Manchmal ist der Alltag so voll und laut und hektisch. „Mama, kannst Du mal…“ „Mama, ich brauche…“ „MAMA, ICH WILL NICHT…“ Mama, Mama, Mama. An manchen Tagen, da vermisse ich die Stille. Da bin ich genervt von all den Wünschen der anderen, von all den Anforderungen und Bedürfnissen. Ich möchte nicht noch ein Brot schmieren, nicht aufpassen, dass nicht wieder etwas zu Bruch geht und nicht schon wieder einen Wutanfall begleiten. An manchen Tagen möchte ich einfach gerne nur für mich sein.
Ich stelle mir vor, wie ich dann morgens aufstehen würde und ganz in Ruhe einen Kaffee mache, während im Hintergrund Musik läuft, die ich mir ausgesucht habe und gegen die niemand etwas sagt. Nach dem Frühstück, bei dem ich die Beine auf dem Tisch liegen habe und in einer Zeitschrift blättere, würde ich langsam ins Bad gehen, in Ruhe und lange duschen, mir eine Gesichtsmaske machen, mich schminken und danach ganz in Ruhe vor dem Schrank stehen und die Kleidung des Tages auswählen. Ich würde arbeiten und in Ruhe ein Mittagessen einnehmen, bei dem niemand einen Sonderwunsch hat. Nachmittags würde ich ein Eis essen und müsst nicht daran denken, ob ich nun eine oder zwei Kugeln nehme und ob ein Kind einen Wutanfall bekommen würde, wenn ich eine Kugel mehr hätte. Ich konnte sogar Sahne und Streusel dazu nehmen, ohne dass sich jemand beschwert. Ich hätte keinen Zeitdruck, um rechtzeitig an Kindergarten oder Schule zu sein. Vielleicht würde ich abends Freunde einladen und so lange wach bleiben, wie ich es gerade möchte und noch lange plaudernd auf dem Balkon mit ihnen sitzen. – Das wäre ein Tag, wie ich ihn mir manchmal vorstelle an solchen Tagen. Ein weichgezeichneter Tag davon, wie wohl so ein Leben ohne Kinder wäre.
Und wenn ich dann wirklich einen Tag ohne Kinder habe? Ich nehme mein Frühstück am Tisch ein: Kaffee und Brot ohne großes und schönes Arrangement, gehe unspektakulär duschen und frage mich, was wohl die Kinder gerade tun. Ich arbeite und bin ein wenig produktiver als sonst. Das Mittagessen wird schnell gemacht und vielleicht gibt es ein Nachmittagseis. Ich denke daran, welche Sorte die Kinder wohl wählen würden und an unsere ewigen Diskussionen. Ich habe keinen Abholzeitdruck und denke dennoch daran, dass ich nun eigentlich los müsste. Am Abend lade ich doch keine Freunde ein, sondern gehe vielleicht lieber früh schlafen. Ich liege im Bett und denke an sie, meine Kinder. Daran, wie sich die kleine Hand nun in meiner anfühlen würde und der kleine, warme Rücken, der sich an mich schmiegt. Ich denke an die Atemgeräusche der Nacht, die ich sonst immer höre. Und ich vermisse.
Meine Kinder haben mein Leben nicht entspannt, nicht einfacher gemacht. Aber sie haben es achtsamer werden lassen und mich selbst meinem Leben hier und da eine Prise Glitzer zufügen lassen, die es sonst nicht geben würde. Die schön gemachten Obstteller, das selbst gekochte Essen, der Blick auf das Gesunde. Auch wenn ich mir manchmal andere Tage wünsche und Tage ganz allein für mich, weiß ich doch, dass diese Tage letztlich nicht so sind, wie ich glaube, dass sie sein könnten. Denn ich bin nicht mehr so, wie ich es ohne Kinder war. Sie sind nicht wegdenkbar – selbst nicht für einige Stunden. Und selbst an den Tagen, an denen es anstrengend ist, sitze ich abends bei ihnen, lausche ihrem Atem in der Nacht und bin glücklich, sie bei mir zu wissen.
Eure