Schlagwort: Elternschaft

Wohin mit Kind in Berlin? Mal wieder Paar sein im Kinderwagenkino

Wenn ein Paar Eltern wird, ist das oft nicht so einfach. Es gibt so vieles, was sich ändert. An einem selbst, körperlich und psychisch, aber vor allem auch am Alltag. Manchmal ist es nicht einfach, neben dem Elternsein auch ein Paar zu bleiben. Deswegen ist es wichtig, sich als Paar auch immer wieder zu begegnen. Weiterlesen

Mädchen sein, Frau sein – mit einem guten Körperbild

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In den letzten Monaten bin ich immer wieder auf Artikel gestoßen zum Thema Geschlechtsidentität entwickeln, Entwicklung von Mädchen, Frau werden, die mir gezeigt haben, dass es momentan ein wirklich wichtiges Thema ist. Auch unter den Mütter-Bloggerinnen ist es längst ein Thema. @dasnuf schrieb im September über „Neuigkeiten aus dem frisch duftenden Freudental“ und der Feststellung, dass aufwachsende Mädchen und Frauen heute durch Pflegeprodukte in den Glauben versetzt werden, dass der weibliche Genitalbereich grundsätzlich stinken würde und man mit diversen „wohlriechenden“ Pflegeprodukten Abhilfe schaffen müsste. @berlinmittemom Anna Luz de León beschäftigt sich derzeit in einer Artikelreihe damit, dass Studien zum Ergebnis kamen, dass „in Deutschland 64 Prozent aller Mädchen im Teenageralter aufhören, die Dinge zu tun, die sie lieben, weil sie sich mit ihrem Äußeren unwohl fühlen“. Und dann gibt es auch noch Werbespots, die zwar erst einmal offensiv mit Weiblichkeit umgehen und Mädchen eine Art des freudvollen Umgangs mit der Menstruation beizubringen scheinen, dann aber doch nur die „heimliche“ Zustellung eines Menstruationssets bewerben: „It’s like christmas for your vagina!“ Zu solchen Anbietern zählt auch „Madame Ladybug„, wo man sich – je nach Bedarf preislich gestaffelt – eines von drei Menstruationspaketen monatlich zusenden lassen kann. Die beiden teureren Pakete enthalten auch gleich das Schmerzmittel „Midol“ neben Tee und Snacks. Welches Bild erhalten Mädchen also vom Frausein? Und was sollten wir anders tun?

Es fängt – wie immer – am Anfang an. Ich möchte hier in diesem Rahmen nicht auf die Sex-Gender-Debatte und auf rosa Mädchensachen, Barbie und Co. eingehen. Hier soll es nur um das Körpergefühl gehen, das wir unseren Kindern vermitteln. Und das vermitteln wir von Anfang an. Es beginnt damit, wie wir Geschlechtsorgane bezeichnen, bzw. ob wir ihnen überhaupt einen Namen geben. Denn oft genug höre ich auch heute noch die Bezeichnung „untenrum“, wenn sich irgendwas auf die primären Geschlechtsorgane bezieht. Doch natürlich brauchen Körpergliedmaßen einen Namen, denn wie sollen sie namenlos für ein Kind real existieren? Was keinen Namen hat, darüber spricht man nicht. Doch gerade Kinder müssen über ihr Geschlecht und ihre Geschlechtsorgane sprechen.

Schon Babys brauchen den Raum, um sich mit sich selbst vertraut zu machen – Mädchen und Jungs gleichermaßen. Im Nacktsein dürfen sie ihren ganzen Körper erfahren. Für die Entwicklung des Körpergefühls ist es wichtig, dass der gesamte Körper selbst erkundet werden darf. Heute, wo viele Babys in unserer Kultur die meiste Zeit des Tages in einer verschlossenen Windel verbringen, sind gerade auch die Wickelsituationen besonders bedeutsam. Was vermitteln wir einem Kind, wenn wir angeekelt in die volle Windel blicken und mit schnellen, unsanften Bewegungen den Windelinhalt beseitigen? Wenn wir uns entscheiden, mit Windeln zu wickeln und das Kind nicht abzuhalten (windelfrei zu praktizieren), ist dies unsere Entscheidung und nicht die des Kindes. Und so müssen wir auch unsere eigene Konsequenz daraus ziehen. In diesem Fall bedeutet es, dass natürlich nicht das Kind in irgendeiner Weise negativ zu behandeln ist, weil es die Windel voll gemacht hat. Im Gegenteil: Das Windeln wechseln sollte ein Moment der Ruhe sein können, in dem das Baby beteiligt werden kann, in dem man ihm Ruhe lässt. Je nach Alter darf es auch an der Wickelsituation beteiligt werden. Vielleicht kann es einfach schon selbst ein Papiertuch halten oder nach dem ersten Säubern durch Mutter oder Vater kann das Kind selbst noch einmal nachwischen. Sprache ist auch hier wichtig: Das Wickeln ist ein wunderbarer Moment, um miteinander zu reden, in den Austausch zu kommen. Der Wickelnde kann beschreiben, was er tut. Er kann Empfindungen des Babys umschreiben: Der Waschlappen fühlt sich nass an, oder? Je mobiler das Baby wird, desto weniger einfach sind diese Wickelsituationen ruhig zu gestalten, weil das Kind vielleicht lieber krabbeln oder laufen möchte. Doch wenn man dem Kind von Anfang an die Möglichkeit gibt, selbst beteiligt zu sein, ist das Wickeln oftmals einfacher und ganz nebenbei erfährt das Baby Wertschätzung für den Windelbereich.

