Sich an einen neuen, langen Text setzen, das ist nicht so einfach. Ein Buch schreiben ist nicht damit zu vergleichen, dass ich abends meine Gedanken des Tages nieder schreibe. Ein Buch zu schreiben, das erfüllt mich ein wenig mit Ehrfurcht. Ich kann gar nicht genau sagen, warum das so ist. Als ich an einem Abend etwas ratlos auf meinen Bildschirm starrte und meinem Mann zum xten Mal sagte, dass ich das einfach nicht schaffen würde, blickte er von seiner Arbeit hoch, sah mich an und sagte: „Du schreibst jeden Tag Dein Blog. Mehr als 100.000 Menschen lesen im Monat Deine Artikel. Dieses Buch hat eine viel kleinere Auflage und Du willst mir erzählen, dass Du davor mehr Angst hast als vor dem, was Du jeden Tag schreibst?“ Irgendwie hatte er da Recht.
Natürlich ist es etwas ganz anderes, ein Buch zu schreiben als Artikel für diesen Blog. Denn das Buch ist eine fortlaufende Geschichte. Übergänge müssen gefunden werden, Anknüpfungspunkte. Alles zusammen soll von einem roten Faden durchzogen sein. Und auch wenn hier auf dem Blog natürlich auch ein roter Faden zu sehen ist, kann ich doch an einem Tag über das Essen schreiben, am nächsten über schlechte Laune und am darauf folgenden über Entwicklungsschübe. Das Blog ist mein Freiraum, in dem ich mich bewegen kann, wie ich es möchte. Das Buch benötigt eine Struktur, einen Aufbau. Es soll dahin fließen und Euch beim Lesen wie ein Fluss mitnehmen. Mal durch langsameres Gewässer, mal wild und emotional. Es soll Wärme ausstrahlen und das Gefühl, das die Wort „geborgen wachsen“ für mich bedeuten.
Und wenn ich schon über Struktur des Buches nachdenke, merke ich, dass ich auch eine andere Schreibstruktur im Alltag benötige. Ich darf den Faden des Geschriebenen nicht verlieren und muss mich konsequent hintereinander an den Text setzen. Meine Tage sind generell sehr durchstrukturiert als zu Hause arbeitende Mutter mit zwei Kindern, von denen eines noch nicht in den Kindergarten geht. Der Tag besteht aus gemeinsamen Frühstück, Tochter in den Kindergarten bringen, Hausarbeit/einmal wöchentlich Spielkreis, Mittagessen, Mittagsschlaf Sohn, Arbeiten an Texten, Tochter abholen, Nachmittagszeit mit Kindern, Abendessen, Schreiben oder gelegentliche Hausbesuche. Am Wochenende kommen Workshops und Kurse dazu. Wie soll ich in diesen festen Rahmen noch mehr Struktur bringen?
Und so beschlossen wir, dass der Mann nun die Kinder abends ins Bett bringt, um mir einen kleinen Vorsprung zu lassen für meine Arbeitszeiten. Die Kinder waren anfangs mäßig begeistert, haben sich aber doch damit angefreundet. Und ich habe eine Stunde mehr Zeit, um zu schreiben, mir Notizen zu machen und Bücher zu lesen. Generell werde ich wohl auch unter der Woche erst einmal etwas weniger Blogartikel schreiben müssen, um meine Zeitfenster für das Buch zu nutzen. Oder vielleicht kürzere Artikel. Oder zwischenzeitlich eine_n Gastautor_in einbinden?
Es bleibt spannend und ist eine neue, große Aufgabe. Ein Vereinbarkeitsprojekt. Eine Reise. Und beim nächsten Mal berichte ich Euch von ein paar Inhalten und Grundlagen, denen ich auf meiner Reise begegnet bin. Nun aber setze ich mich erst einmal wieder an das nächste Kapitel.
Eure
Liebe Susanne, deine Leser werden sicherlich Verständnis dafür haben, wenn du kürzere Artikel schreibst, oder nicht jeden Tag veröffentlicht. Dafür ist ja ein großes Projekt in Arbeit, welches sorgsam erarbeitet werden möchte. Ein Buch über Bedürfnisse, Geborgenheit sollte die Autorin keinesfalls unter Stress setzen. Deine Idee mit einer Gastautorin/autor finde ich toll. Vielleicht könntest du auch neuen Bloggen eine Plattform bieten ?! Alles Gute wünscht dir die Maimama
Liebe Maimama,
ja, das kann ich mir gut vorstellen. Vielleicht eine eigene Rubrik für Gastbeiträge von neueren Blogs. Allerdings kann ich leider nicht wie Frau Mutter Honorar anbieten dafür und denke, dass es dann wahrscheinlich weniger attraktiv ist.
Aber vielleicht finden sich ja doch die eine oder andere oder der eine oder andere, der hier mal etwas schreiben möchte, das inhaltlich gut passt. Vielleicht eine Serie wie „Geborgen wachsen heißt für mich…“ oder so.
