Ich habe ja schon oft über das Loslassen und Vertrauen ins Kind geschrieben: Dass wir in ihre Fähigkeiten vertrauen müssen, damit sie sich selbst entwickeln, damit sie lernen können aus ihrem eigenen Tun und stolz sein können auf das, was sie erleben und bewerkstelligen. Entwicklung kommt aus dem Inneren, aus ihnen selbst. Aber es gibt noch eine weitere Sache, in die wir vertrauen müssen, wenn wir an unsere Kinder denken: in unsere/n Lebenspartner/in und die Entscheidungen, die er/sie trifft.
Nach 10 gemeinsamen Ehejahren gibt es nicht viel worüber wir grundlegend unterschiedlicher Meinung sind. Nach zwei Kindern gibt es auch wenig Erziehungsthemen, die wir nicht schon einmal besprochen hätten oder vor denen wir standen und uns fragend beide ansahen. Doch ab und zu, da gibt es die Klippen, über die ich springen muss. Momente, in denen ich ganz anderer Ansicht bin, mich aber zusammenreiße und ihn machen lasse. Denn er ist Teil dieser Elternschaft. Er hat das gleiche Recht seine Vorstellungen einzubringen wie ich. Manchmal vergesse ich, dass wir gleichberechtigt sind und wünsche, dass eigentlich ich allein entscheiden könnte.
Es sind – so aus der Entfernung betrachtet – ziemlich absurde Dinge, die ich anders sehe. Pilze zum Beispiel: Als Kind war ich mit meinen Eltern nie Pilze sammeln. Ich habe eine große Skepsis gegenüber Pilzen und Sorge davor, dass selbst gesammelte Pilze vielleicht doch giftig sein könnten. Mit dem Sammeln kann ich mich arrangieren, der Verzehr der selbst gesammelten Pilze ist für mich nicht möglich. Der Mann aber liebt es Pilze zu sammeln. Natürlich mit den Kindern, die mit großem Eifer suchen, bestaunen und pflücken. Natürlich wollen sie all die Pilze auch verspeisen. Ängstlich blättere ich durch das Pilzbuch – und wenn nun doch…? Aber ich lasse sie. Lasse ihnen ihr Vergnügen, ihre Freude und vertraue in meinen Mann und seine Vorstellungen davon, was er den Kindern mit auf den Weg geben möchte. Denn sie werden dann wohl keine ängstlichen Eltern werden, die keine Pilze essen. Einfach nur, weil ich es geschafft habe über meinen Schatten zu springen.
Wir haben nicht viele Regeln in der Elternschaft für uns Eltern. Aber eine davon heißt, dass wir dem anderen und seinen Entscheidungen vertrauen. Dazu gehört auch, dass wir Entscheidungen vor den Kindern nie in Frage stellen. Wenn wir anderer Meinung sind, dann besprechen wir das nicht besserwisserisch vor den Kindern. Es gibt kein „Also so würde ich das ja jetzt nicht machen“ oder „Nein, das machen wir lieber nicht so“ vor den Kindern in der Art, dass nur einer die ganze und richtige Wahrheit kennen würde. Vielleicht zieht mal jemand kaum merklich die Augenbraue hoch. Aber in all den Jahren haben wir gelernt, auf einander zu vertrauen. Er geht Pilze sammeln, ich mache bei den Mahlzeiten Tischsprüche mit den Kindern. Wir sind unterschiedlich, aber das bereichert uns auch – und vor allem die Kinder. Mama und Papa sind verschieden, machen unterschiedliche Dinge mit ihnen. An manchen Tagen sind die aufregenden Papaerlebnisse spannender, an manchen das ruhige Basteln mit Mama.
Und wie ist das bei Euch?
Eure
Ich finde es auch oft schwer, meinen Mann machen zu lassen, wenn ich es selbst ganz anders machen würde. Aber du hast schon recht, man muss in gewisser Weise auf den Partner vertrauen und ihm zugestehen, so zu handeln, wie er es für richtig hält.
Ich arbeite da im Moment an mir, aber immer klappt es leider nicht…
Liebe Grüße, Biene