Und noch etwas anderes ist wichtig, wenn es darum geht, ein gesundes Körperbild von Anfang zu entwickeln: Andere Menschen sehen. Und zwar nicht nur die halbnackten „Schönheiten“ auf den Werbeplakaten. Mit meiner Tochter bin ich schon oft am Kindertag im Hamam gewesen. Dort unter Frauen kann sie sich ein eigenes Bild machen von der Vielfältigkeit des Frauseins. Ich erinnere mich noch an die Situation, als wir einmal dort waren und sie mich fragte: „Mama, warum hat die Frau so verschrumpelte Brüste?“ Es war eine alte Frau und im ersten Moment war mir die Situation unangenehm, denn ich war mir ziemlich sicher, dass die Frau sie gehört hatte. Doch dann sagte ich ihr einfach, dass die Frau eben schon viel älter sei und das normal wäre und fand es auf einmal ganz großartig, dass meine Tochter an diesem Ort so viele verschiedene Frauen sehen konnte: jung und alt, dick und dünn, verschiedenen kulturellen Ursprungs und doch alle gemeinsam an diesem Ort, an dem sie sich der Körperpflege hingeben. Jede auf ihre Art mit ihrem Körper.

Körperlichkeit hat von Anfang an auch mit den Worten zu tun, die wir nutzen. Wie beschreiben wir unser Kind? Necken wir es, indem wir ihm Unzulänglichkeiten vor die Nase halten? Ich erinnere mich noch heute daran, wie unangenehm es mir war, dass mich meine Tante sicher die ersten 10 Lebensjahre immer „Pummelchen“ nannte. Selbst, wenn wir es als Liebkosung meinen, hinterlassen solche Worte Spuren in uns. Deswegen sollten wir den Körper unserer Kinder mit dem Respekt behandeln, den wir uns selbst wünschen. Nicht nur mit Respekt im manuellen Umgang, sondern auch mit sprachlichem Respekt. Kinder sollten nicht als dick, pummelig, steif oder sonstwas bezeichnet werden. Sie sind, wie sie sind. Und sie sind immer aus gutem Grund so, wie sie sind.

Ganz selbstverständlich gehört zum positiven Körpergefühl auch, dass das Kind keine negativen Körpererfahrungen machen muss, d.h. dass es nicht geschlagen oder anderweitig misshandelt oder missbraucht wird. Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit für viele Eltern, aber leider zeigen Studien immer wieder, wie viele Kinder missbraucht und/oder misshandelt werden, was natürlich schwerwiegende Folgen für die Entwicklung des Körpergefühls hat. Kinder haben Rechte. Und eines davon ist das Recht auf gewaltfreie Erziehung.

Dies alles sind nur die Vorbereitungen, die wir treffen können: Kinder ihren Körper selbst erfahren lassen, ihre Geschlechtsteile benennen, respektvoll mit ihrem Körper umgehen – sowohl verbal als auch im alltäglichen Umgang. Dazu sind wir selbst natürlich wichtige Vorbilder und beeinflussen, wie sie ihren Körper betrachten. Sagen wir, dass wir uns hässlich fühlen, dass wir zu viel wiegen würden oder mäkeln hier und da an unserem Aussehen vor den Kindern herum? Unsere Kinder finden uns schön. Viele, viele Jahre lang. Wenn wir ihnen vorleben, dass wir uns selbst schön finden und zufrieden sind mit uns, dann ist das ein sehr guter Grundstein dafür, dass auch sie sich in ihrer Haut wohl fühlen.

