Tag: 12. Februar 2017

Was ich als Mutter alles bin

An manchen Tagen bin ich weich wie ein Kissen, fange auf und lasse in mich fallen. Ein Taschentuch ist mein Begleiter, wenn ich Tränen weg wische und kleine Wunden mit bunten Pflastern beklebe. Warm und weich scheine ich tausend Arme zu haben für all die vielen Aufgaben und Herausforderungen. An mir hängen Taschen und Rucksäcke und Beutelchen mit Schätzen. An jeder Hand ein anderer Mensch auf unterschiedlicher Höhe. Ich streichle über Köpfe, zupfe zurecht, ich lasse los und fasse wieder an. Meine Hände suchen Kleidungsstücke heraus, wechseln Windeln, waschen kleine Köpfe, kochen Essen, legen Pullover zusammen. Sie spielen Schattentheater und Mensch-Ärgere-Dich-nicht.

Manchmal bin ich wild und abenteuerlustig, gehe auf Expedition und durchquere abenteuerliche Räume. Ich übersteige spitze, rechteckige Plastikgebilde barfuß, kämpfe mich durch Kleiderberge und fasse waghalsig in Taschen ohne zu wissen, welchen organischen Ursprung ich darin finden werde. Ich gehe zu wütenden Wesen, renne lautem Geschrei hinterher und pirsche mich vorsichtig an Gefahrensituationen heran. Ich bin ein Blitzableiter für Gewitter, fange Stürme auf und wandel sie in andere Energie um.

An anderen Tagen bin ich still und gebe Raum. Ich bin wie ein Gefäß, das mit Worten und Erlebnissen gefüllt wird. Ich höre zu und habe tausend Ohren für jede Geschichte, jedes Lachen, jedes Weinen. Ich nehme auf und nehme anderen etwas ab. Manchmal werde ich davon leichter, manchmal schwerer. Manchmal brauche ich später andere, die die Geschichten in mir aufnehmen und ich gebe sie weiter.

An einigen Tagen bin ich lustig und kann hüpfen wie ein Flummi, mich anmalen und lustige Frisuren machen lassen. Ich kann kichern und prusten und lachen und kitzeln und gekitzelt werden. Ich kann Picknick in der Stube auf dem Fußboden machen und Cocktails mit Kribbelwasser und Schirmchen aufstellen.

Anderntags bin ich einfach nur bei mir. Manchmal bin ich auch nicht weich oder wild oder still oder munter oder lustig oder traurig für andere. Manchmal bin ich auch einfach nur für mich und für das, was mir gut tut. Damit ich später auch wieder für andere da sein kann.

Und Du?
Deine