Liebe Grüße!
Deine Idee mit der Serie finde ich sehr gut. Da würde ich mich glatt dran beteiligen wollen. Gruß
Liebe Susanne,
ich bin da ganz Maimamas Ansicht, ein Buch über Bedürfnisorientierung zu schreiben, und die eigenen Bedürfnisse dabei teilweise nicht zu achten, wäre widersinnig. Ich finde auch die Serie eine tolle Idee (und biete mich auch gerne für einen entsprechenden Gastartikel an).
Lieben Gruß
Lena
Liebe Lena,
wie toll! Vielleicht darf ich mir von Dir einen Artikel wünschen über die Unterschiede zwischen Homeschooling und Freilernen? Und warum das für Dich wichtig ist und wie Du dazu gekommen bist?
Liebe Susanne,
natürlich, sehr gerne:)! Das hat auch sehr viel bis alles mit „geborgen wachsen“ zu tun.
Lieben Gruß
Lena
Wie toll! <3
Ja, finde ich auch. Schreib mir doch einfach per Mail, zu wann das möglich wäre, damit ich es einplanen kann. Vielleicht mache ich einfach einen Wochentag zu einem Gastbeitragtag.
Hallo Susanne,
ich hab Respekt vor deiner Arbeit! Ich schreibe momentan auch noch an meiner Masterarbeit, ebenfalls mit 2 Kindern, von denen eins davon vormittags zu Hause ist (das ist allerdings ein Baby und schläft in der Zeit auch mal). Ich finde es superschwierig mich abends, wenn ich eigentlich platt bin vom Tag, nochmal ans Schreiben zu setzen. Im Gegensatz zu dir hab ich aber keinen Abgabetermin, also auch keinen riesigen Zeitdruck. Und ich hab keine Wochenend-Arbeitstermine. Also wirklich: Hut ab!
Was mich inhaltlich interessiert: „Geborgen wachsen“ bedeutet doch so ziemlich das, was auch „Attatchment Parenting“ bedeutet, oder? Vielleicht ist eine Abgrenzung aber auch gar nicht nötig.
Liebe Grüße
Friederike
Liebe Friederike,
ich finde den Begriff „Attachment Parenting“ immer etwas verwirrend und kompliziert und hier bei uns wird er auch zu sehr gleichgesetzt mit Tragen, Stillen, Familienbett. Er wird in Deutschland oft sehr dogmatisch verwendet udn mir geht es gerade darum aufzuzeigen, dass bindungsorientierte Elternschaft überhaupt nicht dogmatisch sein muss. Dass man vieles kann, aber nichts muss. Und ich möchte die Eltern mehr berücksichtigen. „Attachment“ ist nämlich eigentlich die Bidnung des Kindes an die Eltern. „Bonding“ wird im englischsprachigen Raum verwendet für die Bindung der Eltern an das Kind. Bindungsorientierte Elternschaft umfasst für mich beides, denn schließlich kommt es ja auch auf beide an.
Liebe Grüße,
Susanne
Liebe Susanne,
aus genau den Gründen habe ich unter anderem meine Doktorabeit nicht geschrieben – wenn die Kinder im Bett sind, ist oft auch mein Akku leer.
Zeitungsartikel bekomme ich immer hin, aber in Zeiten in denen mein Liebster von Uni, Schule und Ref absorbiert wird, bleibt bei mir noch nicht mal mehr Zeit für kleine Blogeinträge.
Bald habe ich Mutterschutz und sehne die Zeit herbei, in der ich wieder produktiv sein kann.
Wenn du jemanden zum Korrektur lesen brauchst, melde dich! Ich habe da Erfahrung und schon das eine oder andere Buch mitgeschliffen:)
LG aus Lich
Katharina
Wie wunderbar, dass dich dein Mann so liebevoll unterstützt!!
Auch ich kenne die Situation ein bisschen wegen meiner Dissertation, allerdings nur mit einem (Kita-) Kind, daher: Hut ab! 🙂
Ich glaube, dass du das schaffst! Es wird mit jeder Seite, mit guter Struktur immer leichter im Prozess. Ja es wird auch „Hänger“ geben, aber du meisterst das!
Klar, kannst du sowohl seltener als auch kürzere Artikel schreiben. Du bist das am regelmäßigsten erscheinenden Blog, das ich lese. Aber ich werde nicht abtrünnig wenn du die Kraft auch anderswo brauchst – und ich denke da darf ich für viele sprechen 🙂
Liebe Grüße, Sandra
Liebe Susanne
Wenn Du es eilig hast, setze Dich einen Moment hin und tue gar nichts. Es geht auch so.
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und gute Ideen für Dein Buch. Du kannst das schaffen, und auch wenn es immer mal Durchhänger oder ein Stocken gibt oder nicht nach Plan läuft… Am Ende wird alles gut.
Liebe Grüße und noch einen schönen Sonntag!