Was Mädchen betrifft, hat auch der Umgang mit der Menstruation großen Vorbildcharakter: Zeigen wir unserer Tochter monatlich, wie schlimm, schmerzhaft, unangenehm, eklig die Menstruation ist? Oder können wir es – wenigstens ein kleines Stück – als Fest der Weiblichkeit feiern? Mein eigener Eintritt in das Frausein war vor 20 Jahren nicht so, wie ich es mir für meine Tochter wünschen würde. Umso mehr habe ich eine Vorstellung davon, wie ich mit ihr diesen Tag begehen möchte: Eine Feier soll es sein zwischen Mutter und Tochter, in der ich sie in einen neuen Lebensabschnitt aufnehme. Ein Fest für uns, an dem wir es uns gut gehen lassen. An dem wir ganz Frau sind. In früheren Zeiten gab es Zeremonien, die extra für diesen Übergang zelebriert wurden. Leider sind uns solche heute verloren gegangen. Einer Tradition zufolge wird der jungen Frau zur ersten Menstruation ein roter Stein geschenkt. Für meine Tochter habe ich den Ring mit rotem Stein schon hier. Er ist noch von meiner Großmutter. Ich hoffe, ich werde ihn einer selbstbewussten jungen Frau an den Finger stecken, die sich in ihrem Körper wohl fühlt und einfach glücklich ist. So, wie sie ist.

An die guten Momente denken wir zu selten…

Glücksmomente

Der Herbst ist da und damit die Erkältungszeit. Zeiten, in denen wir viel gefordert werden, wenn wir Kinder haben. Da sind die Ängste, ob es vielleicht doch etwas Schlimmes ist. Wir wachen Nächte durch, um unsere Kinder zu tragen, mit ihnen zu inhalieren, Fieber zu messen oder oder oder. Und selbst wenn die Kinder gerade nicht krank sind, haben wir oft anstrengende Zeiten: Entwicklungsschübe kommen und gehen, der Alltag ist da und muss bewältigt werden mit Kochen, Putzen, Einkaufen,… An manchen Tagen ist alles einfach anstrengend. Man wünscht sich ein unbeschwertes und einfaches Leben. Wie war das noch damals, als die Kinder nicht da waren? Als man noch bis 10 Uhr im Bett lag, dann im Schlafanzug zum Kühlschrank schlenderte, sich etwas heraus nahm und im Bett vor dem laufenden Fernseher ungesund gefrühstückt hat?

Doch natürlich sind auch in unserem Alltag jetzt die wundervollen Momente da. Wir sehen nur zu selten hin. Oder wir vergessen sie wieder. Manchmal sind wir auch zu abgelenkt, um sie wirklich bestaunen und würdigen zu können, die zauberhaften kleinen Momente des Glücks. Doch genau sie sind es, die uns in der Herbstzeit Kraft geben können und die uns am Ende eines anstrengenden Tages doch noch einmal lächeln lassen, um gut in die Nacht zu finden und einen kraftvollen neuen Tag beginnen zu können.

Deswegen: Nehmt Euch einen kleinen Notizblock, einen Stift und ein Marmeladenglas. Stift und Notizblock müssen in Eure Hosentasche passen, so dass beides immer griffbereit ist. Und dann notiert jeden Tag die wunderbaren Momente, die ihr erlebt: Wie Euer Baby Euch nach dem Schlafen angelächelt hat. Wie es Euch auf wackeligen Beinen entgegen gelaufen ist. Das schöne Bild, das Euer Kind Euch gemalt hat. Wie Ihr Eurem großen Kind beim Schaukeln in der Herbstsonne zugesehen habt. Es genügt ein Satz mit Datum und Uhrzeit. Legt am Abend die Zettelchen des Tages (es kann auch nur einer sein, aber wenigstens einer!) in das Glas. Lasst dabei die schönen Momente noch ein vor Euren Augen vorbei ziehen. Und wann immer Ihr es braucht: Bedient Euch aus dem Glas der Glücksmomente. Zieht Euch ein Zettelchen heraus, lest es und lasst es Euch damit gut gehen.

Alles ist nur eine Phase! Es kommen bessere Zeiten und schöne Momente gibt es jeden Tag.

Die Kiste – Abschied vom Kinderkriegen oder doch nicht?

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Nachdem meine Tochter im März 2009 geboren wurde, habe ich die allerschönsten Anziehsachen, wenn sie draus heraus gewachsen war, in eine Kiste gelegt. Im Laufe der Zeit kam eine weitere Kiste dazu, dann noch eine und noch eine… Kurz vor ihrem 3. Geburtstag dann stellten wir fest, dass ich wieder schwanger war. Eine Überraschung und auch eine Freude und natürlich kam auch der Gedanke: Was für ein Glück, dass ich so viele schöne Lieblingssachen aufgehoben habe! Und da wir für die Tochter vorwiegend neutrale Farben gekauft hatten, waren auch alle Dinge sohntauglich.
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Wie ich durch meine Kinder Gelassenheit lernte

