Wir alle kennen diese Situation wohl als Eltern: Es ist später Nachmittag, das Kind hat keinen Mittagsschlaf gemacht und ist unleidlich. Und schaut man einen kleinen Moment weg, ist es auf einmal eingeschlafen. Tief und fest. Der Blick auf die Uhr sagt: Wenn es nun schläft, wacht es zur eigentlichen Schlafenszeit auf und wird bis in die Nacht wach bleiben. Vielleicht lässt es sich ja doch wecken? Schließlich hatte man doch am Abend noch etwas vor – oder wollte zumindest ausruhen oder eine Serie sehen. Aber nun schläft das Kind und verwirft die ganze Abendplanung. Also doch wecken, vielleicht durch Musik oder das Versprechen auf ein Eis oder das Lieblingsspiel.
Auch eine andere Situation kennen wir als Eltern: die eigene Müdigkeit. Die Müdigkeit, wenn wir nächtelang schlecht geschlafen haben und uns einfach wünschen, für ein paar Minuten nach all den Anstrengungen die Augen zu schließen. Manchmal ist das Leben sehr kräftezehrend. Nur einmal kurz innehalten, die Augen zugehen lassen und den Körper kurz entspannen. Wohlige Wärme sich darin ausbreiten lassen, um all die Anstrengung los zu lassen. Wie gerne würden wir morgens manchmal einfach die Augen noch einmal zu machen, uns zur Seite drehen und zurück in den Schlaf gleiten. Ein Nickerchen einlegen zwischen zwei Geschäftsterminen, die anstrengend sind.
Wir Erwachsene gönnen es uns meist nicht – obwohl gerade auch für uns ein kleiner Schlaf vor dem Nachmittag hilfreich wäre. Unsere Glaubenssätze über Leistung, Produktivität oder unsere verinnerlichten Rollenbilder stehen uns im Weg: Die Wohnung soll ordentlich aussehen, ich räume lieber auf als zu ruhen. Aber weder sollten wir selbst eigentlich auf Pausen verzichten, noch unsere Kinder. Es tut so gut, sich zu erholen. Es ist ein wunderbarer Moment, einschlafen zu können, wenn man müde ist. Die Möglichkeit dazu zeigt unseren Kindern, dass Schlaf wohltuend ist. Kein Instrument des Zwangs, sondern eine wohltuende Option. Man muss nicht schlafen oder man muss nicht nicht schlafen. Man darf schlafen oder wach bleiben – je nachdem, was Körper und Geist benötigen.
Wenn das Kind einschläft, ist es müde. Es benötigt eine Pause von dem, was es erlebt hat, von all den Eindrücken und neuen Dingen. Solange unsere Kinder Kinder sind und keine Erwachsenen, die wir unsere Bedürfnisse anders handhaben können, sollten wir ihnen die dringende Pause ermöglichen. Denn schließlich können genau wir nachfühlen, wie sich ein Tag mit zu wenig Schlaf anfühlt. – Auch, wenn wir dann ein wenig umplanen müssen.
Und wenn der Nachmittagsschlaf des Kindes unseren Abend zu sehr negativ beeinflusst, können wir noch einmal einen Blick darauf werfen, ob und wie das Kind vielleicht etwas früher am Tag schlafen kann, damit der Abendschlaf sich nicht zu lang verzögert. Aber letztlich sollten wir bedenken: Müdigkeit ist ein Zeichen unseres Körpers, dass er sich nun erholen muss.
Eure
Liebe Susanne!
Da hast Du Recht!
Schwierig wird es bei DEN Kindern, deren übliche Einschlafenszeit am Abend den Eltern quasi nie eine Pause lässt. Sprich, wenn Dein Kind üblicherweise gegen 22, 23 Uhr oder gar gegen Mitternacht erst einschläft, und mit einem plötzlichen Mittagsschlaf dann weitere 2 Stunden später erst zur Ruhe kommt.
Denn, diese Kinder gibt es wirklich, die schon als Neugeborene wenig Schlaf benötigen, und zudem so spät getaktet sind, aus einer inneren Uhr heraus. Die durch liebevolle äußere Einflüsse dennoch ihren Rhythmus (als Nachteule) beibehalten.
Da ist solch eine unübliche Ruhephase für die Eltern eine Qual!
Eine Lösung gibt es da kaum. Dem Kind die Ruhe gönnen, ja. Eigentlich unbedingt. Doch was, wenn die Eltern darunter leiden. Dann muss abgewogen werden.
