„Das wird jetzt aber anstrengend!“ – Wie groß ist Dein Kinderwunsch?

„Oh, das wird jetzt aber anstrengend als Mutter von drei Kindern!“ sagt mir meine Mutter als sie erfährt, dass wir ein drittes Kind bekommen. Seit dieser Nachricht habe ich noch unzählige andere solcher Hinweise bekommen. Zwei Kinder – das ist noch recht normal, da wird noch ein Auge zugedrückt. Drei Kinder – also das ist wirklich anstrengend. Jetzt, kurz vor der Geburt, häufen sich die Meldungen in diese Richtung: „Und wie habt Ihr das jetzt geplant, so mit drei Kindern?“ „Puh, da habt Ihr Euch ja ganz schön was vorgenommen!“ Ich höre die Worte und verstehe doch nicht den Sinn dahinter. Sind Kinder eigentlich immer nur noch Belastung für viele?

Ja, ich würde sagen, dass sich mein Leben durch das Vorhandensein meiner Kinder grundlegend geändert hat. Und dies sicherlich auch durch die Art, wie ich Elternschaft lebe und leben möchte. Ich würde sogar sagen, dass ich selbst mich verändert habe durch meine Kinder. Das fängt bei der Ernährung und Pflege des Körpers mit Bioprodukten an, geht weiter über meine Erwartungen an faire und gute Arbeitsbedingungen für mich und andere Frauen und Mütter und endet bei persönlichen Einstellungen und Erwartungen an mein Leben und meinen Alltag. Ach ja, und natürlich hat sich auch verändert, wie ich meine Partnerschaft lebe und gestalte – einfach deswegen, weil Kinder da sind.

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Natürlich hätte sich mein Leben auch verändert, wenn ich keine Kinder bekommen hätte. Ganz einfach durch das Älterwerden, durch das Kennenlernen anderer Menschen, durch die emotionale Entwicklung. Freunde wären auch gestorben, wenn ich keine Kinder bekommen hätte. Ich hätte auch dann Krisen erlebt, Freundschaften beendet, neue angefangen und Jobs gewechselt. Mein Leben würde anders aussehen als jetzt als Mutter, aber es wäre auch ein anderes als das vor 10 Jahren. Ich wäre – auch ohne Kinder – nicht gleich geblieben. Leben bedeutet immer auch Veränderung.

Mein Leben ohne Kinder wäre auch anstrengend, hätte auch seine Herausforderungen. Wahrscheinlich eben andere als diese jetzt. Mein Leben mit drei Kindern wird auch wieder andere Herausforderungen mit sich bringen als das mit zwei Kindern. Es werden sich wieder Dinge ändern, die Lebensumstände werden andere sein, auf die ich reagiere. Urasche und Wirkung, so ist das Leben für mich.

Mein Leben wird wieder anders. „Anstrengend“ ist eine Bewertung, keine Beschreibung. Und nein, das Leben mit Kindern hat es nicht verdient, abgewertet zu werden. Manchmal ist der Alltag anstrengend, weil es eben der Alltag ist. Er ist nicht anstrengend, weil darin Kinder sind. Kinder sind nicht der ausschlaggebende Faktor dafür, dass das Leben manchmal schwierig sind. Die Rahmenbedingungen drum herum machen das Leben manchmal schwer. Aber nicht die Kinder an sich.

Ich habe meinen Kindern sehr viel zu verdanken. Sie haben mich mehr Rücksichtnahme gelehrt, Empathie, Emotionalität, Liebe. Sie haben mir gezeigt, wie man das Leben auch sehen kann, wie wunderbar ein Blatt aussehen kann, wie phantastisch es ist, eine kleine Schnecke zu beobachten. Sie haben mein schnelles Leben verlangsamt. Ich glaube ganz fest, dass meine Kinder mein Leben noch ein wenig lebenswerter gemacht haben, weil ich es einfach aus anderen Augen sehen darf. Und deswegen denke ich auch, dass ich einfach noch mehr Glück, noch mehr Positives erfahre durch noch ein Kind. Liebe kann sich vermehren. Ja, die Rahmenbedingungen sind manchmal nicht einfach. Aber daran müssen wir etwas ändern und nicht an der Anzahl an Kindern, die wir uns wünschen.

Eure
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10 Kommentare

  1. Ein wundervoller Text, danke! Ich beobachte auch immer mehr mit Schrecken, wie das Leben mit Kindern bewertet wird. Freizeit bedeutet für viele Eltern die Zeit, die sie ohne Kinder verbringen können. Das finde ich persönlich sehr schade. Natürlich brauche auch ich mal Zeit ohne Kind, allerdings liegt das an meinem Bedürfnis, und nicht an dem Verhalten vom Kind.

  2. Mutter Pappelheim

    Weißt du, ich darf ja jetzt schon seit dreieinhalb Jahren mit drei Kindern zusammen leben. Und ja, ich finde das Leben mit drei Kindern deutlich ansterngender als das mit zweien. Weil mir einfach ständig eine Hand fehlt, wenn nicht sogar zwei. Ich habe zwei Hände zum Streicheln, aber drei Kinder, die gestreichelt werden wollen. Und manchmal wollen die eben nicht warten. Ich habe zwei Beine, auf die ich ein Kind setzen kann. Und das dritte Kind? Im Bett kann sich ein Kind rechts, das andere links neben mich kuscheln. Und das dritte?

    Ich will mich nicht beklagen, über noch größere Wäscheberge, noch mehr Kinderzimmerchaos im ganzen Haus, noch mehr Gelegenheiten zum Streiten für die Geschwister, mehr Elternabende, mehr Fahrdienste… Ich will keins meiner Kinder missen. Jedes ist so einzigartig, so wunderbar und lässt mich so viel über das Leben lernen.