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Vielleicht kennt Ihr diese Tage, an denen man denkt: „Heute läuft alles schief. Ich hätte im Bett bleiben sollen mit den Kindern.“ Und wisst Ihr was? Ja, Ihr hättet im Bett bleiben sollen. Nach 1617 Tagen Elternschaft, davon 318 Tage als zweifache Mutter, kann ich das sagen. Es gibt so Tage, an denen einfach nichts klappt. Dabei hatte man es so schön geplant. Man hat Termine, Verabredungen oder möchte einfach nur pünktlich das Kind in den Kindergarten bringen. Aber es geht nicht. Warum? Weil wir nunmal nicht alleine sind und selber über unser Leben bestimmen. Es gibt da diese kleinen Menschen, die eine ganz eigene Weltsicht haben und eine eigene Vorstellung davon, wie der Tag laufen soll.
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Warum Kinder keine Supermütter brauchen

Ich bin keine Supermutter. Früher, ganz am Anfang der Elternschaft, da dachte ich einmal, dass ich das sein müsste. Da dachte ich, dass ich keine Fehler machen möchte. Dass ich alles ganz anders als meine Eltern machen möchte und vollkommen richtig. Dass mein Kind in einer Idylle aufwachsen soll ohne Probleme, weil ich seine Signale wahrnehme und prompt und immer richtig reagiere. Weiterlesen

Wie heißt das Zauberwort? Respekt.

„Danke“ sage ich zu meinem kleinen Kind als es mir den Baustein überreicht. Mit einem „Bitte“ stelle ich das Getränk vor ihm ab. „Bitte“ und „Danke“ sind Begleiter im Alltag mit Kindern. Und dennoch sind es keine Wörter, die abverlangt werden können oder sollten, denn mit einem „Und wie heißt das Zauberwort?“ werden wir unserem Kind nicht das Empfinden von Dankbarkeit vermitteln. Dankbarkeit ist ein Gefühl, das empfunden werden sollte, es ist keine lehre Worthülse. Und genau dies können wir unseren Kindern beibringen, indem wir nicht Worte erzwingen, sondern Bestandteil des Alltags sein lassen.
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Attachment Parenting verstehen

Man liest es in Elternzeitschriften und hört in Krabbelgruppen davon: Attachment Parenting ist in aller Munde. Doch was genau bedeutet eigentlich dieses Konzept, das da aus Amerika scheinbar zu uns herüber gekommen ist? Ist es wirklich ein strenges Konzept mit Regeln, an die man sich irgendwie halten muss?

„Was wir taten, taten wir, weil es uns natürlich erschien. Erst später fanden wir heraus, dass es einen Namen dafür gab, der das, was wir taten, im Nachhinein bestätigte.“

– W. & M. Sears 2012, S. 17

Dieses Zitat beschreibt eigentlich schon, um was es bei Attachment Parenting geht: um natürliches und vom ureigenen Instinkt gelenktes Eltern-Kind-Verhalten.

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Familienschlaf – darauf kann ich achten, um mit Baby Schlaf zu finden

Schlaf ist wohl eines der wichtigsten Themen im ersten Lebensjahr. Nichts zehrt so sehr an jungen Familien wie Schlafmangel. Ganze Regalbretter in Buchhandlungen sind voll mit Ratgebern zu diesem Thema: vom Schreienlassen bis hin zum Akzeptieren. Doch wie kann es sein, dass gerade das Schlafen, eines unserer Grundbedürfnisse, in der ersten Zeit mit dem Baby so schwierig sein soll? Was ist es, was uns tatsächlich am Schlaf hindert und was können wir tun, um unserem Grundbedürfnis nachkommen zu können?

Schlafen – wie funktioniert das eigentlich?

Niemand schläft die ganze Nacht über durch ohne aufzuwachen. Das ist für viele Eltern erst einmal eine neue Information: Babys und Kinder schlafen nicht durch? Erwachsene auch nicht? Nein. Menschen werden nachts mehrmals wach. Nur schlafen wir Erwachsenen sehr schnell wieder ein. So schnell, dass wir uns am Morgen vielleicht gar nicht daran erinnern, dass wir nachts wach geworden werden sind. Babys und Kleinkinder haben diese Fähigkeit, schnell wieder in den Schlaf zu finden, meistens jedoch noch nicht.

