Vor kurzer Zeit wurde ich gefragt, ob ich für die aktuelle Printausgabe der SZ Familie, die sich dem Thema widmet, ein Interview geben könnte zu meiner persönlichen Smartphonenutzung und wurde eingeladen, am Runden Tisch zum Thema „Smartphone über alles: was die bahnbrechendste Erfindung der vergangenen Jahrzehnte mit unseren Familien macht“ teilzunehmen als Bloggerin, die mit dieser Seite und allen Social Media Kanälen drum herum mitten in dem steht, was Eltern mit dem Smartphone machen: Facebook, Blogs, Instagram, Twitter, Messenger,…
Den Familienalltag organisieren und erleichtern mit Smartphone
Um es vorweg zu sagen: Das Smartphone ist mein täglicher Begleiter, denn es ist Teil meiner Arbeit. Es gibt wenige Menschen, mit denen ich viel über das Smartphone privat kommuniziere, denn ich telefoniere nicht gerne und ich habe im Alltag auch zu wenig Zeit neben all den anderen Dingen, um mit vielen Personen Nachrichten auszutauschen. Aber ich nutze es in vielfacher Weise zur Erleichterung des Alltags. Es ist ein Teil der Vereinfachung meines Familienlebens geworden, denn drei Kinder, Job, Haushalt sind oft nicht einfach zu vereinbaren. Immer wieder sehe ich mich vor Herausforderungen stehen und bin dankbar für die Apps, die mir so manches Mal den Alltag erleichtern oder den Tag retten: Wenn ich einen Einkauf bequem bestellen kann über Smartphone oder Laptop und mir am Abend volle Einkaufstüten in den dritten Stock getragen werden und ich nicht nachmittags nach Schule/Kita mit müden Kindern einkaufen gehen muss. Wenn ich mit meinem Mann Termine festlege über einen geteilten Kalender und an Geburtstage, Feiern und Schulfeste erinnert werde. Wenn ich in einer App aufschreiben kann, was noch erledigt oder gekauft werden muss. Wenn ich an einem stressigen Tag hungrige Kinder einsammle und weiß, zu Hause ist kein Essen vorbereitet und ich von unterwegs schnell eine Pizza bestelle. Wenn ich zu egal welcher Uhrzeit einer Freundin eine Nachricht schreiben kann mit einer Frage. Es gibt so viele Stellen, an denen ich das Smartphone nicht aus meinem Alltag wegdenken möchte. Von den „Haushaltsgeräten“, die mir den Alltag erleichtern, ist mein Smartphone wohl das wichtigste. Vielen technischen Geräten stehe ich kritisch gegenüber und bei so einigen denke ich, dass sie unseren Alltag als Eltern eher erschweren als erleichtern, wenn sie unsere Intuition untergraben. Sicherlich gilt das auch für viele Apps und auch das Smartphone an sich kann hinderlich sein – aber es kann auch eine Hilfe sein, wenn wir es als solche benutzen.
Smartphone als Ersatz für Unterstützung und Hilfe durch andere
Dabei bin ich mir immer bewusst, dass mir dieses Gerät einen Ersatz liefert für Dinge, Miteinander und Unterstützung, die eigentlich in unserem Leben vorhanden sein sollten: Die Apps und Kommunikationskanäle sind nur ein Ersatz für die helfenden Hände, den Austausch mit anderen Menschen, auf die wir im Leben angewiesen sind. Wir sind soziale Wesen und wir brauchen den Austausch. Und Familien brauchen Unterstützung und Hilfe, die heute an vielen Stellen fehlt. An manchen Stellen – an vielen sogar – kann das Smartphone bei mir diese fehlende Unterstützung ausgleichen – wenngleich es dennoch schöner wäre, sie aus dem direkten zwischenmenschlichen Miteinander zu erhalten. Ganz sicherlich kann uns fehlender Austausch und fehlende Vernetzung im Alltag auch in einen ungesunden Bereich der Smartphonenutzung bringen und es liegt an uns, dem vorzubeugen und einen Ausgleich zu schaffen. Ich habe schon oft über den Online-Clan geschrieben oder darüber gesprochen. Ich bin froh um dieses Miteinander im Netz und um die Möglichkeiten des Austausches und der gegenseitigen Unterstützung, auch wenn ich es noch mehr genieße, einer Freundin wirklich gegenüber zu sitzen und mit ihr zu reden. Doch manchmal ist es nicht möglich. Und dann bin ich dankbar für diese Möglichkeit, die mir hilft mich nicht einsam zu fühlen und mit meinen Fragen einen Raum zu haben.
