Tag: 13. Januar 2017

Erwartungen

Eine Schwangerschaft planen. Ein Kind erwarten. Ein Geschlecht erwarten. Hauptsache gesund – und wenn nicht? Erwarten, wie das Kind sein wird. Geburt planen. Erwarten, dass es durchschläft. Das Kind in der Entwicklung bewusst fördern, damit es schneller, besser, anders als andere ist. Gute Schulnoten erwarten. Liebe und Dankbarkeit erwarten – statt selbst einfach zu fühlen und zu sein und anzunehmen.

Als Menschen planen wir immer voraus, wir wägen ab, wir erwarten. Es strukturiert den Tag, wenn wir wissen, was kommt. Es hilft durch den Alltag. In vielen Dingen können wir heute Erwartungen haben, die auch zutreffen werden, denn unser Leben ist recht planbar geworden in unserer Gesellschaft. Selten passieren unvorhergesehene Dinge und wenn, dann treffen sie uns oft mit besonderer Härte, da wir sie nicht erwartet haben.

Doch anders als viele andere Bereiche, ist das Leben mit Kindern nicht so einfach planbar. Wir sind es gewohnt, Pläne zu schmieden, aber mit Kindern laufen sie viel zu große Gefahr, ins Wasser zu fallen. Denn Kinder sind nicht planbar. Sie unterliegen nicht den gesellschaftlichen Regeln, sie halten sich nicht an das, was wir mit ihnen vorhaben. Sie schlafen nicht durch, wollen sich nicht anziehen, essen heute nichts Grünes und morgen nichts Rotes, werden von einer Sekunde auf die andere krank und werfen Spielzeug in die Toilette. Wir können Wünsche haben, aber von Erwartungen sollten wir uns verabschieden. Von Wünschen wissen wir, dass sie vielleicht nicht erfüllbar sind, Erwartungen können enttäuscht werden.

Enttäuschungen im Familienleben lasten schwer auf uns und unseren Kindern. Unsere Kinder können die Last unserer eigenen Erwartungen nicht tragen. Sie sind nicht verantwortlich für uns und unsere Vorstellungen. Sie sind nicht da, um zu müssen. Sie sind da, um ihren eigenen Weg gehen zu dürfen und ihre eigene Wünsche zu entwickeln. Wenn wir uns von Erwartungen verabschieden, können wir entspannter mit den Verrücktheiten des Alltags umgehen.

Eure