Und ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Eltern einige Jahre ohne Schlaf auskommen können. Doch es zehrt. Sehr sogar.
Denn es gibt sie, die „Wenigschläfer“, und zudem noch „Spätschläfer“. Schwierig ist es da, wenn durch solche Pausen, die die Eltern dann zu dem Zeitpunkt ausgerechnet eben nicht auch einlegen können, als Elternteil gelassen zu bleiben.
Ich finde es sehr spannend bei Dir zu lesen. Es gibt einen schönen Anstoß, Anregungen und einfach einen Einblick, wie es anders oder eben ganz ähnlich geht.
Liebe Grüße
Trix
Willkommen im Club! Hier ist (mit 2,5 Jahren und 2,5 Monaten) selten mal vor 11 Ruhe, manchmal etwas früher, manchmal auch etwas später. Mein Mann und ich schaffen es kaum, über irgendwas zu reden (er steht um 5 Uhr auf). Ich wecke mein Kind auch nicht auf, weil es sowieso nicht funktioniert – es ist dann superschlecht gelaunt und hängt ewig an mir, bis es wieder in der Spur ist. Da kann ich es gleich schlafen lassen und wenigstens die Ruhe genießen. Aber es zehrt ungemein! Das darf auch mal gesagt werden.
Auf der anderen Seite bringt es aber den Rhythmus des Kindes selbst durcheinander. Ich habe meine Tochter gestern schlafen lassen, als sie um 16:50 beim Stillen einschlief. Sie ist 21,5 Monate alt. Sie wurde gegen 20 Uhr wieder wach und war völlig durcheinander. Dann nochmal schlafen, dann „so richtig“ aufstehen. Das war auch nicht so gut. Früher schlief sie auch mal ab 18 Uhr durch, deswegen habe ich sie nicht geweckt. Das überlege ich mir beim nächsten Mal. 😉
Aber dann nach einer halben Stunde wecken: Ist auch fürs Kind besser als es dann 2 Stunden schlafen zu lassen. Gilt auch für uns wenn wir uns tagsüber hinlegen, allles was länger ist hilft nicht wirklich in der Situation.
Ich weiß nicht. Ich würde sagen: It depends. Tendenziell bringe ich es nicht über mich, mein Kind zu wecken, wenn es ungeplant irgendwo einschläft. Und sie lässt sich auch nicht wecken, wenn sie den Schlaf unbedingt braucht.
Andererseits gibt es im elterlichen Dasein solche Tage, Phasen, Momente, da packst Du es ohne die abendliche Ruhepause nicht. Da trennen Dich nur noch diese sehnlichst erwarteten 2 Stunden Nichtstun vom Nervenzusammenbruch. Ihr kennt das nicht? Das freut mich ehrlich für Euch.
Aber ich kenne das. Und an solchen Tagen wecke ich lieber mein Kind. Weil es unterm Strich die liebevollere, verträglichere Lösung für alle Beteiligten ist. Wer hat was davon, wenn ich mich aufopfere bis zum Gehtnichtmehr? Mein Kind sicher nichts.
Liebe Liz, du sprichst mir aus dem Herzen. Auch wenn das mit dem Wecken bei uns einfach nicht funktioniert. Und ich spreche ja nichtmal von Ruhepausen am Abend, sondern einfach von schlafengehen-dürfen. Wenn mal bis Mitternacht Party ist…
Hallo Susanne,
ich mag deinen Blog und die Art, wie du schreibst. Ich fühle mich oft verstanden und ganz oft aber beschleicht mich bei manchen deiner Artikel so ein komisches Gefühl. Ich habe lange darüber nachgedacht, was es ist. Oft fühlte ich mich regelrecht schlecht nach dem Lesen mancher deiner Posts. Ich glaube was mir oft fehlt ist Authentizität. Du schreibst schön, toll, fein. Aber da fehlt oft dieses Authentische. In deinen Artikeln findet sich immer eine Passage, mit der sich wohl alle Eltern identifizieren können. Da sprichst du uns aus der Seele. Beispiel in diesem Text: „Wenn es nun schläft, wacht es zur eigentlichen Schlafenszeit auf und wird bis in die Nacht wach bleiben. Vielleicht lässt es sich ja doch wecken? Schließlich hatte man doch am Abend noch etwas vor – oder wollte zumindest ausruhen oder eine Serie sehen. Aber nun schläft das Kind und verwirft die ganze Abendplanung. Also doch wecken, vielleicht durch Musik oder das Versprechen auf ein Eis oder das Lieblingsspiel. “ Doch dann folgt immer wieder dieses ABER:“ Aber müssen wir diesen Anspruch des Verzichts auch auf unsere Kinder übertragen?“ Und ab da denke ich jedes Mal, dass du wohl eine Art Übermensch sein musst, der nie schreit, nie unfair ist und nie aus eigenen, ganz menschlich verständlichen, Zwecken handelt. Und ab diesem Punkt fühle ich mich dann meistens schlecht und irgendwie unverstanden. Manchmal waere ein Artikel Ohne ABER viel authentischer und menschlicher:-) Viele liebe Grueße.