Smartphonenutzung im Beisein der Kinder
Manchmal nutze ich das Smartphone auch, um mich abzulenken, zu zerstreuen und eine Ruheinsel zu schaffen. Als meine Tochter vor 8,5 Jahren geboren wurde, habe ich im Jahr nach ihrer Geburt Berge an Büchern gelesen – sie stehen noch immer in meinen Regalen und ich erinnere mich gerne an diese Zeit: Murakami, Kerstin Gier, die Bis(s)-Bücher. Zerstreuung im Alltag. Ich saß mit ihr im Arm stillend im Bett und verschlang Buch um Buch. Heute lese ich auch während des Stillens meines dritten Kindes – nur nicht mehr auf Papier, sondern auf dem Smartphone. Ich sitze auf dem Spielplatz und nutze es und beobachte nicht immer die Kinder – denn ich denke auch oft, dass meine großen Kinder auf dem Spielplatz auch nicht andauernd Augenpaare auf sich gerichtet benötigen. Beim dem kleinsten Kind sehe ich dies anders und glaube, dass meine Augen dort noch beobachten müssen, aber die größeren spielen wunderbar auch ohne mich. Nein, ich finde es nicht schlimm, darauf zu sehen, solange ich einen guten Ausgleich habe. Ich finde nach wie vor nicht, dass Eltern ein Smartphone-Verbot brauchen.
Das Smartphone sinnvoll einsetzen ist die Herausforderung
Für mich ist es klar, dass ich das Smartphone nicht mehr aus meinem Alltag wegdenken kann oder möchte. Mir ist auch klar, dass ich mit meinem Nutzungsverhalten ein Vorbild sein sollte für meine Kinder und dass es sowohl negative als auch positive Aspekte der Nutzung gibt: Viele Apps und Funktionen können mir den Alltag erleichtern, aber sie führen auch die Gefahr mit sich, mir zu viel abzunehmen, mich zu verzetteln, unachtsam zu werden oder mir eine Nähe und ein Netz vorzugaukeln, das es real so nicht gibt. Wie so oft im (Familien-)leben kommt es darauf an, was wir aus dem machen, was wir haben. Wir können das Smartphone sinnvoll und gut nutzen und ein gutes Vorbild sein – oder eben nicht.
Im Gespräch am Runden Tisch mit einem Medienpädagogen, einem Arzt, einem Hirnforscher, einem Programmiere, einer Lehrerin und anderen, haben wir Anregungen zusammen getragen für die unterstützende Nutzung im Alltag und Ideen, die uns das Smartphone sinnvoll nutzen lassen. Es war eine längere Liste. Die wichtigsten Aspekte für mich persönlich sind diese:
- Das Smartphone nicht als Uhr benutzen, denn die Verlockung ist zu groß, dann noch andere Funktionen beim Nachsehen nach der Uhrzeit zu nutzen.
- Das Smartphone nicht als Wecker nutzen, um nicht morgens gleich abgelenkt zu sein.
- Push-Notifications ausschalten.
- Nur notwendige Apps installieren.
- Das Smartphone nicht beim Bringen/Abholen von Kita/Schule nutzen.
- Signale des Kindes beachten und dessen Wünsche: Wenn es signalisiert, dass das Smartphone stört, darauf hören.
- Das Smartphone öfters ganz aus der Reichweite legen, um sich auf das Kind und den Alltag fokussieren zu können. Gerade in den Zeiten des Miteinanders wie dem Vorlesen, Essen, Basteln etc.
Und welche Gedanken habt Ihr dazu? habt Ihr weitere Tipps und Anregungen?
Eure
Sehenswert hierzu:
https://youtu.be/Kgz-OdVkjbA
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