Tu Dir Gutes – Selbstfürsorge als Nährboden für Liebe

Die letzten Wochen waren unglaublich anstrengend: Die Kinder waren krank, das Wetter schlecht, die Schule ging zu Ende – es wurden viele emotionale Ressourcen gebraucht von den Kindern auf der einen oder anderen Seite. Ich stelle mir das manchmal wie ein großes Gefäß vor, diese emotionalen Ressourcen bzw. die Zuwendung: Aus diesem Gefäß fließt die Zuwendung aus gleich großen Öffnungen zu allen Personen gleichmäßig. Kinder und Partner werden alle gleichermaßen versorgt. Manchmal brauchen einzelne Personen noch eine extra Portion und die Kunst dabei ist es, den Fluss für die anderen dennoch möglichst gleich bleiben zu lassen, so dass all beständig die gleiche Menge bekommen und manchmal eben noch etwas mehr, wenn es dringend benötigt wird.

Das Fließen der Zuwendung funktioniert natürlich nur dann, wenn genügend Zuwendung auch in dieses Gefäß hinein fließt. In gewissen Mengen kann sie sich selbst bilden, aber besonders dann, wenn mehr als das normale Maß benötigt wird, muss das Gefäß selbst auch von außen gefüllt werden von anderen. Das ist, was in diesen Zeiten so oft übersehen wird: Wir können nicht unendlich Geben, ohne zu Bekommen. Wir können nur stark sein, wenn wir uns auch anlehnen können und daraus Stärke beziehen. Emotionale Ressourcen, innerliche Ruhe und Zuwendung sind nur dann verfügbar, wenn wir genug davon haben und nicht in den Druck geraten, zu spüren, dass wir leer werden und nichts mehr geben können.

Selbstfürsorge in den Zeiten, in denen es anstrengend ist, ist für alle Menschen wichtig. Besonders aber für uns Eltern, die wir so viel geben und für diese kleinen Menschen, die zu uns gehören und manchmal viel zu bereit sind, über die eigenen Grenzen hinaus zu gehen aus der tiefen Liebe heraus, die wir für unsere Kinder spüren. Selbstfürsorge ist der Nährboden für die Liebe und Zuwendung und alle emotionalen Ressourcen. Am besten ist es sogar, nicht nur in anstrengenden Zeiten auf einmal für sich zu sorgen, sondern beständig im Blick zu behalten, dass auch die eigenen Bedürfnisse erfüllt werden und nicht in eine Schieflage geraten.

Manchmal haben wir kein gutes Gespür für unsere eigenen Bedürfnisse. Besonders dann nicht, wenn uns das Spüren der eigenen Bedürfnisse aberzogen wurde in der Kindheit: Alle Kinder gehen gleichzeitig aufs Töpfchen – ob sie müssen oder nicht untergräbt ein Gespür dafür, was unsere Körper uns sagt. Aufessen müssen, auch wenn man satt ist, weil der Teller leer sein soll, tut es ebenso. Schreien gelassen werden allein in einem Zimmer vermittelt: Dein Bedürfnis nach Nähe und Schutz wird nicht beantwortet. In der Generation von uns Eltern heute gibt es viele Eltern, die deswegen Schwierigkeiten haben, an das Gefühl für die eigenen Bedürfnisse wirklich heran zu kommen. Es ist gar nicht so einfach zu spüren, dass man selber Bedürfnisse hat oder vielleicht gerade darauf zusteuert, die eigenen Bedürfnisse immer wieder zu übergehen bis keine Kraft mehr da ist.

Manchmal müssen wir erst schrittweise wieder lernen, auf diese eigenen Bedürfnisse zu hören, sie zu achten und sich selbst zu sagen: Ich habe wirklich ein Recht auf eigene Bedürfnisse! Es ist in Ordnung, den eigenen Tank aufzufüllen und mehr noch: Es ist enorm wichtig! Du bist wichtig mit all deinen Bedürfnissen. Wenn es dir schwer fällt, sie zu sehen, versuche an jedem Abend in dich hinein zu spüren und zu ergründen: Wo geht es mir gut, wo fehlt mir etwas? Und das kann ein Impuls für den nächsten Tag sein.

Es sich selbst gut gehen lassen ist aber nicht nur wichtig, um anderen wieder geben zu können. Es ist auch wichtig, zum reinen Selbstzweck: Weil Du wichtig bist. Einfach so für Dich. Auch ohne für andere noch da sein zu müssen. Du bist wichtig und darfst Dich um Dich selbst kümmern.

Wie Selbstfürsorge aussehen kann, ist sehr verschieden: Die einen brauchen Zeit für sich alleine, vielleicht einen langen Spaziergang oder einen Friseurbesuch. Andere brauchen Zeit allein mit Partner oder Partnerin, um wieder aufzutanken. Wieder anderen reicht es, sich am Nachmittag im Trubel zwischen den Kindern mit einem Buch auf das Sofa zu setzen und sie können in all dem Durcheinander tatsächlich zur Ruhe finden. Für mich sind Kraftquellen die kleinen Sachen im Alltag: Eine Kerze anzünden beim Essen, mir das Obst schön auf den Teller legen, allein ein Eis essen am Abend, meinen Kaffee genießen. Jeder hat andere Kraftquellen, für jeden kann Selbstfürsorge anders aussehen. Deswegen können wir nicht für andere beurteilen, was richtig ist oder falsch. Jeder geht seinen Weg. Sicher ist nur: Wir alle benötigen diese Selbstfürsorge und manchmal tut es auch gut, daran erinnert oder darin unterstützt zu werden.

Tu Dir Gutes!
Deine

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