Manchmal ist es nicht leicht, alles unter einen Hut zu bekommen. Manche Sachen sind auch so groß, dass sie einfach nicht als Ganzes unter einen Hut passen oder dass neben ihnen nicht genug Platz ist für andere. Manchmal ist alles ganz schön viel. Ich werde oft gefragt, wie ich es denn schaffen würde mit drei Kindern, davon zwei zu Hause und auch noch Arbeit und Hausarbeit, die zu erledigen sind. Gerade jetzt, wenn das dritte Kind noch so klein ist, könnte ich doch nicht daneben noch arbeiten? Aber ich tue es. Weil ich meine Arbeit sehr liebe, weil mir das Bloggen und Schreiben Freude macht und weil ich durch Eure vielen Mails immer wieder bestätigt bekomme, dass diese Arbeit richtig und wichtig ist. Und vor allem: weil es eben bei mir doch so geht und mir gut tut.
Dennoch bleibt die Frage, wie ich das schaffe, nicht unberechtigt. Mein Geheimnis ist: Ich zerlege alles in kleine Päckchen. Kleine, machbare Päckchen jeden Tag. Päckchen, die untereinander gut kombinierbar sind oder austauschbar. Es gibt die Päckchen mit Dingen, die gut aufgeschoben werden können, die ich dann erledigen kann, wenn ich nunmal Zeit habe. Vielleicht nicht heute oder morgen, sondern eben dann, wenn sie passen. Dann gibt es natürlich die dringenden Päckchen mit einem Ausrufezeichen drauf, die ich zeitnah erledigen muss: Einkauf, Essen, wichtige Post, Geburtstage etc. Große Dinge werden klein gemacht, damit sie abgearbeitet werden können. Und viele Päckchen werden auch einfach weiter gereicht in der Familie oder zu Freunden: Kannst du das hier erledigen? Kannst du mir helfen? Für die Frage nach Unterstützung darf man sich nicht schämen, schon gar nicht als Familie. Und selbst in der kleinen Familie im engen Kreis werden Päckchen weiter gereicht: Das Kind, das den Tisch deckt, das andere Kind, das den Salt schneidet. Familie bedeutet auch Unterstützung und nicht nur, dass Mama oder Papa alles erledigt. Es gibt Päckchen mit der Aufschrift: Zu erledigen, wenn das Baby schläft oder wenn alle Kinder schlafen. Mein Buch und mein großes Projekt „achtsame Elternschaft“, das bald beginnt, gehören zu diesen Päckchen. Ein Buch, das aus vielen kleinen Kapitelpäckchen besteht. Es gibt Päckchen, die tragen den Vermerk: Erledigen, wenn Du unterwegs bist (wie Telefonate oder Einkäufe). Und es gibt auch wirklich viele Päckchen, die einfach an den Absender zurück geschickt werden: Tut mir leid, kann ich gerade nicht unterbringen.
Meine Tage setzen sich zusammen aus vielen kleinen Päckchen, die nach und nach abgearbeitet werden. Mal sind es mehr, mal weniger. In solch kleine Einheiten zerlegt, sind sie nicht mehr groß und unübersichtlich. Sie sind keine unüberwindbaren Hindernisse sondern nur kleine Päckchen, die geöffnet und sorgsam weggelegt werden. Manche machen Freude, manche erfreuen erst dadurch, wenn ich sie endlich weggeräumt habe.
Nur ein Päckchen, das hat immer Priorität: Das Familienpäckchen oder auch das Partnerpäckchen, das Tochterpäckchen, das Sohnpäckchen oder das Babypäckchen. Sie sind immer vor allen anderen Dingen dran, haben den „Vorsicht, zerbrechlich!“ und „Eilt!“ Aufkleber angeklebt. Sie sind es, die oberste Priorität haben und hinter denen sich alle anderen anstellen müssen.
Und so komme ich eigentlich sehr gut durch den Tag.
Und was ist Euer Geheimnis?
Eure
Das hast du aber ganz wunderbar beschrieben 🙂
Schöner Artikel!
Und eine Methode, die ich auch gerne anwende, weil sie für mich auch gut funktioniert.
Mir persönlich fehlt noch die Erwähnung des Selbst-Päckchens, denn man ist ja auch ein eigener Mensch mit eigenen Bedürfnissen, die ebenso wichtig sind.
Hallo Susanne,
Danke für deinen anschaulichen Text. Deine Bildsprache fasst den Alltag mit (kleinen) Kindern wunderbar zusammen.
Was mir mit dem Neugeborenen und den drei Geschwistern noch wichtig ist, ich suche die Päckchen aus! Die Verwandschaft kann sich gerne über den unordentlichen Flur beschweren, wenn ich mal das Päckchen „Auszeit für Mama“ brauche, während der Kleinste schläft, dann ist das so.
