Vom Größerwerden

Wenn ich meine drei Kinder betrachte, fällt mir auf, wie sie sich mit steigendem Alter immer weiter von meinem Körper entfernt haben. Da ist das Baby, das noch immer an und auf mir lebt. Gerade jetzt in der letzten Woche gab es nur wenige Momente, in denen es sich von mir entfernen wollte. Es hält sich mit Armen und Beinen an mir fest, richtet den kleinen Körper zum Stehen an mir auf. Liege ich im Bett, krabbelt es auf mir herum und lacht, wenn es sich plumpsend ins Kissen fallen lässt. 

Dann ist da mein vierjähriges Mittelkind. Es kommt zu mir gerannt und wirft sich stürmig in meine Arme. Es fragt noch manchmal nach meiner Hand und ich muss es beim Balancieren halten. Und manchmal ist es auch noch ganz klein und will wieder wie das Baby getragen werden, ganz nah an mir und ruht seinen Kopf an meiner Schulter aus. Doch im nächsten Moment reißt es sich wieder los und rennt hinaus in die Welt, um bald zurück zu kommen zu mir.

Und dann ist da mein großes Schulkind. Das, das nicht mehr getragen wird. Dass nicht mehr meine Hand braucht beim Balancieren sondern allein in den Baum klettert. Mein Kind, das Wege schon ganz alleine geht und nicht mehr neben mir schlafen muss. Nur manchmal schleicht sich eine schon viel größere Hand in meine. Und ein Kopf legt sich an meine Schulter. Die Momente werden weniger, die körperliche Nähe wird weniger. Doch wenn dieser Kopf an meiner Schulter liegt und ich mit meiner Hand über die Haare streiche und an diesem Köpfchen rieche, dann ist es wie damals, als ich mein Kind zum ersten Mal in meinen Armen hielt.

Es kommt mit der Zeit mehr körperliche Entfernung, aber keine emotionale. Mein Kind ist mein Kind und wird es immer sein.

Eure

Susanne_clear Kopie

3 Kommentare

  1. Mutterseele Sonne

    …und manchmal nimmt mein fast 10jähriger Sohn beim Spazierengehen meine Hand, oder kommt meine 11jährige nachts in mein Bett geschlüpft. Sie sind ganz schön groß und sie wissen, dass sie die körperliche Nähe immer bekommen, wenn sie sie brauchen. Vielen Dank für Deinen Text, eine schöne Momentaufnahme!

  2. Und sie bleibt ein Leben lang…
    Die schönsten Momente die ich mit meinem (nach einem Schlaganfall stark eingeschränkten) Papa noch teilen kann, sind die, wenn er mein Gesicht streichelt oder ich meinen Kopf auf seine Schulter lege. Wenn keine Sprache mehr verbindet, bleibt aber die körperliche Nähe.

  3. Belle Isamih

    Das ist so schön und gleichermaßen auch traurig für mich. Ich merke es auch an meinen zweien. Der kleine ist 2 und braucht auch noch ganz oft meine Nähe, der Große ist 5 und ist schon so selbstständig geworden. Nachts kuschelt er sich noch oft an mich heran. Das genieße ich so sehr. Ich bin froh zu sehen, wie meine Kinder heranwachsen und wie selbstständig sie werden und dennoch würde ich sie am liebsten immer so halten können wie am ersten Tag. Ich weiß, dass ich sie fliegen lassen muss, aber in meinem Herzen halte ich sie auf ewig ganz ganz fest.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert