In den letzten Tagen wurde ich oft danach gefragt, ob ich nicht etwas über das erste Schuljahr schreiben könnte. Wie ist es so, wenn das Kind in die Schule kommt, welche Herausforderungen bedeutet es und wie ist der Gedanke des geborgenen Aufwachsens in der Schule weiter zu tragen?
Umstellungen sind immer anstrengend – für alle Beteiligten. Der Eintritt in den Schulalltag macht darin keine Ausnahme, denn es gibt viele Dinge, die nun neu sind: Die anderen Kinder, neue Lehrer und andere Strukturen – oder überhaupt Strukturen für Dinge, die vorher nicht in dieser Weise strukturiert waren. Das Essen in einer großen Gruppe, eine andere Art des Geräuschpegels. Morgens pünktlich aus dem Haus gehen und zur richtigen Zeit ankommen. Mit dem Eintritt in die Schule ändern sich auf einmal viele Dinge und diese Umstellung gilt es zu bewältigen.
Nicht nur für das Kind sind viele Dinge neu, auch für uns Erwachsene. Kinder passen sich in der Regel gut in neue Rahmenbedingungen ein, wenn sie sicher aufgefangen und begleitet werden. Uns Erwachsenen fällt die Umstellung manches Mal schwerer als unseren Kindern. Natürlich brauchen Kinder in der Zeit dieser Umgewöhnung viel Unterstützung, wie sie sie immer brauchen in Zeiten des Umbruchs: Sie brauchen Eltern, die ihnen zuhören, die offene Ohren haben für ihre neuen Belange. Sie brauchen Eltern, die nach der Schule wirklich Anteil nehmen und nachfragen.
Unabhängig davon welche Schulform wir wählen für unser Kind, gibt es einige Punkte, die für die erste Zeit wichtig sind und einen guten Übergang ermöglichen und das Kind auch später gut begleiten.
Wichtige Aspekte für den Schulstart:
- Zeit einplanen: Kinder kommen nicht zu spät zur Schule, weil sie trödeln, sondern weil wir Erwachsene zu wenig Zeit eingeplant haben. Wir kennen unsere Kinder und wissen, ob sie kleine TräumerInnen sind oder ForscherInnen, die jeder Ameise hinterher sehen. Deswegen sollten wir morgens genug zeit einplanen für den Weg, um unser Kind nicht in die möglicherweise unangenehme Situation des Zuspätkommens zu bringen.
- Das Kind wirklich abholen und bei ihm sein: Wenn wir das Kind abholen, hören wir ihm zu. Auch wenn es nichts sagen möchte, sind wir präsent. Das Kind hat auf jeden Fall die Möglichkeit, wichtige Dinge mitzuteilen – auch wenn es das nicht möchte. Deswegen sollten wir in den Abholsituationen wirklich da sein, das Handy beiseite lassen und auch andere Gedanken und uns auf unser Kind konzentrieren.
- Ruhephasen einplanen. Die erste Zeit der Umstellung ist vielleicht anstrengend. Für manche Kinder (und Eltern) ist es gut, in den ersten Wochen ein ruhigeres Nachmittagsprogramm zu haben und weniger Freizeitstress. Generell sollte beachtete werden, wie viel dem Kind außerhalb der Schule noch angeboten werden kann und ob ihm weitere Angebote gut tun (und welche) oder ob es einfach Ruhe braucht.
- Interesse haben: Kinder müssen nicht immer alles erzählen. Aber sie wollen spüren, dass wir Interesse haben. Wir können offen nachfragen nach dem Schulalltag, können uns auch mit anderen Eltern vernetzen und mit LehererInnen und ErzieherInnen sprechen und uns aktiv einbringen.
- Freundschaften unterstützen: In der Schule werden oft neue Freunde gefunden oder Freundschaften ändern sich. Kinder brauchen die Möglichkeit, sich mit den neuen Freunden zu treffen und gemeinsam auch außerhalb der Schule Dinge zu erleben. Und Eltern finden auf diese Weise auch neu zusammen.
- Trauer zulassen: Vielleicht vermisst das Kind die alten Gewohnheiten und Routinen, den Kindergarten oder das Zuhausesein. Diese Gefühle sind normal und es ist wichtig, dass das Kind darüber sprechen kann und sich angenommen fühlt damit. Am Ende des Tages kann dennoch gemeinsam darüber gesprochen werden, was heute schön war am Schultag und worauf man sich freut.
