Schlafen wenn das Baby schläft!?

Ein Ratschlag, den wohl alle Eltern hören, wenn sie die ersten Tage mit ihrem Baby verbringen, ist: „Schlaf dann, wenn das Baby schläft!“ Denn der Schlafrhythmus ändert sich, das neue Leben mit Baby kann kräftezehrend sein. Manchmal steht das ganze Leben Kopf und es ist fraglich, woher noch Energie genommen werden kann. 

Zusammen schlafen und nachreifen

In den ersten Tagen und Wochen schlafen viele Babys noch recht viel, denn auch wenn sie um den errechneten Termin herum geboren wurden, sind sie noch recht unreif, wenn sie auf die Welt kommen und holen in den ersten drei Monaten Reifung nach. Als „physiologische Frühgeburten“ werden Babys auch bezeichnet, weil sie so unreif und auf unsere Zuwendung angewiesen auf die Welt kommen. Für dieses Nachreifen benötigen sie Rahmenbedingungen, die sie auch aus dem Mutterleib kennen: Wärme, körperliche Nähe, Hülle, Nahrung nach Bedarf. Sie dämmern die meiste Zeit des Tages eng am Körper der Person, die sie umsorgt, schützt, pflegt. Die Zeit, die das Baby in einem solchen Nachreifezustand verbringt, ist der Dauer der Zeit ähnlich, die wir als Wochenbettzeit betrachten: Das Baby reift an der sich ausruhenden Mutter oder den ruhenden Eltern nach. Mütter ruhen und kommen wieder zu Kräften und lernen in dieser innigen Zeit das Baby kennen. Das Baby schläft sich in die Welt hinein. – Eine wunderbare Vorstellung der Ruhe und Abgestimmtheit der Bedürfnisse von Mutter und Kind.

Wenn aus dem Ruhen nichts wird

Doch allzu oft wird aus dieser Ruhephase nichts. Denn um das Wochenbett herum gibt es eine Welt, die nicht still steht und sich nicht von allein erledigt. Fehlen die helfenden Hände, muss diese Welt (in einigen Teilen) selbst geregelt werden. Auch wenn ich alles nach dieser Entspannung und dem Ruhen sehnt, sehen wir Wäscheberge, Abwasch, Staubflusen. Es ist schwer, sich selbst zu sagen, dass all das warten kann. Noch schwerer wird es, wenn Besuch erwartet wird, der ein kritisches Auge auf den Haushalt der jungen Familie wirft. Familien brauchen Hilfe und Unterstützung. Der Satz „Ruh Dich aus, wenn das Baby schläft.“ mag gut gemeint sein. Eine helfende Hand, die in dieser Zeit die Wäscheberge beseitigt und durch das Bad wischt, wäre noch hilfreicher.

Wenn das Baby nicht ruht

Manchmal sind auch alle entspannten Haltungen und Vorsätze nicht hilfreich, wenn das Baby einfach nicht ruht und viel weint. Der Tag ist voll Anspannung, das Kind weint und wird getragen, wird gestillt, wird auf dem Ball gewippt. Die Anspannung eines solchen Tages oder solcher Wochen wirkt noch lange nach. Der Körper ist angespannt, die Muskulatur ist angespannt. Der Rat „Wenn das Baby schläft, dann schlaf auch Du.“ ist sicher nett gemeint, aber meist nicht umsetzbar, wenn es so schwer fällt, den Körper zu entspannen. „Augen zu und schlafen“ ist gerade dann oft nicht möglich, wenn das Baby viel weint. Und gerade dann brauchen wir kein „Wenn das Baby schläft, dann schlaf auch Du.“ sondern „Wenn das Baby nicht schläft, dann nehme ich es, damit Du schlafen kannst.“.

Ruhe dich aus, wann immer es geht!

Wenn der Schlaf nicht kommt, dann ist auch ein wenig Ruhe erholsam. Es muss nicht gleich eine Tiefschlafphase sein. Es reicht manchmal auch, sich auszustrecken, ein wenig zu lesen oder Musik zu hören. Es tut gut, sich mit einem Tee hinzusetzen und es sich gemütlich zu machen. Es hilft, kurz die Beine hoch zu legen. Manchmal kommt der Schlaf dann von allein dazu, wenn die Anspannung losgelassen werden kann. Ja, es stimmt: „Wenn Du schlafen kannst, dann tue es!“ Aber wenn der Druck entsteht, nun unbedingt schlafen zu müssen, ist das gute Ansinnen vertan.

Elternsein bedeutet auch, Prioritäten zu setzen. Eine ganz wichtige, auf der viel anderes aufbaut, ist das persönliche Wohlergehen. Wir müssen für uns sorgen als Eltern und wir müssen von anderen Unterstützung einfordern, damit es uns gut geht. Oft genug haben wir aber gerade das nicht gelernt: Für uns selber sorgen, sich selbst Gutes tun und kommen zu schnell in eine Überforderung aus dem Wunsch heraus, es richtig und gut zu machen. Manchmal ist es ein schwerer Weg, anzuerkennen, dass die Sorge um ein wenig Ruhe genauso viel Wert ist wie die Sorge um eine aufgeräumte Wohnung. Es ist nicht schlechter, die eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Und für unsere Kinder ist es sogar oft sehr wichtig. Und wenn es gar nicht um die aufgeräumte Wohnung geht oder um Prioritäten, sondern um das pure Durchstehen eines Tages, dann ist es umso wichtiger, dass von Außen nicht nur lieb gemeinte Worte, sondern tatkräftige Hilfen kommen.

Eure

1 Kommentare

  1. Es stimmt schon, alleine alles zu bewältigen ist schwer, umso dankbarer war ich das meine Familie da war. Wir leben in Indien als ganze Familie zusammen, mein Mann, dessen Mutter, Schwester und Oma und ich, sie haben uns alle Ruhe gegeben die wir brauchen und sich um das Essen und den Haushalt gekümmert. Ich finde es schön dieses Familienprinzip, was bei uns in Deutschland leider verloren gegangen ist ♡

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