Geborgenheit bedeutet… von Julia von lebeliebelache

Julia lebt Geborgenheit mit ihrer Familie in einem ganz kleinen Dorf mit nur 54 EinwohnerInnen und ist dort mit ihren Gedanken zu windelfrei, Familienbett und dem Tragen eher ein ungewöhnlicher Anblick. Mit ihren drei kleinen Kindern geht sie aber ihren ganz persönlichen Weg und berichtet seit kurzer Zeit auch auf ihrem Blog lebeliebelache davon. „Geborgenheit sollte auch auf Pauschalisierungen verzichten.“ schreibt sie und das passt auch zu all den anderen Dingen, die sie von ihrem Weg zu berichten weiß:

Was bedeutet für dich Geborgenheit?

Das Vertrauen darauf, sich dem Leben nicht allein stellen zu müssen, sondern eine starke Schulter an meiner Seite zu haben, die mitlacht, mitstaunt und mitweint. Zu wissen, dass es zu keiner Zeit notwendig ist mich zu verstellen, schwach sein zu dürfen oder auch mal grundlos wütend zu sein und darauf zu zählen – es wird mir verziehen: Geborgenheit bedeutet für mich Schwächen haben zu dürfen und anderen ihre Schwächen zuzugestehen.

Die Liebe im Blick auf meine Familie, die Wärme im Umgang miteinander auch und vor allem in intensiven Phasen. Rücksicht zu nehmen aufeinander und immer wieder den Blick zu öffnen für die Menschen, mit denen ich meinen Alltag teile und für die ich verantwortlich bin. Wärme zu schenken und sich Zeit zu nehmen genau dann, wenn sie gebraucht wird.

Geborgenheit sind offene Arme und liebevolle Worte, sind getrocknete Tränen und lautes Kinderlachen. Ist die Wärme eines müden Kindes, das den Kopf schwer auf meiner Brust ablegt, sich fest ankuschelt, wenn alles friedlich still ist und für mich eine kleine Ewigkeit die Zeit stillsteht.

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Wie lebst du Geborgenheit im Alltag mit deiner Familie?

Wir gehen auf die Bedürfnisse des jeweils anderen ein, nehmen sie ernst. Das bedeutet in erster Linie, dass wir äußere Umstände immer wieder unseren jeweiligen Bedürfnissen anpassen. Wir lernen von unseren Kindern und das erleichtert uns den Alltag. Zum Beispiel hatten wir das Thema Familienbett vor der Geburt unseres ersten Kindes nicht im Auge. Heute ist es mit drei Kindern die wunderbarste Möglichkeit zu schlafen und ich käme keinesfalls auf die Idee, meine zwei Wochen alte Tochter nachts von mir getrennt schlafen zu lassen.

Außerdem hat der Kinderwagen inzwischen eine dicke Staubschicht angesetzt. Auch hier haben wir vom ersten Kind gelernt, dass Tragen doch die schönste Möglichkeit ist, sich gemeinsam durch die Welt zu bewegen und finden die Distanz, die ein Kinderwagen zwischen Eltern und Kind schafft irgendwie ungemütlich.

Unsere Kinder gehören zu uns und müssen nichts lernen. Sie müssen nicht mit wenigen Wochen lernen allein zu schlafen oder sich in den Schlaf zu schreien. Sie müssen nicht lernen sich auf andere Menschen als uns zu verlassen, wenn sie noch nicht so weit sind. Sie sollen sie selbst sein dürfen und Eltern zum Vorbild haben, die einander genau das zugestehen.

 

Gibt es Dinge, die für Dich in Bezug auf Geborgenheit unbedingt notwendig sind?

Wärme. Verständnis. Liebe. Nachsicht. Offenheit.

Ein Zusammenspiel aus vielen Dingen aber immer wieder die Erkenntnis, dass es bei mir selbst anfängt. Bin ich unzufrieden strahle ich das aus und kann nur selbst etwas daran ändern, indem ich der Unzufriedenheit Raum gebe und darauf zähle, dass in unserem Alltag dafür Platz ist. Damit ist meistens schon einiges besser.

Unbedingt notwendig scheint mir also, dass man sich einander öffnet und den/die anderen daran teilhaben lässt, wie es in einem aussieht. Sobald ich mich auf längere Zeit verstecke, mache ich es meinem Gegenüber schwer auf mich einzugehen. Als Folge werde ich mich nicht geborgen fühlen und damit wächst meine Unzufriedenheit …

Geborgenheit sollte auch auf Pauschalisierungen verzichten. Schnell sind Sätze in den Alltag integriert, die einzelnen Familienmitgliedern ihre Stempel aufdrücken und häufig kein schönes Gefühl hinterlassen. Offenheit und Sprache sind für mich wichtige Schlüssel zu Geborgenheit. 

Julia ist frischgebackene 26jährige Mama von 3 Kindern (3 Jahre, 1, Jahr und zwei Wochen), hat gerade ihr Studium abgeschlossen und begonnen, als freie Journalistin zu arbeiten. Von ihrem Leben berichtet sie auf  http://lebeliebelachesite.wordpress.com/ und Ihr findet sie auch bei Facebook 

1 Kommentare

  1. Ich finde den Text sehr schön, besonders hat mir die Passage gefallen, in der sie davon schreibt, dass ihre Kinder „nichts lernen müssen“.
    Ich habe meinen kleinen Sohn auch viel getragen, wir hatten aber auch, vor allem für längere Spaziergänge, einen Kinderwagen, der sich auch oft als sehr praktisch erwies! Was mir nicht gefällt ist dieses „Niederreden“ eines Kinderwagens, getreu dem Motto: „Wer sein Kind liebt, der nicht schiebt!“. Die Autorin schreibt gezielt von „Distanz, die ein Kinderwagen schafft“. Das ist ja schon mal eine klare Pauschalisierung. Man hat sein Kind ja auch Zuhause nicht ununterbrochen an der Brust, also müsste man da ja dann auch schon von „Distanz“ reden, wenn es denn mal zum Nickerchen im Stubenwagen liegt. Im Austausch mit anderen Mamas höre ich dann oft die Verunsicherung heraus, von wegen : „Ist es schlimm für mein Baby, dass ich es jetzt im Kinderwagen liegen habe?“. Ich fände es schön, wenn auch da etwas mehr Toleranz gezeigt werden würde, anstatt (unbewusst!) ein schlechtes Gefühl zu vermitteln (u.a. mit Schlagwörtern wie „Distanz“), wenn man sein Kind im KInderwagen liegen hat. VG

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