- Entspannt bleiben: In der Schule gibt es sicherlich auch Dinge, die anders laufen als man es sich wünscht oder es bisher getan hat. Wahrscheinlich war das auch früher so beim Start in den Kindergarten. Auch Eltern müssen sich erst einmal einfinden. Bei wirklich wichtigen dingen sollte immer das Gespräch gesucht werden mit LehrerIn, ErzieherIn oder Elternvertretung.
- Positive Einstellung vermitteln: Viele Eltern tragen ein eigenes Päckchen mit sich herum: Der blöde Mathelehrer damals, die furchtbar langweiligen Geschichtsstunden, der schreckliche Sportunterricht… Unsere Kinder gehen neue Wege. Wir sollten sie nicht durch unsere eigenen negativen Erlebnisse vorab abschrecken. Lernen ist toll, Kinder lernen jeden Tag und sie haben nun die Chance, selber heraus zu finden, was sie besonders mögen und was vielleicht weniger. Aber wir sollten ihnen alle Wege offen halten. – Das gilt natürlich auch umgekehrt: Nur weil wir in Mathe, Kunst oder Deutsch besonderes Talent hatten, sollten wir dies nicht von unseren Kindern auch erwarten.
- Das Kind beobachten: Für viele ist es selbstverständlich das Kind wahrzunehmen und die Veränderungen zu beobachten. Es sucht einen neuen Platz in einer neuen Gruppe und das ist auch oft mit viel Ausprobieren verbunden. Wir Eltern sollten dieses Ausprobieren nach Möglichkeit unterstützen: Vielleicht möchte es auf einmal andere Sachen auf das Brot geschmiert haben, weil die Sitznachbarin das macht oder es interessiert sich für ein neues Hobby oder einen anderen Sport oder auch Spielsachen, die bisher nicht vorhanden waren. Diese Dinge sind wichtig für unser Kind, weil sie in der neuen Gruppe vorhanden sind und es möchte seinen eigenen Platz darin finden und ausprobieren, was passt und was nicht. Wir Erwachsene beobachten, kommen ins Gespräch und unterstützen.
- Wenn das Kind krank ist, ist es krank. Manchmal brauchen Kinder mehr Ruhe, manchmal sind sie wirklich krank. Wenn Kinder das Bedürfnis nach mehr Ruhe oder einer Auszeit äußern, sollten wir das Ernst nehmen. Auch hier gilt: Wir sollten ihnen wirklich zuhören und ihre Bedürfnisse wahrnehmen. Und manches Mal kann ein Tag zu Hause in Ruhe einer ganzen kränklichen Woche vorbeugen.
Auch zum Schulstart gilt also, was immer gelten sollte: Wir sind einfach wirklich da für unsere Kinder.
Habt Ihr noch weitere Tipps für den Schulstart?
Eure
Danke für diese wertvollen Tipps! Sie zu lesen hilft allein schon dabei, sich bewusst zu werden, wie viele Aspekte das Thema Schule für das Kind (und die Eltern) hat. Mir war es ganz wichtig, vorher zu überlegen, wie ich meine Arbeit mit dieser Umstellung vereinbaren kann, um regelmäßige und relativ frühe Abholzeiten einhalten zu können, weil ich weiß, dass mein Kind nach den vielen neuen Eindrücken eine Erholungsphase braucht. Und ich nehme mir fest vor, das Handy und die Gedanken an die Arbeit am Nachmittag beiseite zu schieben.
Gute Ansätze! Nur was das Kind da lesen muss gruselt mich… Dachte sowas gibt’s heute nur noch selten … Kenne mich da zufällig aus …
Ein toller Artikel mit klugen Gedanken ? kann ich als Lehrerin voll und ganz so bestätigen!
Auch wenn wir noch eine ganze Menge Zeit haben, bis dieser Lebensabschnitt für uns aktuell wird: Danke für diesen Einblick und die tollen Tipps!
sehr schöne Tips! Ich möchte noch ergänzen, was uns geholfen hat.
-die Brücke zur Schule bauen und pflegen: wir haben schon vorher unkompliziert Kontakt zur Lehrerin aufgebaut, geschaut, wo der Klassenraum sein wird, usw..
-Kontakt zur Schule halten: mit der Lehrerin in gutem Kontakt zu sein vermittelt einem ängstlichen Kind, dass es nicht „von zu Hause weg“ ist, sondern einfach nur woanders 😉 und dort ist es auch gut.