Vielleicht ist das, was in diesem Artikel (und ich manchen anderen) fehlt, genau das, was jetzt hier in den Kommentaren steht: Dass es manchmal auch für die ganze Familie besser sein kann, das Kind zu wecken, weil die Eltern ohne Ruhepause am Abend sonst nicht mehr können. Vielleicht will Susanne eigentlich nur sagen, dass wir darüber nachdenken sollten, was das Wecken für das Kind bedeutet, bevor wir abwägen, welches Bedürfnis, also das des Kindes oder das der Eltern, gerade schwerer wiegt und dass das eben oft das Bedürfnis des Kindes ist und wir uns als Erwachsene mit der Situation arrangieren können. Manchmal aber eben auch nicht. Und ja, das fehlt auch mir irgendwie in dem Artikel und führt auch bei mir dazu, dass ich einen erhobenen Zeigefinger zu fühlen meine, den Susanne aber wahrscheinlich gar nicht beabsichtigt hat. Oder Susanne?
Absolut. Tut mir leid, wenn es missverstanden wurde. Ich denke, es ist wichtig, auch mal die Bedürfnisse und Gefühle des Kindes zu sehen. Wir gehen als Erwachsene zu oft davon aus, dass Kinder so fühlen würden wie wir – tun sie aber gar nicht.
Ja, das stimmt. Für mich lautet das Zauberwort „Kompromiss“. Viele hier und auf FB schreiben aber, dass sie es nicht über’s Herz bringen, das Kind zu wecken. Für mich allerdings bedeutet Bedürfnisorientiert die Bedürfnissen aller ernst zu nehmen, von den kleinsten bis zu den großen. Wir alle müssen manchmal zurück stecken. Ich würde meinen Sohn zB um 17 Uhr nicht 3 Stunden ausschlafen lassen. Ich sehe es ja an mir selbst. Ich bin gestern Abend um 20 Uhr auf der Couch eingeschlafen, mein Mann ließ mich schlafen. Um 21 Uhr würde ich wach und ging ins Bett, um 1.30 Uhr schaute ich immer noch auf die Uhr. Der Tag fing heute um 6 Uhr an und ich stehe vollkommen neben mir. Mein Sohn hat genau so seinen Rythmus und steht auch neben der Spur, wenn er mit dem schlafen so durcheinander kommt.
Dieser Kommentar ist so schön und so wenig voller Kritik (die ja auch irgendwo wichtig ist). Ich liege gerade neben meiner 4-Jährigen, die seit 16:30 bereits 2,5 Stunden schläft und partout nicht zu wecken ist. Vielleicht ist sie bis Mitternacht wach, vielleicht auch nicht. Heute gönne ich ihr den Luxus, auch wenn wir an den See wollten und ich heute Abend wohl mit ihr zusammen ins Bett gehe und meine Aufgaben und Pläne über den Haufen geworfen sind. Einen anderen Tag wird das sicher anders sein und da muss sie dann durch. Solange sich die Waage hält, wird es in Ordnung sein. Routinen sind wichtig, aber auch die Ausnahmen, finde ich.
Und wisst ihr was: Ich konnte mal wieder ganz bewusst neben meinem Kind ruhen, sie anschauen wie ich sie als Baby stundenlang angeschaut habe. Und wer weiß, vielleicht ist sie morgen wieder 3 cm gewachsen oder kann ein neues Wort schreiben oder Fahrrad fahren oder die Wut beim nächsten Streit besser im Zaum halten 🙂
Niemand von uns ist eine Übermutter, aber jeder ist die beste Mutter, die er sein kann.
