Mittelkind

Noch nicht groß und nicht mehr klein. Schon laufen können, aber irgendwann auf den Arm genommen werden müssen, weil die Beine doch nicht alles tragen. Noch nicht so hoch gewachsen, um alles überblicken zu können. Nicht mehr so klein, um immer hoch genommen zu werden. Das Hemd zuknöpfen wollen, aber noch nicht können. Überhaupt: So viel wollen und es oft nicht alleine schaffen. Immer irgendwo dazwischen sein. Kein Baby mehr, aber auch noch kein Schulkind.

Der Alltag mit einem Kind zwischen 2 und 6 Jahren ist oft nicht einfach für uns Erwachsene. Aber wie viel anstrengender muss er eigentlich für ein Kind sein? An manchen Tagen, wenn ich mein Kind beobachte, wie es so anstrengt etwas will (sagen, tun, beschreiben, basteln, erreichen), versuche ich für einen kleinen Augenblick, es nachzufühlen: Wie mag es wohl sein? Ich erinnere mich an Momente, an denen ich etwas schaffen möchte, aber es einfach nicht gelingt. An der Nähmaschine sitzen, aber der Stoff nimmt nicht die Form an, die ich mir wünsche. Einen Kuchen backen, der dann zusammenfällt. Einen Splitter mit einer Pinzette aus dem eigenen Fuß ziehen. – Manchmal habe ich auch den Wunsch, die Sachen einfach auf den Boden zu schmeißen.

Ich schaue mir mein Kind an, wenn es sich vor Wut auf den Boden wirft, so unendlich sauer und aufgebracht und schreit und schwitzt und weint. Wie viel Kraft es dabei aufbringt, wie viel Energie es kostet und wie es ihm manchmal gut tut, all den Ärger, die Wut, den Protest auf diese Weise los zu werden. Manchmal würde ich das vielleicht auch ganz gerne, denke ich mir, wenn es dann fertig ist und so gelöst und geklärt erscheint.

Ja, es ist nicht immer einfach. Aber auch nicht für unsere Kinder, die gerade auf der Suche sind, die ihren Platz finden wollen und müssen. Die sich und ihren Körper und all die Dinge in der großen, lauten Welt kennen lernen möchten. Es dauert, bis sie bei sich angekommen sind. Bei manchen länger, bei manchen kürzer. Manche drücken sich stärker aus, andere sanfter. Was sie brauchen, ist nicht die ermahnende Stimme, die ihnen noch mehr sagt, dass etwas nicht richtig sei. Sie spüren ja selbst, dass nicht alles so geht, wie sie es sich wünschen und sind deswegen verzweifelt. Sie brauchen Verständnis. Unterstützung dann, wenn sie es selber wollen. Und vor allem brauchen sie einfach Zeit.

Eure

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2 Kommentare

  1. Sabrina Fürstenberg

    Das ist genau das, was ich gerade auch mit meinem Sohn (wird 2) erlebe. Immer wieder dieser Frust wenn etwas nicht hinhaut, momentan vor allem wenn wir etwas nicht verstehen was er uns sagen will. Wenn wir es beim dritten Mal noch nicht erraten haben, dann kommt der Frust. Dann hilft es mir, mir bewusst zu machen, wie es für ihn sein muss. Wie gefrustet ich an seiner Stelle wäre.
    Ein wirklich schöner Artikel – danke.
    Liebe Grüße, Sabrina

  2. Oh ja!!! Sage ich als Mama einer 3 und eines 5 jährigen ??! Toll geschrieben! Eigentlich müßte man diesen Text allen aushändigen, die verständnislose Kommentare abgeben, wenn man den Kindern all das gibt, was Du beschreibst!

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