„Du bist wirklich alt genug, um auch mal mitzuhelfen!“ höre ich es vom Nebentisch. Das Kind schaut die Mutter mit großen Augen an. Anscheinend wird erwartet, dass es den Tisch mit abräumt. Offensichtlich ist dies eine neue Aufforderung, denn das Kind weiß damit nichts anzufangen und schaut zwischen hilflos, unwillig und überrascht die Mutter an. Es bewegt sich nicht, die Mutter wiederholt ihre Aufforderung, das etwa vierjährige Kind weigert sich weiterhin und es kommt zum Streit. „Nie hilfst Du mit, aber Du bist schon so groß, dass Du das wirklich können solltest.“ Was hier vorliegt, ist ein weit verbreitetes Problem: Lange denken wir von unseren Kindern, dass sie zu klein wären, um uns zu helfen. Wir bremsen sie, halten sie vonTätigkeiten ab – um sie dann doch eines Tages einzufordern. Dann aber ist das Kind erst einmal überrascht: Warum soll es auf einmal tun, was es nie sollte oder durfte?
Das Spiel ist überall im Alltag zu finden
Um späteren Konflikten vorzubeugen, gibt es ein ebenso logisches wie einfaches Rezept: Kinder sollten vom Anfang an in den Alltag und die Aufgaben integriert werden. Denn was für uns vielleicht Arbeit oder Hausarbeit ist, ist für sie noch Spiel. Manchmal erzählen mir Eltern, dass sie so ungern mit ihren Kindern zusammen sitzen und mit Puppen oder Bausteinen spielen. Jeder Elternteil kann seinen Weg finden, wie er mit den Kindern zusammen spielt. Aber neben dem Umgang mit Spielzeug ist es auch einfach möglich, zusammen alltägliches zu erleben und so „zu spielen“: gemeinsam einen Kuchen backen, zusammen Gemüse für einen Salat schneiden, zusammen das Bad putzen mit viel Wasser, zusammen Staubwischen, zusammen Wäsche aufhängen. Oder das Kind einfach an den eigenen Hobbys teilhaben lassen: Zusammen malen, basteln, Roboter bauen, Löten,… Es gibt so viele tolle, lustige, schöne Sachen, die mit Kinder gemeinsam gemacht werden und die für das Kind wirklich ein Spiel sein können.
Kinder dürfen und wollen uns unterstützen
Und selbst die Aufgaben, die nicht spielerisch bearbeitet werden, können schon früh ein Teil des Alltags sein: Gemeinsam den Tisch decken, gemeinsam abräumen. Schon zweijährige können ihre Brote mit etwas Hilfe selber schmieren, sich aus einer kleinen Kanne selbst in das eigene Glas eingießen. Eltern sind oft erschöpft von den vielen Aufgaben, die sie im Alltag mit ihren Kindern erledigen, aber manches Mal könnte man sich einige Aufgaben sparen, wenn wir in unsere Kinder vertrauen und sie machen lassen.
Sie können helfen und sie wollen auch helfen. Das Soziale, Teil sein einer Gemeinschaft, ist in uns allen enthalten. Wir müssen deswegen auch nicht verwundert sein, es nicht besonders hervorheben oder betonen, dass sie helfen. Vielleicht würde das sogar nur ein unterschwelliges Gefühl bei ihnen verbreiten, dass es nicht normal sei. Unterstützung ist normal und natürlich. Unsere Kinder sind Teil des Systems Familie, sie gehören dazu. Wenn wir sie ausgrenzen von Aufgaben dieses Systems, nehmen wir ihnen Lernerfahrungen, aber auch soziale Teilhabe. Integrieren wir sie, ist dies von Vorteil für sie, aber auch für uns: Denn wir haben weniger allein zu tun und lernen dafür umso mehr über unsere Kinder und ihre Fähigkeiten.
Teilhabe im Babyalter
Der Teilhabe sind natürliche Grenzen gesetzt durch das Entwicklungsalter der Kinder: kein Krabbelkind oder Laufanfänger kann einen Teller tragen. Aber unsere Kleinsten können wir aktiv am Alltag teilhaben lassen, wodurch sie Abläufe bereits kennen lernen. Können sie bei uns in der Nähe sein, vielleicht sogar getragen im Tuch, sind sie ganz nah am Alltagsgeschehen dran und nehmen bereits auf die Weise teil, die ihnen möglich ist. Wir kommen mit ihnen ins Gespräch, erklären vielleicht beiläufig „Und nun mache ich…“ und bereiten sie auf diese Weise auf das Mitwirken vor.
Deswegen gibt es kein: „Du bist zu klein zum Mithelfen!“ oder „Jetzt bist Du alt genug zum Mithelfen!“ Kinder sind jederzeit bereit und alt genug. Kinder sind jederzeit Teil unserer sozialen Gruppe und können und sollten immer beteiligt werden.
