mal eine Fertigpizza sein. Denn das Schönste ist, dass unsere Kinder gerne mit uns essen, kochen und backen und wir so viele gemeinsame Erinnerungen schaffen können.

 

Bianka, Jahrgang 1987, eigentlich Ergotherapeutin – Nebenjob und Herzensangelegenheit „Wolkje„. Verheiratet, Mutter einer Tochter (2013) und eines Sohnes (2016) und mit Hund und Katze im Häuschen auf dem Land.

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