Unsere Reise der Elternschaft

Heute vor 10 Jahren stand ich in einem langen, altrosa Kleid in Venedig im Standesamt und heiratete meinen Mann. Seither hat sich viel verändert an uns als Personen, an unserem Leben und natürlich auch an uns als Paar. Durch uns, unsere Aufgaben, die Entwicklungen in unserem Leben und natürlich durch unsere Kinder. Wir sind Eltern. Und Paar.

Willst Du eigentlich Kinder? Und wenn ja, wie viele? Die Reise in die Elternschaft begann schon vor der Schwangerschaft. Darin, die ersten Fragen zu stellen, sich zusammen auf den Weg zu begeben. Sich zu verständigen über ein mögliches Ziel und die Frage: Wie war das eigentlich bei Dir in der Kindheit?

Drei Geburten zusammen erlebt: im Geburtshaus, zu Hause, im Krankenhaus. Drei Mal habe ich seine Hände gedrückt, habe mir Kaffee und Kraftsuppe kochen lassen. Drei Mal auch diese bangen Momente unter der Geburt, dreimal Vertrauen darin, dass alles gut geht. Drei Mal einander in die Augen blicken über diesen kleinen Menschen hinweg, der auf einmal neu in der Mitte liegt. Die Geburten unserer Kinder, die wir zusammen erlebt haben, haben uns auf besondere Weise verbunden. Sie haben uns Stärke gezeigt und das Wunder, das wir zusammen diese kleinen Menschen in die Welt gebracht haben.

Drei Kinder und fast neun Jahre Elternschaft haben gute und schlechte Zeiten mit sich gebracht. Aushandlungen ganz am Anfang darüber, wie wir das überhaupt machen mit der Elternschaft und dem Kind und dem Stillen und dem Schlafen. Es hat eine Weile gebraucht, bis wir unseren Weg zusammen gefunden hatten und sicher darauf waren. Und bei jedem Kind wurde er dann wieder neu angepasst und ausgelotet. Mit jedem Kind fiel dies ein wenig einfacher, denn wir wurden immer klarer darin, wie wir Eltern waren. Doch am Anfang gab es viele Fragen, durch die wir unseren Weg gemeinsam finden mussten durch Gespräche, durch Ausprobieren, durch Vorbilder.

Diese vielen Jahren mit vielen Kindern durchleben bedeutet auch, immer wieder Raum für sich als Paar zu finden: Wann haben wir Zeiten für uns? Wie geht es Dir gerade? Wie war Dein Tag? Es ist wichtig, den anderen trotz aller Nähe nicht aus den Augen zu verlieren. Manchmal ist der Tag so voll mit Ereignissen, so voll mit Geschichten der Kinder, dass kaum noch Platz da zu sein scheint für andere Dinge. Aber wir haben uns diesen Platz immer wieder eingeräumt – mal nur kleine Stellen, mal längere Zeiten. Wir haben nicht aufgehört, miteinander zu reden. Auch zu streiten, auch den anderen blöd zu finden und Kompromisse auszuhandeln. All das gehört auch mit dazu.

Eltern werden bedeutet oft Kompromisse zu finden. Auch beruflich war das nicht immer leicht. Wir beide lieben unsere Arbeit, wir beide können uns nicht vorstellen, ohne sie zu sein. Und so bedeutet Elternschaft für uns auch immer wieder, uns beruflich einzuordnen und Lösungen zu finden, wenn es manchmal auch schwierig ist. Wir haben versucht, nicht nur danach zu sehen, wer mehr Geld verdient mit seiner Arbeit, sondern eine faire Lösung zu finden, so dass wir uns beide verwirklichen können in unserer Arbeit. Das ist nicht immer einfach und manchmal auch ganz schön schwer. Es bedeutet, die Arbeit des anderen anzuerkennen und den Wert dieser Arbeit zu schätzen. Es bedeutet, manchmal hinter dem anderen zurück zu treten und darauf zu vertrauen, dass auch er das tun wird. Und schließlich bedeutet es auch, Arbeiten beiseite zu legen, um Zeit mit der Familie zu haben – als Mutter wie als Vater.

In den letzten 10 Jahren haben wir nicht nur die Erwerbsarbeit verhandeln müssen, wir haben auch unseren Weg gefunden, uns den Alltag mit den Kindern zu teilen: Das Bringen zum Kindergarten/Schule, die Unternehmungen mit ihnen, das Kochen zu Hause, das Aufräumen und das Putzen. Wer putzt den Kindern die Zähne, wer wickelt (und dabei den Raum für die eigenen Entscheidungen zu lassen, wie das getan wird). Elternschaft bedeutet nicht nur, Aufgaben zu haben, sondern Aufgaben zu teilen und dem anderen Partner dabei die Möglichkeit zu geben, diese Aufgaben so zu erfüllen, wie er sie erfüllen möchte. Es bedeutet, die eigenen Gedanken auch mal hinten an zu stellen und den anderen so machen zu lassen, wie er es will und richtig hält.

10 Jahre. Eine Zeit, in der ich viel gelernt habe. Über ihn und mich und uns. Und dabei immer wieder die Erkenntnis, dass wir nie am Ende angelangt sind, weil dieses Familienleben eine Reise ist und wir uns immer weiter darauf bewegen und immer wieder neu ausloten müssen. Das einzige, das beständig ist: Den Willen und den Mut aufbringen, sich zusammen immer wieder zu verorten. Gemeinsam. Und darauf freue ich mich auch in der Zukunft.

Eure

 

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