Eure
Meine Kleine ist jetzt 9 Monate. Ihr Highlight ist es wenn der Geschirrspüler aufgeht. Ich entferne zuerst den Besteckkasten und dann beginnt sie den Spüler auszuräumen. Bis jetzt ist auch noch nichts zu Bruch gegangen. Wenn ich die Wäsche von der Leine nehme habe ich sie im Sling und sie zieht auch das eine oder andere Teil mit von der Leine. Solange keine Gefahr für Baby und Umwelt besteht werde ich die Kleine helfen lassen wo sie möchte.
Wie wahr liebe Susanne. Auch ich merke im Alltag, dass die Kinder so gerne einfach mitmachen möchten. Und wenn ich dazu gerade zu ungeduldig bin und „nur mal eben schnell … alleine machen will“ gibt es meist großen Protest, denn dieses alltägliche ist eben auch spannend für die Kinder. Und meist lasse ich sie dann doch mitmachen. Wie gut, dass sie sagen was sie wollen 🙂
Liebe Grüße
Sternie
von sternenglueck.blogspot.de
Ich lasse gerne meine Kinder mithelfen, und wenn ich mich nur um einen kümmen muss, läuft das auch meistens entspannt und lustig ab. Nur: sobald sie zu zweit mithelfen, bin ich schnell überfordert. Womit der 5jährige schon gut umgehen kann (Werkzeuge, scharfes Küchenmesser…), kann der 2jährige oft nur unter adleraugenmäßger Beobachtung hantieren. Der Kleine gibt sich aber nicht mit einer „Babyversion“ des Arbeitsgerätes ab, sondern will genau das machen, was der Große auch macht. Ich bin also eigentlich mehr damit beschäftigt, den Kleinen mit der Unkrauthacke zu beobachten, anstatt selber zu tun, während der Große mich aber auch ständig etwas fragt, Nachschub zum Schneiden will, Hilfe einfordert.
Finde das „an zwei Stellen gleichzeitig sein“ gerade super anstrengend, und am Ende haben wir zwar was „gemacht“, aber oft kein sichtbares Ergebnis, weil ich fast nur mit beobachten beschäftigt war, anstatt richtig was zu arbeiten.
Hall Susanne. Ich bin grundsätzlich deiner Meinung was das mithelfen angeht. Allerdings finde ich das im Alltag leider manchmal nicht so einfach. So ist es bei uns zum Beispiel der Fall das meine 13Monate alte Tochter am liebsten auf die offene Spühlmaschinenklappe sitzen würde und an den vollen Körben rüttelt. Allerdings geht so das eingeräumte Geachir zu Bruch und die Spühlmaschinenklappe hält dem Ganzen ebenfalls nicht stand. Hast du evtl. Tipps wie wir damit sinnvoll umgehen können. Bisher Räume ich die Spühlmaschine ohne ihr Beisein ein und aus, was ich aber sehr schade finde.
Herzlichst Nana
Liebe Susanne! Unsere kleine Tochter ist eineinhalb und räumt schon seit vielen Wochen die Spülmaschine aus. Dabei ist noch NIE etwas zu Bruch gegangen, sie nimmt einfach jeden Teller einzeln und sehr vorsichtig und stellt ihn selbstständig auf den Küchentisch. Als wir letzte Woche besuch hatten, wurde ihr beim Ausräumen dann schnell der Teller aus der Hand gerissen, dafür wäre sie ja noch vieeel zu klein. Ich erkläre ihr Sachen lieber 100mal als dass ich sie in ihrem Willen bremse. Herzliche Grüße, Milena von http://www.hellrosagrau.de
Sehe ich mittlerweile ganz genauso. Jedem Kind habe ich immer früher und immer mehr selbst machen lassen. Beim ersten Kind war ich noch sehr vorsichtig, dachte nur daran was schief gehen kann … Leider hat es etwas gedauert bis ich erkannte wie wichtig es ist, ihnen zu vertrauen und sie einfach ausprobieren zu lassen. Und so wird mithelfen und gemeinsam werkeln ganz selbstverständlich.
Hallo, gerade heute hat mein 2½ jähriger mir beim Kartoffeln schälen geholfen. Er hatte mit mir zusammen den Schäler in der hand und er hatte auch ein „richtiges“ messer zum klein schneiden. Natürlich hatte ich einen Blick drauf was er macht.
Er liebt es uns im Alltag zu helfen.
Ich musste lernen mich zu gedulden und ihn machen zu lassen ohne es ihm aus der hand zu reißen, weil es schneller gehen würde.
Ich genieße diese Zeit mit ihm sehr.
Wir sollten den kleinen echt mehr zu trauen und auf sie vertrauen.