Mir hat der Beitrag gerade so viel gegeben neben den ganzen Stundenplänen, wie und wann Kinder zu schlafen haben 😉
Diese Antwort war jetzt nicht an dich allein gerichtet, ich fand deinen Kommentar nur so schön und versöhnlich 🙂
Oh ja, das hast du gut geschrieben. Natürlich kenne ich das Gefühl ein Nickerchen zu brauchen und wie gut das tut. Und trotzdem finde ich es schwierig, wenn meine kleinen Räuber unerwartet zwischendurch einschlafen – wir haben hier gleich mehrere Kandidaten dafür.
In einer idealen Welt gönne ich es ihnen einfach und lass sie dann abends länger aufbleiben. In einer idealen Welt muss niemand morgens in der Schule sitzen, bin ich aber auch nicht abends so ko, versuche ich nicht abends noch zu arbeiten, habe ich auch tagsüber ausreichend Zeit für mich, merken meine Kinder selbst, wann sie müde sind und bleiben wenn wir es erlauben nicht auf, bis wir ebenfalls ins Bett gehen um dann am nächsten Tag extrem empfindlich (= viel zu müde) zu sein, … Leider leben wir alle nicht in einer idealen Welt. Die Schule zwingt uns einen Rhythmus auf und auch mein Wohlbefinden ist neben dem der Kinder wichtig für ein glückliches Familienleben.
Und so wäge ich jedesmal ab, was uns allem wohl am besten tuen würde und lasse die Großen meist nur kurz schlafen wenn wir mitten im Alltag stecken. Den Kleinsten etwas länger. Und dann versuche ich sie ganz liebevoll zu wecken, so dass in Mamas Armen aufwachen auch als etwas schönes und kuscheliges erlebt wird.
Trotzdem hat mir dein Artikel zu denken gegeben und ich werde bei nächster Gelegenheit wohl eher länger schlafen lassen. Denn du hast natürlich Recht, es ist wundervoll wenn Schlafen einfach das entsprechende Bedürfnis stillen darf anstatt praktische Überlegungen wichtiger zu machen…
Liebe Grüße,
Maria von OstSeeRäuberBande
Aber dann hast Du ihm ja auch erstmal sein Bedürfnis gegönnt und ihn nicht einfach wach gehalten, das ist doch gut.
Ups, mein vorheriger Beitrag ist leider verutscht. Hier sollte er ja eigentlich hin…
Ja, das stimmt. Für mich lautet das Zauberwort „Kompromiss“. Viele hier und auf FB schreiben aber, dass sie es nicht über’s Herz bringen, das Kind zu wecken. Für mich allerdings bedeutet Bedürfnisorientiert die Bedürfnissen aller ernst zu nehmen, von den kleinsten bis zu den großen. Wir alle müssen manchmal zurück stecken. Ich würde meinen Sohn zB um 17 Uhr nicht 3 Stunden ausschlafen lassen. Ich sehe es ja an mir selbst. Ich bin gestern Abend um 20 Uhr auf der Couch eingeschlafen, mein Mann ließ mich schlafen. Um 21 Uhr würde ich wach und ging ins Bett, um 1.30 Uhr schaute ich immer noch auf die Uhr. Der Tag fing heute um 6 Uhr an und ich stehe vollkommen neben mir. Mein Sohn hat genau so seinen Rythmus und steht auch neben der Spur, wenn er mit dem schlafen so durcheinander kommt.
Da wir uns gerade in der Phase befinden, in der das ältere Kind mittags mal schläft, und mal nicht, setze ich mich zwangsläufig mit dem Thema auseinander und möchte noch ergänzen: ich sehe einen großen Unterschied darin, ob man ein Kind daran hindert, einzuschlafen und ihm damit das wohlige Gefühl der Erhohlung verwehrt, oder ob man ihm dieses lässt und es dann nach einer gewissen Zeit sanft weckt. Erfahrungsgemäß funktioniert es zumindest bei uns sowieso nicht, das Kind am Einschlafen zu hindern, und auch das Aufwecken (vor kurzem mal wieder versucht, nachdem ich es jetzt lange gar nicht probiert hatte) ist meistens eher ein Schuss ins Knie. Aber auch ich kenne das Problem, das in einem Kommentar weiter unten bereits geschildert wurde: dass dann der ganze Tagesrhythmus (ich rede nicht vom Plan!) durcheinander ist, und man schlussendlich eher gerädert ist als erholt. Deshalb: alles in Maßen, auch Tagesschlaf.