Wie kommt es dazu, dass wir nachts aufwachen? Schlaf ist nicht einheitlich. Er besteht vielmehr aus verschiedenen Komponenten: oberflächlichem Schlaf und tiefem Schlaf. Werden wir müde, kommt es meistens zu typischen Anzeichen wie Gähnen und/oder Augenjucken. Begeben wir uns dann zum Schlafen, nimmt unsere Wahrnehmungsfähigkeit langsam ab und wir gelangen in den Tiefschlaf. Darin sind wir sehr entspannt und atmen regelmäßig. Von dort aus wechseln wir wieder in den oberflächlichen Schlaf mit unregelmäßiger Atmung und gelegentlichen Bewegungen. Wegen der schnellen Augenbewegungen, die hier stattfinden, wird er auch als REM-Schlaf (Radip Eye Movements) bezeichnet. In dieser Phase wird am meisten geträumt. Im Anschluss hieran werden wir wieder wach, um dann erneut in den Tiefschlaf zu kommen. Beim Neugeborenen dauert ein solcher Schlafzyklus etwa 50 Minuten – danach wacht er auf. Hat er einen solchen Zyklus drei bis viermal durchlaufen, bleibt er für längere Zeit wach. Beide Phasen des Schlafes sind für Babys von großer Bedeutung: Im Tiefschlaf erholt sich das Baby und das Nervensystem regeneriert sich, im oberflächlichen Schlaf entwickelt sich das Gehirn. Mit der Zeit dehnt sich dann der Schlafzyklus aus. Bei Erwachsenen beträgt er etwa 90 bis 120 Minuten. Der Schlafzyklus von Eltern und Baby ist also unterschiedlich. Wenn aber Mutter und Kind zusammen schlafen, gleichen sich die Schlafphasen einander an und so können die Eltern nach dem Aufwachen auch schneller wieder in den Schlaf finden, weil sie vom Kind nicht aus dem Tiefschlaf gerissen werden. Das gemeinsame Schlafen in einem Raum bzw. in einem Bett (ggf. mit Beistellbett) kann also dem Schlaf förderlich sein. Dieser 50-Minuten-Rhythmus gilt übrigens auch tagsüber: Etwa alle 50 Minuten gelangt das Baby von einer aktiven in eine ruhigere Phase, von der aus es dann in den Schlaf übergehen kann. Nimmt man die Signale des Kindes wahr und reagiert darauf, ist das schon eine gute Basis für den Schlaf.

Neben diesem Schlafrhythmus gibt es auch einen zirkadianen Rhythmus der Schlaf-Wach-Phasen: Schlafen und Wachen ist in etwa dem 24-Stunden-Tagesrhythmus angepasst. „In etwa“ bedeutet, dass es meistens nicht genau 24 Stunden sind, an denen wir uns orientieren. Nur die wenigstens Menschen sind am Abend immer zur gleichen Zeit müde und stehen morgens zur gleichen Zeit auf. Die meisten Menschen verfügen über einen Rhythmus, der länger als 24 Stunden ist: Dadurch bleiben diese Nachtmenschen gern abends länger wach und möchten morgens eigentlich lieber länger schlafen. Bei den Frühaufstehern ist es andersherum: Ihr Rhythmus beträgt weniger als 24 Stunden, weshalb sie abends früh müde werden und dann morgens früh und gern aufstehen. Dieser zirkadiane Rhythmus bildet sich in den ersten Lebensjahren aus. Natürlich kann es sein, dass Eltern und Kinder einfach unterschiedliche Rhythmen haben – daran kann man nichts ändern, sondern muss für den Tagesablauf Kompromisse finden.

Wie lange Babys insgesamt schlafen, ist sehr unterschiedlich. Es macht also keinen Sinn, Babys in Bezug auf die Anzahl der Stunden, die sie schlafen, zu vergleichen. Im Laufe der Zeit ist es auch unterschiedlich, wie lange Kinder Mittagsschlaf machen oder ob sie schon in jungen Jahren damit aufhören. Allgemein kann nur gesagt werden, dass die Gesamtschlafdauer mit zunehmendem Alter abnimmt. Auch der zirkadiane Rhythmus hat übrigens keinen Einfluss darauf, wie viele Stunden Schlaf tatsächlich benötigt werden.

Rahmenbedingungen für guten Nachtschlaf

Auch als Erwachsene haben wir ganz bestimmte Rahmenbedingungen, die eingehalten werden sollen, damit wir gut in den Schlaf finden. Für manche Erwachsene muss das Zimmer dunkel sein oder sie schlafen gar mit einer Schlafmaske, manche hören Musik, manche benötigen Stille. Anders als aber oft angenommen wird, benötigen Babys nicht eine reizarme und stille Umgebung, um in den Schlaf zu finden. Aus dem Mutterleib sind sie die beruhigenden Geräusche des mütterlichen Körpers gewohnt. Hintergrundgeräusche sind daher für die meisten Kinder kein Problem. Nur plötzliche und unerwartete Geräusche lassen sie aufschrecken – wie uns auch.

