Tag: 24. August 2016

Für weniger Schubladen… – die andere Seite der Geschichte

Heute morgen veröffentlichte ich den Artikel „Schublade auf, Eltern rein, Schublade zu“ und am Ende des Tages merke ich, dass auch ich „geschubladet“ habe, denn mich erreichte ein Brief von der Frau, die im Café mir gegenüber saß. Ein weiteres gutes Beispiel dafür, dass es immer eine Geschichte davor und danach gibt und alles Momentaufnahmen sind:

liebe susanne 

ich habe deinen eintrag gelesen, da ich über facebook mit deinem blog verlinkt bin. ich bin immer sehr von deinen texten angesprochen und teile in vielen dingen ähnliche oder sogar gleiche ansichten.

ich war gestern die frau,die sich euch im cafe gegenüber setzte. ich habe die zeit über überlegt,als ich dort saß, woher dein gesicht mir bekannt vorkam…und jetzt,als ich deinen text gelesen habe,ist es mir natürlich eingefallen.

ich kenne dieses schubladendenken und kann mich sicher auch nicht davon freisprechen, dass es mir manchmal passiert.

ich möchte dir aber an dieser stelle gerne von der geschichte vor und nach meinem „missbilligenden“ Blick,welchen du als solches interpretiert hast, berichten – von meiner geschichte:

als ich morgens meine kleine Tochter Ada zur kita gebracht habe, habe ich mir den rücken verhoben und hatte ziemliche schmerzen,als ich dort saß. ich habe die zeit abgewartet, bis die physiotherapeutin um 10uhr aufmachte, zu der ich im anschluss gegangen bin, damit sie meinen nerv wieder freimachte. gestern war mein erster freier tag nach 4 wochen urlaub mit meinen beiden kindern, an dem ich vormittags frei hatte, um die urlaubswäsche zu waschen…die wohnung auf zu räumen und dann wollte ich noch so gerne gemütlich und ganz alleine eine tasse kaffee auf dem balkon trinken, bevor ich wieder zur kita müsste….aber so mit diesen schmerzen würde mein tag leider ganz anders verlaufen…!das war die geschichte,bevor ich ins cafe trat um die zeit vergehen zu lassen.

ich sah dich und deine süße tochter und dein baby im tuch und da gingen mir so viele gedanken durch den kopf…mein blick wurde von dir als „missbilligend“ interpretiert-oder so wahrgenommen. das tut mir leid. vielleicht kam der blick durch die schmerzen oder meine innerlichen sorgen,dass der tag nun ganz anders verlaufen würde…ich auch am mittwoch und donnerstag arbeiten müsste und mit den rückenschmerzen es sehr beschwerlich werden würde….und ein wochenende auf dem land bei meiner freundin ansteht,auf den ich mich so sehr freue….auch nicht schön mit schmerzen und einem 1,5 jahre alten kind…alles meine gedanken hinter meinem blick. Meine weiteren Gedanken waren: was ist das schön so mit dem schlafenden baby vor dem bauch….und wie entspannt….und wie niedlich die tochter mit den kopfhörern! ich musste an meinen sohn denken,der auch immer so gerne neben mir sitzt und seiner musik lauscht….und ich musste an die zeit denken,als ich meine tochter so so viel getragen habe…und auch immer auf diesem platz gesessen habe,an dem ihr gestern gesessen habt.

ich habe euch auch angelächelt…..auch deine tochter,als sie an mir vorbei gegangen ist,um etwas weg zu bringen. vielleicht ist dir das lächeln nicht aufgefallen…..vielleicht,weil mein blick,welcher sich für dich nicht gut angefühlt hat, den Raum für mein Lächeln nicht mehr zugelassen hat.

Nach meinem kaffee bin ich los und es konnte tatsächlich mein nerv befreit werden und mit viel ruhe und liegen konnte ich auch heute arbeiten gehen und fühle mich sehr viel wohler in meinem körper,als gestern.

dies ist die geschichte nach meinem blick.

vielleicht begegnen wir uns einmal wieder-das würde mich total freuen…dann möchte ich dir von herzen ein lächeln schenken,denn ich bin ein sehr offener,neugieriger mensch und erzähle gern und lache gern. und hätte ich gestern nicht diese schmerzen gehabt, ich hätte dich bestimmt gefragt, woher dein tragetuch ist, denn das war auch einer meiner gedanken….es hat mir sehr gefallen und eine freundin ist gerade auf der suche nach einem schönen….!

viele grüße“

Ihr seht: auch ich interpretiere falsch und es ist sicher ein guter Weg, zu versuchen, Schubladen zu vermeiden und negative Blicke auszublenden.

Eure

Susanne_clear Kopie

Schublade auf, Eltern rein, Schublade zu

Ich sitze im Café, mein Baby schläft im Tragetuch vor mir und ich arbeite an meinem Laptop, meine Tochter sitzt mit ihren Kopfhörern und einem Stück Torte neben mir. Eigentlich fühlt sich dieser Tag gut an. Ich komme voran mit meiner Arbeit und meine Tochter genießt es, in Ruhe dort zu sitzen und ihr Hörspiel zu hören und dabei ein Stück Torte essen zu dürfen. Ein besonderer Tag, ein kleines Fest. Eigentlich wäre es schön, wenn sich nicht eine Frau uns gegenüber gesetzt hätte, die mich missbilligend anblickt. Weiterlesen