Was Eltern brauchen, ist bedingungslose Freundschaft

Manchmal werde ich gefragt, was es ist, was Eltern am meisten gebrauchen können, wenn sie Eltern werden. Natürlich gibt es eine kleine Liste an Dingen, die ich Eltern gerne empfehle und auch Geschenke, die ich selber immer wieder mache. Aber es gibt eines, was wirklich alle Eltern brauchen. Alle. Das sind Freunde und Freundinnen.

Auf der Suche nach anderen…

Als ich das erste Mal Mutter wurde, war ich überrascht von diesem neuen Leben mit Kind. Von dem neuen Tagesablauf – von allem. Die ersten Wochen begleitete mich meine wunderbare erste Hebamme, doch irgendwann war die Zeit der Wochenbettbesuche vorbei und ich wusste nicht so richtig wohin mit mir, meinen neuen Gesprächsthemen und Fragen. Der Rückbildungskurs erleichterte mich, denn ich begegnete anderen, die auch auf der Suche waren. Dort war niemand, der wirklich zu mir passte, aber schon das Gefühl, dass ich nicht alleine war, war eine Hilfe.

… und wo sie zu finden waren

Schließlich fand ich sie doch, die passenden Menschen. Meistens an Orten, an denen ich sie nicht erwartete: Eine auf dem Spielplatz, andere in der Nachbarschaft und einige im Internet, die in meinen Alltag einzogen wie ein Sache, die ich nie hatte aber ohne es zu merken schon immer vermisste. Und mit ihnen kam die Erkenntnis, dass ich mir eine Elternschaft ohne sie nicht mehr vorstellen konnte. Denn sie sind es, die so vieles erleichtern: So viel ich auch lese und weiß, ersetzt das nicht das Nicken eines anderen Menschen, der mir versichert: „Kenn ich, war bei uns auch so und ist ganz normal.“ Es tut so gut, einen anderen Menschen zu kennen, der weiß, wie sich die durchgemachten Nächte anfühlen und einen mit dem Wissen empfängt, dass erst einmal ein Kaffee gemacht werden muss. Gemeinsam auf dem Sofa sitzen und über den Wahnsinn des Alltags lachen. Sich die verrückten Geschichten des Alltags erzählen. Hören, dass auch ein anderer Mensch mit der Wäsche nicht hinterher kommt. Sich die Herzmomente des Alltags erzählen und zusammen nachzufühlen. Sich gemeinsam überlegen, wie die Kinder wohl in zwanzig Jahren sein werden und ob sich ausmalen, wie sie mit ihren Partner*innen noch immer im Elternbett schlafen. Sich stützen bei den schwierigen Aufgaben der Elternschaft. Nachts anrufen und um Hilfe bitten.

Das Grundgefühl muss stimmen

Was Eltern brauchen sind andere. Menschen, die nicht immer der gleichen Meinung sein müssen, mit denen man aber ein Grundgefühl der Verbundenheit teilt. Menschen, die vielleicht auch gerade anders sind, um liebevoll einen neuen Blickwinkel einzubringen. Manchmal auch Menschen, die gar keine eigenen Kinder haben und gerade deswegen eine so wunderbare Bereicherung sein können und ein Ort, an dem die kleinen Sorgen und Freuden des Alltags auf interessierte Ohren stoßen.

Ich liebe sie alle, meine Freunde und Freundinnen – mit und ohne Kinder. Wie wäre mein Alltag ohne sie? Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich brauche die nickenden Köpfe, das Schulterklopfen, die geteilten Fragestellungen, die geäußerten Bedenken, das gemeinsame Lachen, die geteilten Sorgen, das Zusammensitzen, den Austausch, die Hilfe im Alltag, den mitgebrachten Kuchen, die Aufräumhilfe, das Aufpassen auf das jeweils andere Kind. Es hilft mir, den Alltag zu strukturieren, zu gestalten, ihn manchmal überhaupt durchzustehen.

Wenn ihr Eltern etwas schenken wollt, schenkt ihnen bedingungslose Freundschaft. So wie wir den Kindern bedingungslose Liebe schenken. Bedingungslose Freundschaft wägt nicht ab, rechnet nicht den Nutzen aus. Sie ist einfach da, weil sie gut und richtig ist. Sie gibt auf beiden Seiten Hilfe, Liebe, Lachen und Kraft. Und mit diesen vier Zutaten meistern wir die vielen Jahre der Elternschaft problemlos.

Eure


1 Kommentare

  1. Natascha Reichert

    Aber es ist nicht so einfach, jemand zu finden, der genau das auch möchte ?

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