Wir alle haben bestimmte Vorraussetzungen für den Schlaf – Rituale. Auch für Kinder und Babys trifft dies zu. Auch für sie sind Rituale und gleiche Abläufe oft wichtig. Was dabei als Ritual gilt, kann sehr unterschiedlich sein: Es kommt nicht unbedingt darauf an, dass das Kind immer um die gleiche Uhrzeit ins Bett geht oder mit einem festgelegten Ablauf von Massage-Windelwechsel-Stillen-Schlafen, obwohl laut einer Studie an Babys und Kleinkindern gerade abendliche Bade- und Massageroutinen förderlich sein sollen. Viele Babys schlafen auch dann gut, wenn sie zu unterschiedlichen Zeiten abends einschlafen, aber bestimmte gleichbleibende Rahmenbedingungen haben, die eine Voraussagbarkeit und Routine gewährleisten. Bei vielen Familien lassen sich bei genauem Hinsehen oft Kleinigkeiten ausmachen als Routine – sei es „nur“ die Anwesenheit einer der Bindungspersonen. Wird das Kind dann größer, festigen sich Erwartungen an gleich bleibende Rituale zunehmend. Das bedeutet nicht, dass diese nicht geändert werden können oder sollten. Aber was sich als Routine eingeschliffen hat, braucht eine größere Energie, um verändert zu werden.

Auch die innere Haltung ist wichtig

Gut ist es, wenn wir uns nicht an bestimmten Abläufen zwangsweise festhalten, sondern insgesamt eine ruhige Abendgestaltung planen ohne besonders aufregende Ereignisse zum Abend hin: ein langsames Abgleiten in immer ruhigere Zeiten, bis sich das Kind schließlich ausruhen darf im Bett. „Ausruhen darf“ ist dabei ein guter Gedanke, den wir verinnerlichen können als Eltern: mit Zwang und Druck ist auch hier wenig geholfen. Schlafen ist erholsam und eine Wohltat für das Kind (und uns) und es ist ein schöner Moment, sich ausruhen zu können. Diese Grundhaltung kann wesentlich zur Entspannung des Abendablaufs beitragen.

Ist das Baby müde?

Doch noch bevor bestimmte Rituale erlernt und gleiche Abläufe eingefordert werden, gibt es auch ganz gleichbleibende und über alle Menschen hinweg gültige Vorraussetzungen, die erfüllt sein wollen: Wie wir bereits erfahren haben, gibt es einen Schlafrhythmus: Kommt das Kind in eine ruhigere Phase und zeigt es Müdigkeitssymptome, fällt es ihm leichter, dann auch in den Schlaf zu finden. Eltern müssen jedoch diese Müdigkeitssymptome erkennen können. Auch hier ist die Bandbreite groß: Neben Gähnen und Augenreiben gibt es noch viele andere individuelle Signale. Manch ein Kind massiert sich dei Ohren, manch eines macht rhythmische Bewegungen mit Armen oder Beinen. Eltern lernen, wenn sie den Raum haben, um genau hin zu sehen, über die Zeit die individuellen Signale ihres Babys. Müdigkeit ist aber insgesamt eine wichtige Voraussetzung für das Schlafen: Ist das Baby nicht müde und wollen wir es nur ins Bett bringen, weil wir denken, dass es nun aber langsam Zeit wäre, ist das Vorhaben wenig Erfolg versprechend.

Andere Grundbedürfnisse, die erfüllt sein wollen

Damit das müde Kind dann problemlos schlafen kann, müssen zuvor auch seine Grundbedürfnisse befriedigt sein: Es soll weder durstig noch hungrig sein, es soll sich wohl, entspannt und geborgen fühlen. Wir alle wissen, dass man mit Hunger, Durst, zu vollem Magen, bei Kälte oder zu starker Hitze schwer einschlafen kann. Das gilt auch für Babys und Kinder. Gerade die Raumtemperatur ist ein wichtiger Bestandteil des guten Schlafes: Zu warme Schlafräume und -arrangements behindern einen guten Schlaf und werden sogar als Ursache für den Plötzlichen Kindstod mit aufgeführt.

Für Babys ist es zudem wichtig, dass sie die Anwesenheit eines Erwachsenen spüren – auch dies zählt zur Erfüllung der Grundbedürfnisse. Denn nur dann fühlt es sich ganz sicher und kann sicher sein, dass jemand über es wacht, während es schläft. So kommt es auch, dass viele Kinder die Nähe der Eltern im Familienbett bevorzugen. Was auf keinen Fall geeignet ist, um den Schlafrhythmus des Kindes auszudehnen oder das selbständige Durchschlafen zu fördern, ist das „(kontrollierte) Schreienlassen„. Auch wenn Kinder durch diese Methode nachts weniger aufwachen, kann das psychische und allgemein gesundheitliche Nachteile mit sich bringen.

