Kranke Kinder mit Liebe pflegen

„Es geht mir nicht gut!“ sagst Du und schaust mich aus müden Augen an. Kleine Arme strecken sich mir entgegen und ich trage Dich auf meinem Arm, streichle Deinen Kopf. Ich kann Dir das Kranksein nicht abnehmen, so gern ich es würde. Ich merke, wie warm Dein kleiner Körper ist, wie schnell Dein Atem geht und wie erschöpft Du bist von den Tagen des Krankseins. Ich merke, wie sich die Erschöpfung in mir breit macht: Darüber, zu wenig zu schlafen und immer wieder aufzuwachen. Darüber, Dich vom Kranksein ablenken zu wollen und doch nur schlechte Laune entgegen zu bekommen. Darüber, wie wenig ich ausrichten kann.

Wir wechseln uns ab: Mal auf dem Arm eines Elternteils, mal auf dem Arm des anderen. Mal an einen gekuschelt, dann an den anderen. In der Zwischenzeit kann ein Erwachsener wieder Kraft schöpfen, sich kurz ausruhen. Ein krankes Kind zu begleiten ist auch dann anstrengend, wenn es eigentlich kaum etwas tut und „nur“ müde und erschöpft liegt. Es zehrt von unseren Kräften, es sorgt uns.

Ich streichle Deinen warmen Kopf und flüstere in Dein Ohr: „Alles wird gut!“ Du bist noch so klein und weißt nicht, wie sich Krankheiten anfühlen und dass sie durchgestanden werden müssen. Du ahnst nicht, dass in wenigen Tagen alles besser sein wird. Jetzt gerade zählt nur dieser Moment, nur dieses Kranksein und es erscheint Dir endlos. – Und uns mit Dir, obwohl wir so viel älter und erwachsen sind. Wie gern würde ich dieses Kranksein von Deinen Schultern nehmen, gerade jetzt. Wie wenig ich doch tun kann, denke ich wieder.

Ob ich noch einen kalten Umschlag machen soll? Noch einen Tee ansetzen? Müde schüttelt sich der kleine Kopf an meiner Schulter. Es gibt nicht so viel, was getan werden kann. „Ich hab Dich lieb“ flüstert es in mein Ohr, während ich das Haar aus Deinem Gesicht streiche. Und mir wird klar: Doch, in all dem gibt es eines, das wir immer tun können, das immer etwas ausrichtet: da sein. Diesen kleinen Kopf streicheln, diese kleine Hand halten. Da sein und mit dem Tee ein wenig Mitgefühl einschenken. Mit dem Balsam ein wenig Zuwendung auf der Brust massieren. Mit dem Wickel in warme Liebe umhüllen. Mitgefühl haben und sagen: Ich glaube Dir, dass das anstrengend ist. Wir können nicht nachfühlen, wie sich eine Krankheit für ein Kind anfühlt, aber wir können das Gefühl des Kindes annehmen und begleiten. Und selbst wenn wir denken, dass es doch vielleicht gar nicht so schlimm ist, wissen wir es schließlich nicht genau. Denn unser Kind fühlt vielleicht ganz anders. Deswegen sind wir „einfach“ da und nehmen an, was auch immer gerade jetzt gefühlt wird.

Eure

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