„Ja, ja, sofort…“, „Ja, ich komme sofort, ich muss nur noch schnell…“, „Warte, ja gleich, ich bin sofort da!“ Diese Sätze sind mir so bekannt. Nur noch schnell die Wäsche wegräumen, dann spiele ich mit. Nur kurz die Küche aufräumen, aber dann bin ich da. Es ist eine Falle, in die ich immer wieder selber tappe und von der ich dennoch genau weiß, dass sie mir nicht gut tut, uns nicht gut tut.
Meine Kinder haben gelernt, mir bei diesem Verhalten ganz klar den Spiegel vorzuhalten. „Nein, jetzt!“, haben sie irgendwann gesagt und ich habe inne gehalten. Ja, das stimmt: Ich sage „sofort“ und meine irgendwann später. Sie aber meinen „jetzt“. Ich bin uneindeutig mit meiner Aussage: Das, was ich meine, und das, was ich sage, sind ganz verschiedene Dinge. Aber die Kinder erkennen das und haben es verdient, dass ich ihnen eine präzise und ehrliche Antwort gebe. Vielleicht belüge ich mich ein wenig selbst damit, wenn ich ihnen gegenüber von „sofort“ rede, obwohl ich eigentlich „später“ meine. Ich belüge mich selbst, weil ich natürlich lieber die Zeit mit meinen Kindern verbringen möchte als mit der lästigen Hausarbeit. Weil ich mir so einrede, dass ich alles ganz schnell mache und dass ich doch nach der Kindergartenzeit schnell noch Zeit mit meiner großen Tochter verbringen möchte. Doch es bringt mich nicht weiter, es bringt uns nicht weiter. Sie sollen verstehen und verlässlich vertrauen können. Sie sollen wissen: Wenn ich später sage, komme ich später, wenn ich sofort sage, komme ich sofort. Es sind die Kleinigkeiten in der Sprache, die manchmal so große Unterschiede ausmachen. Und ja: Auch nachmittags muss ich Dinge tun, die notwendig sind. Ich muss mir nicht selbst eine Entschuldigung dafür geben, denn es ist, wie es ist.
Doch es sind nicht nur die Kinder, es geht auch ganz direkt um mich: Darum, mir selbst Zeit einzuräumen, mich im Alltag nicht ständig zu hetzen. Ich sage „sofort“ und eile, denn ich mache noch schnell diese Sache zu Ende. Schnell. Immer muss alles schnell gemacht werden, denn es gibt so viel zu tun. Worte können auch entschleunigen, habe ich gelernt: „Ich lege jetzt in Ruhe die Wäsche zusammen und dann bin ich bei Dir!“ „Wenn die Küchenuhr klingelt, dann bin ich fertig und komme zu Dir.“ Wenn ich mir mit Worten schon mehr Raum und Zeit gebe, schalte ich einen Gang zurück. Ich achte auf mich und beachte den Wunsch meiner Kinder auf eine ehrliche Antwort. Ich bin immer wieder erstaunt, welche Kraft diese kleinen Unterschiede und Wörter im Alltag haben.
Wie ist das bei Euch? Neigt Ihr auch zum „Ja, sofort!“?
Eure
Wer arbeiten geht, den Haushalt fuehrt und Kinder hat, kennt das ganz bestimmt. Dazu gibt es ein tolles Kinderbuch, das eher dem Erwachsenen die Augen öffnet. Es heißt „Pit im Baumhaus“. Ich habe es zufällig vor 4 Jahren auf einem Weihnachtsmarkt entdeckt und seitdem ist es zu meinem Lieblingsbuch aufgestiegen. Im Grunde lese ich es für mich selbst- wenn du sofort und gleich sagst, musst du dein Versprechen auch einhalten. Liebe Gruesse Kati
Bei uns heisst es „Nein,gleich…“hihi
Genau das ist mir letzte Woche aufgefallen als meine Tochter zu mir sagte: Ja, Mama, ich komme sofort! und seelenruhig weiterspielte 🙂
Ich sage jetzt auch öfter, dass ich xy fertig machen will und danach spiele/lese etc.
Das mit der Küchenuhr finde ich eine Superidee. Werde ich mal austesten.
Gute Frage… ich muss mal darauf achten was ich sage, aber wahrscheinlich wird es ähnlich sein. Ich finde deinen Ansatz der entschleinigenden Worte toll und will mal versuchen, das in den Alltag mit zu nehmen.
Danke für deinen Gedankenanstoß und ein schönes Adventswochenende!
Sternie
Leider viel zu oft! Also danke für diese Erinnerung!
Ich sage meinen Kindern, was ich noch fertig mache und dass ich dann zu ihnen komme. Danke für deinen Tipp „in Ruhe fertig machen“. Werde ich gleich anwenden, weil ich dazu neige, mich für andere abzuhetzen und mein Bedürfnis nach mehr Ruhe zu missachten. Auf meine Kosten. Lg Petra
Ich wiederhole mich gerne, um mir wahrscheinlich selber einzureden, dass ich ja gleich spielen gehe. „Noch 2 Minuten dann bin ich da“, „Mama räumt nur noch schell auf und dann spielen wir“, „ich muss das hier nur noch schnell fertig schreiben“. Diese Sätze sage ich dann alle 2 Minuten. Wahrscheinlich eher um mein in dem Moment anklopfendes schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil ich eben nicht sofort zu meinem Kind gehe. Aber ganz oft lasse ich auch einfach alles stehen und liegen und folge der Spielaufforderung. Denn das ist doch das viel Wichtigere 😉