Einschlafstillen?

Eines der Grundbedürfnisse, die erfüllt sein wollen, ist es also, dass das Kind satt ist. Demnach stehen Stillen und Schlafen in einem Zusammenhang bzw. auch das Stillen des Hungerbedürfnisses durch künstliche Säuglingsnahrung, wenn nicht gestillt wird. In vielen Ratgebern wird davor gewarnt, Babys im Bett zu stillen oder sie gar an der Brust einschlafen zu lassen. Warum aber? Das Einschlafen an der stillenden Brust bietet dem Baby schließlich die Erfüllung vieler Grundbedürfnisse auf einem Mal: Es hört den vertrauten Herzschlag, es ist warm, es besteht Körperkontakt und es wird dabei auch noch satt. Eine Traumvorstellung für ein Baby! Es spricht daher nichts dagegen, das Baby an der Brust einschlafen zu lassen. Doch wie schon ausgeführt wurde, erwarten Babys dieses Ritual dann auch beim nächtlichen Aufwachen. Es ist also eine ganz normale Grundsatzentscheidung, die Eltern hier fällen müssen: Soll das unser Ritual sein oder nicht? Wenn sich alle Beteiligten damit wohl fühlen, gibt es nichts, was dagegen sprechen würde. Wenn nicht, wird es ein anderes Ritual geben. Leider wird noch immer an vielen Stellen von Zahnärzten behauptet, das nächtliche Stillen würde Karies verursachen. Glücklicherweise gibt es Studien, die im ersten Babyjahr gegen dieses Ammenmärchen sprechen.

Auch die Milchproduktion unterliegt einem  zirkadianen Rhythmus. Gerade in Phasen von Entwicklungsschüben ist dies vielen Stillenden bekannt: Ist das Kind tagsüber mit dem Ausprobieren einer neuen Fertigkeit beschäftigt, trinkt es weniger und möchte dann nachts diesen Bedarf wieder auffüllen. Vormittags ist der Bedarf meist geringer und steigt am Nachmittag mit einem 2-Stunden-Rhythmus des Stillens wieder an. Holt das Baby nachts Mahlzeiten nach, kann auf verschiedene Weise eingewirkt werden: Das Baby kann tagsüber die Brust häufiger angeboten bekommen, um seinen Bedarf zu stillen und die Mutter kann auch nachts die so genannte „11-Uhr-Stillmahlzeit“ anbieten: Geht die Stillende zum Schlafen ins Bett, bietet sie dem Baby die Brust an, um dann erst einmal den Bedarf zu stillen und eine längere Stillpause zu haben, in der sie auch Schlaf bekommt.

Kleine Hilfen zur Entspannung

Zunächst ist es wichtig, sich in Bezug auf das Schlafen eines klar zu machen: Säuglinge, Babys und selbst Kleinkinder schlafen in den seltensten Fällen die Nacht durch. Auch wenn in Ratgebern wie „Das Durchschlafbuch“ von Anna Wahlgren behauptet wird, dass Babys durchschlafen müssten und sich der als chronisch bezeichnete, aber eigentlich normale Schlafmangel negativ auf das Gehirn auswirken würde – es ist nicht richtig. Das nächtliche Aufwachen hat, wie wir gesehen haben, einen Sinn und Zweck. Wird man sich dessen bewusst und kann man daher auf die Frage, ob der sechs Monate alte Säugling denn nun endlich durchschlafen würde, ganz gelassen antworten, dass er das nicht tut, ist für die elterliche Entspannung schon einiges getan. Nicht-Durchschlafen ist nämlich kein Zeichen dafür, dass das Kind zu sehr verwöhnt wird und auch nicht für elterliches Versagen. Es ist schlichtweg normal.

Doch natürlich kann zu wenig Schlaf (und das ständige Nachfragen von Familienangehörigen und Verwandten nach dem Durchschlaffortschritten des Nachwuchses) an unseren Nerven zehren. Gerade wenn wir ganz besonders wünschen, dass das Kind nun doch einschlafen möge, weil wir unsere Lieblingsserie im Fernsehen sehen möchten, gelingt das Zu-Bett-Bringen besonders oft nicht. Woran das liegen kann? Wir selbst müssen entspannt sein, um Entspannung zu vermitteln. Nimmt das Baby oder Kleinkind den schnelleren Herzschlag der Mutter, die schnellere Atmung oder die Körperspannung durch die Aufregung oder Verärgerung wahr, kann es erst Recht nicht einschlafen. Auch das ist ganz sinnvolles und normales Verhalten des Babys: „Mama ist beunruhigt, ich weiß nicht warum, aber irgendwas wird nicht stimmen. Dann bleib ich lieber wach.“ Ruhig durchatmen, heißt es dann. Vielleicht sind ja noch einige Atem- oder Entspannungstechniken aus der Geburtsvorbereitung bekannt, die zur Lockerung führen können. Erst wenn der Körper wieder beruhigt ist, kann auch das Baby schlafen. Wenn das nicht möglich ist, kann man sich vielleicht mit dem Partner abwechseln.

