Was mich am Leben mit den Kindern am meisten überrascht hat ist der Umstand, dass immer alles in Bewegung ist. Es gibt keinen Stillstand, keine Ruhepause. Ich habe Freundinnen ohne Kinder, die mich manchmal fragen, ob dieses Leben mit Mann und Kindern und Häuschen im Grünen nicht total langweilig sei – gemessen an meinem früheren Leben. Dann blicke ich sie lange an und überlege, was wohl in ihrem Leben Langeweile bedeuten mag. Vielleicht, dass man so auf dem Sofa sitzt und durch eine Zeitschrift blättert. Oder dass man am Nachmittag die Zehennägel lackiert und zwar in Ruhe so, dass der Lack nicht verwischt wird und keine Abdrücke hat. Oder dass man sich hinsetzt und am Wochenende ein ganzes Buch lesen kann, ab und zu ein wenig in der Wanne lümmelt und dann im Bett mit einem kleinen Snack neben sich weiter liest.
Nein, ich kenne all dies nicht. Ich kenne keine Langeweile, weil ständig etwas in Bewegung ist – oder jemand. Und meistens bin ich dieser jemand. Ich laufe, springe, renne hinter anderen her, fange sie ein, schupse an auf Schaukeln. Ich halte fest, nehme auf den Arm, trage, ziehe an mich heran. Ich sitze selten ganz still und in Ruhe. Manchmal, aber nicht überwiegend.
Und so wie mein Körper in Bewegung ist, sind es auch meine Gedanken. Habe ich alles eingepackt für den Waldtag? Wann ist die Tochter mit ihrer Freundin verabredet? Welches Geschenk wollte ich für welches Kindergartenkind besorgen? Haben wir überhaupt noch was zum Abendessen da?
Und dann gibt es noch die Bewegung über die Zeit: Rituale bleiben nicht gleich, sie ändern sich. Wie die Kinder vor einem Jahr zu Bett gegangen sind hat nichts mit dem zu tun, wie sie es heute tun. Was sie vor dem Winter gern taten, muss heute nicht mehr stimmen. Die Pläne, die wir gemacht haben, passen gerade vielleicht nicht mehr zur unserer Lebenssituation. Pläne machen, das war etwas vor den Kindern. Heute haben wir grobe Ziele am Horizont, die wir erreichen wollen. manchmal steuern wir gerade darauf zu und nehmen dann doch eine Abbiegung hier oder da, weil ein Kind uns in die Segel gehustet hat. Oder weil wir dringend doch noch an einer anderen Stelle vorbei mussten.
So chaotisch das alles auch klingt, kann ich meinen Freundinnen dann aber ganz sicher sagen: Langweilig ist mein Leben nie. Es ist alles in Bewegung. Jeden Tag.
Eure
Liebe Susanne,
das hast du wieder mal so treffend beschrieben. Das Leben mit den Kindern ist nie langweilig und es passiert einfach ständig etwas. Aber das ist auch gut so, nichts ist beständiger als der Wandel 😉
Alles Liebe
Sternie
Oh ja, das ist schön beschrieben. Das, was ich früher aus Langeweile gemacht habe oder als langweilig empfand, sind mittlerweile genau die wertvollen Erholungspausen im nie stillstehenden Alltag. Mals drei Seiten am Stück lesen, ein halbes Stündchen in der Badewanne oder Bügeln während der Tatort läuft 🙂
Liebe GRüße,
Stefanie
Ein Leben mit Kindern kann gar nicht langweilig sein denn allein den Kindern beim lernen und begreifen zuzuschauen ist mehr als spannend. Und wie du schon geschrieben hast irgendwas ist immer los.
Genau das hat mich in der Anfangszeit mit Kind so aus der Bahn geworfen. Vorher wusste ich meine „Langeweile“ gar nicht zu schätzen, plötzlich hatte ich nicht mal mehr
die Wahl! Doch inzwischen genieße auch ich jetzt die früher „langweiligen“ Zeiten (dabei weiß ich eigtl kaum noch, was das ist), denn spätestens mit Nr.2 im Herbst wird damit erstmal wieder ganz Schluss sein. Dieses Mal weiß ich das vorher. 🙂 und irgendwann in 20 Jahren ist mir vllt auch mal wieder langweilig…Aber sicher nicht MIT Kindern! Und das ist auch gut so! <3