    Aber vielleicht kannst du solche Bemerkungen eben auch einfach als ehrliche Sorge sehen. Es wird sich verändern und du wirst viel zu tun bekommen. Und vermutlich wirst auch du erleben, wie es ist, wenn man sich gern vervielfachen möchte, um alle Bedürfnisse zu befriedigen. Das, kurz gesagt, ist anstrengend. Auch, wenn es wunderschön ist.

    • Drei sind tatsächlich mehr Kinder als man tragen kann und du hast Recht, dass es (manchmal) anstrengend ist. Wunderschön, aber anstrengend. Mir geht hin und wieder in solchen Phasen ganz schön die Puste aus. Ich würde es trotzdem nicht anders haben wollen. Du anscheinend auch nicht. <3

  3. Ähnliches hört man mit zwei Kindern unter zwei. Oder wenn man von dem Wunsch berichtet, mindestens vier Kinder haben zu wollen.
    Wir leben leider in keiner sehr kinderfreundlichen Gesellschaft, in der Kinder als Belastung gelten. Das ist schade.
    Und es ist unfair, denn eigentlich sind Eltern viel anstrengender als Kinder. 😉

  4. Als Zwillingsmutter kenne ich den Spruch „Zwillinge? Das ist sicher anstrengend.“ zwangsläufig seit der Geburt meiner beiden und eigentlich schon aus der Schwangerschaft. Ich habe immer (wenn ich denn Lust hatte, Fremden darauf zu antworten) gesagt, dass Babys generell ein wenig Arbeit bedeuten und natürlich sei das bei zwei Babys nicht anders. Aber ich habe sie nicht als sonderlich anstrengend empfunden und das Glück überwog. Ganz sicher kostet es viel Kraft und manchmal sogar mehr als ich habe. Die Entscheidung für den Krümel war bewusst und weiterer Nachwuchs dringend gewünscht, so schlimm fand ich diese Anstrengungen also. 😉 Als es wieder Zwillinge werden sollten , war da nur Freude. Respekt, aber keine Angst. Vier Kinder in zwei Jahren sind bestimmt körperlich und emotional durchaus anstrengend, aber das ist eben nicht das einzige und vor allem nicht das ausschlaggebende. Ich habe dem Zwilling lange nachgeweint und tue es noch heute manchmal. Denn es war keine Erleichterung, dass Krümel dann doch allein geboren wurde.
    Ja, für mich sind drei so kleine Kinder manchmal sehr anstrengend, aber eben auch ein unfassbares Glück. Ich nähme auch vier.

  5. Jutta Krause

    Wir haben sechs Kinder und an manchen Tagen mag ich diese Sprüche auch nicht mehr hören.Zum Glück sind wir abgehärtet, weil die ersten Kinder Zwillinge sind. Dass das genau das Leben ist, das wir uns gewünscht haben, das scheint für die meisten unvorstellbar zu sein 😉
    Man muss ein bisschen improvisieren. Wenn im (Familien) bett eins links neben mir kuschelt und eins rechts neben mir, dann kann ich immer noch mit beiden Händen jeweils einen Rücken kraulen. Auf meinem Bauch ist auch noch Platz. Oder der Papa kuschelt mit 😉

  6. Maike Popeike

    Ich finde es lustig, beim dritten Kind zu sagen, das wird jetzt aber anstrengend. Ich meine, ich habe zwei Kinder und hell yeah!, das ist richtig anstrengend. Nicht erst mit drei Kindern. Aber es ist eben noch so vieles mehr. Ich möchte das nicht missen. Und ein kluger Mann hat mal gesagt: Anstrengung ist eine der Quellen tiefen Glücks.
    Ich bin aufgewachsen in einer Welt, in der mir das keiner jemals so gesagt hat: Dass man sich fürs Glücklichsein auch anstrengen muss. Wir sehen oft glückliche Menschen und denken, denen fliegt alles zu. Ich persönlich habe noch nie jemanden getroffen, bei dem das zutrifft. Anstrengung gehört bei allen guten Zuständen zu irgendeinem Zeitpunkt dazu. Auch bei Kindern.
    Aber du hast Recht, so wie es formuliert wird, klingt es wie eine Abwertung.

  7. Maike Coelle

    Vielen Dank für den schönen Artikel! Ich finde es sehr scharfsinnig (und es wird viel zu selten gesagt!), dass nicht die Kinder an sich, sondern die Umstände oft anstrengend sind: Keine Großfamilie oder Großeltern am Wohnort, die mal übernehmen könnten, beide Eltern berufstätig (und oft nicht nur, weil es so viel Spaß macht und Berufung ist, sondern weil das Geld gebraucht wird), das viele Administrative (Anträge, Anmeldungen, Elterngeld, Krankenkasse… Ihr wisst, was ich meine…), der Haushalt (nicht alle haben eine Haushaltshilfe oder eine Putzkraft!), das „Verabredungsmanagement“ (nicht nur die Eltern haben Freunde, sondern die Kinder auch, und das muss alles gemanagt werden), die Termine in Kindergarten und Schule, eventuell das gesellschaftlich notwendige ehrenamtliche Engagement… All das geht oft über die Grenzen des Machbaren. Aber daran sind nicht die Kinder schuld, sondern die Gesellschaft! Und eventuell wir Eltern, die manchmal zu viel wollen. ich sag ja immer: Weniger machen und unternehmen ist mehr!

  8. Danke für den tollen Text. Wir sind seit letztem Juli zu fünft, oft haben wir und tun es immer noch solche Kommentare gehört. Drei Kinder ist gefühlt tatsächlich mehr als „normal“. Wir finden es toll und fühlen uns nun komplett.

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