Die wohl wichtigste Hilfe, damit alle Beteiligten einen guten Schlaf finden ist, dass sie auch wirklich schlafen gehen. Während wir darauf bestehen, dass unsere Babys und Kinder ausreichend Schlaf erhalten, gehen wir nämlich mit uns selbst meistens nicht so wohlwollend um: Statt sich mit dem Säugling gemeinsam ins Bett zu legen und auch dort zu bleiben, stehen wir wieder auf, um noch auf der Couch einen Film zu sehen, aufzuräumen oder zu arbeiten. So vertun wir die Stunden, die wir nach unserem ganz persönlichen Schlafbedarf benötigen (der ja, wie gezeigt wurde, bei jedem anders ist), mit Wachsein und kommen automatisch zu wenig Schlaf. Ist der Nachtschlaf zu kurz und oft gestört, brauchen wir am Tag Zeit, um den Schlaf nachzuholen. Dafür sollten wir uns entweder zusammen mit dem Kind hinlegen, oder das Kind an eine andere Person übergeben, um Schlaf zu finden. Denn Schlafmangel tut langfristig weder uns selbst gut, noch der Beziehung zum Kind.

Durch das gemeinsame Schlafen im Familienbett kann sich der Schlafrhythmus der Stillenden an den des Babys anpassen: So wird sie nicht aus dem Tiefschlaf gerissen, wenn das Baby erwacht. Auch wenn sie nachts recht häufig durch die Signale des Babys erwachen, erscheinen sie ausgeruhter als bei getrenntem Schlaf.

Selbstverständlich benötigen wir aber auch ab und zu einen Abend mit Partner:in oder Freund:innen oder doch mal die Zeit für die Steuererklärung. Verabredungen und Termine können dann nützlich sein. Und an den restlichen Abenden gilt: Einfach mal alles andere sein lassen und gemeinsam mit dem Kind den Schlaf genießen. Und die Aufgaben, die erledigt werden wollen wie das Aufräumen und Wäschewaschen, müssen nach und nach später erledigt werden – am besten mit weiteren helfenden Händen. Denn: Es braucht bekanntlich ein Dorf, um ein Kind groß zu ziehen. Das meint nicht nur die Versorgung des Kindes, sondern auch alles drum herum.

Eure


Susanne Mierau ist Diplom-Pädagogin (Schwerpunkt Kleinkindpädagogik), Familienbegleiterin und Mutter von 3 Kindern. 2012 hat sie „Geborgen Wachsen“ ins Leben gerufen, das seither zu einem der größten deutschsprachigen Magazine über bindungsorientierte Elternschaft gewachsen ist. Sie ist Autorin diverser Elternratgeber, spricht auf Konferenzen und Tagungen, arbeitet in der Elternberatung und bildet Fachpersonal in Hinblick auf bindungsorientierte Elternberatung mit verschiedenen Schwerpunkten weiter.  

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Was stört eigentlich am Attachment-Parenting-Bashing? Eine Stellungnahme zur aktuellen Situation

In der aktuellen Ausgabe der ELTERN-Zeitschrift (09/2012) findet sich ein Artikel von Xenia Frenkel mit dem Titel „Was stört uns eigentlich an Jamie Lynne?„. Die Abbildung der stillenden Jamie Lynn Grumet auf dem Time Magazine und das Interview mit ihr haben in Amerika eine Diskussion über Langzeitstillen und Attachment Parenting losgetreten. Natürlich schwappte diese Welle der Diskussion und Empörung nun auch zu uns über. In der ELTERN-Zeitschrift schreibt Frenkel daher darüber, wie „Foto und Botschaft dahinter [ELTERN] befremdet“ hat. Und auch der bekannte Familientherapeut Jesper Juul hat seine Meinung zum Langzeitstillen in einem Interview im Focus (22/2012) mitgeteilt: „Der „Time“-Artikel stellt Mütter vor, die das sogenannte Kontinuum-Konzept praktizieren, bei dem Kinder wie Säuglinge gehegt werden. Ich finde das übertrieben, weil Mutter und Kind dadurch eine grenzenlose Symbiose eingehen.“. Hier soll nun zu diesem „Attachment-Parenting-Bashing“ einmal Stellung bezogen werden.
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