Viele Grüße
Mama Maus
Eine schöne Analogie. Ich habe eine andere. Mein Tag ist ein Wegenetz durch den Wald. Je nachdem wie lange und wo das Baby schläft, wie der Nachtschlaf war und was ich auf der Prioritätenliste habe, wird ein anderer Weg eingeschlagen. Alle Wege führen irgendwie zum Ziel, aber die Abbiegungen lassen sich kombinieren. Simples Beispiel: Fahrrad und Kinderanhänger oder Kind tragen oder (notfalls) Papa schicken, um das große Kind zu holen. Für Dinge, die kein Haushalt sind (etwas Arbeit, Briefe, etc.) mache ich rollende Wochenpläne, eigentlich auch für den Haushalt. Dann wird halt einen Tag später Wäsche gewaschen oder die Bodenpflege muss sich etwas gedulden. Wichtig dafür finde ich – um bei deiner Analogie zu bleiben – nach welchen Kriterien man Päckchen zurückschickt oder weitergibt. Beispielsweise kann man sich eine Vorab-Deadline, wenn etwas dringend ist und man es dann evtl doch abschieben muss. Und ansonsten halt mal fünf gerade sein lassen. Wenn wir es nicht geschafft haben, Brötchen zu backen, stelle ich mich nicht mehr bis Mitternacht in die Küche. Dann wird halt mal ein Weißbrot zum Toasten besorgt und gut ist. Und was unheimlich gut tut, wenn man mal gesagt bekommt, dass man es eigentlich gut hinbekommt. Deiner Blogfrequenz nach zu urteilen, hast du einen guten Plan, liebe Susanne. Das hätte ich wahrscheinlich nicht so geschafft, als Nummer zwei so klein wie dein Babysohn war. Ich schenke dir ein virtuelles Schulterklopfen, das kann man immer mal brauchen, wenn zu viele Päckchen den Hausflur verstopfen und man sich erstmal eine Stelle zum Hintreten suchen muss. ? Ich versuche jetzt mich beim Wochenendspurt durch den Wald nicht zu verheddern. Alles Liebe, Calliope
In dem Text ist beinahe alles drin was ich im Weiterbildungskurs „Zeit- und Selbstmanagement“ letzte Woche in einem ganzen Tag gelernt habe – mal wieder „Danke“.
So ähnlich läuft es bei uns auch. Und es läuft gut. Nur mein zweites Buch will sich irgendwie nicht von selber schreiben.
Wahrscheinlich muss ich die Päckchen einfach neu schnüren…
Ich bin zum ersten Mal schwanger und voller Vorfreude, aber auch voller Fragen: Wie will ich was machen, welche Tipps nehme ich an, wie kann ich bestimmte Situationen meistern. Vor kurzem habe ich dein Buch gelesen und möchte auf diese Weise einfach Danke sagen. Danke, für deine großartigen Texte, die kein richtig oder falsch bestimmen, sondern das Selbstbewusstsein einer – werdenden – Mutter stärken!
Ich freue mich, dass ein neues Buchprojekt zu deinen Päckchen gehört und bin schon sehr gespannt 🙂 Bis dahin lese ich fleißig auf deinem Blog.
Liebe Grüße
Lb Susanne, der letzte Satz hat mich gerade – frisch aus dem Urlaub mit drei Koffern dreckiger Wäsche – auf den Boden der Tatsachen geholt☺ danke. Eine Frage noch: merkst du dir all deine Päckchen oder führst du einen Kalender, computer, notizblock? Ich hab letzteres – bloß wird das im Laufe einer Woche immer unübersichtlicher ?lg
Liebe Bianca,
einen Teil merke ich mir, den anderen Teil notiere ich mir. Meine Freundin Milena hat im letzten Jahr den Kalender „Ein guter Plan“ herausgebracht, den ich wirklich sehr empfehlen kann für die Arbeit mit Päckchen 🙂
Liebe Grüße!
Danke ☺hast du einen links für mich /uns? Bin mir Grad unsicher, ob ich den richtigen bei Amazon gefunden hab?
Schau mal hier: http://einguterplan.de/
Du hast ein wichtiges Päckchen mit der Aufschrift „Vorsicht zerbrechlich! Eilt!“ vergessen! Das Susanne-Päckchen! Ich hoffe jedenfalls, dass du für dich auch so ein Päckchen reserviert hast. Wenn nicht, bist du ein Übermensch und ich wüsste gerne dein Geheimnis, woher du deine Kraft nimmst. LG
Du hast ganz Recht. Aber das würde ich irgendwie nicht als Päckchen betrachten, sondern das ist immer ganz da. Aber die besonderen „Me-Time“ Zeiten, die sollte ich vielleicht noch mit einbauen, also Badewanne, Frisör,…
Liebe Susanne,
das ist ein toller Text. Ich kenne das, zuhause mit 3 Kindern (leider ab Herbst hier auch eines in der Schule), auch sehr gut. Und ich bin wohl noch nicht so gut darin. Allzuoft ist ein halber Tag weg und ich habe keine meiner Aufgaben geschafft (wenn es schlecht läuft) oder nur die allerwichtigste: glückliche Kinder.
Was ich für mich entdeckt habe ist systematisch Wartezeiten für kleinste Aufgaben zu nutzen. D.h. bis der Jüngste überzeugt ist sich die Windeln wechseln zu lassen hab ich das Bett gemacht (und freue mich darüber sobald ich wieder in´s Schlafzimmer komme). Und solange die Kinder selbst ihre Zähne putzen und dabei gerne rumflitzen hab ich das Waschbecken einmal ausgewischt… So warte ich nicht genervt sondern habe quasi ohne „Arbeitszeit“ schon ein paar Handgriffe geschafft.
Viele Grüße,
Maria von OstSeeRäuberBande