Wieviel Taschengeld für Kinder? 5 Tipps für einen guten Umgang

Die Frage nach dem Taschengeld ist eine immer wieder schwierige Frage, die in der frühen Kindheit und spätestens mit Eintritt in die Schule auftritt: Brauchen Kinder überhaupt Taschengeld und wenn ja, wie viel? Wie können Kinder einen guten Umgang mit Geld in einer Konsumgesellschaft erlernen? Und was dürfen sie sich von ihrem Taschengeld kaufen? Dürfen wir Eltern da mitbestimmen?

1. Warum Taschengeld sinnvoll sein kann

Es ist oft nicht einfach in unserer Gesellschaft, Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld und Ressourcen beizubringen. Und auch ich hörte schon von meinem Kind: „Meine Federtasche ist verschwunden, wir müssen eine neue kaufen.“ oder „Meine Hose ist kaputt, bestell mir bitte eine neue.“ Im Sinne einer ressourcensparenden Lebensweise ist es wichtig, Kindern auch Alternativen aufzuzeigen: Dinge können gebraucht gekauft werden, Sachen können repariert, Löcher in Kleidung gestopft oder mit Flicken versehen werden. Dabei geht es nicht nur darum, ob man sich ein ganz neues Teil leisten kann oder nicht, sondern es geht um die Vermittlung eines achtsamen Umgangs mit Ressourcen. Es gibt einige Wege, die man gehen kann, bevor Dinge neu gekauft werden. Gerade in unserer Gesellschaft ist das gut möglich. Andrea beschreibt beispielsweise hier, dass sie zukünftig auf den Kauf neuer Kleidung verzichten möchte für ihre Familie. Und bei Birgit findet sich ein schönes Interview zum Thema Konsum von Teenagern und die Vorbildfunktion von Eltern.

Die Haltung von „bestell mir was“ ist etwas, was wir als Eltern in den Blick nehmen müssen, denn durch unser eigenes Verhalten („Ich bestell das schnell bei … im Netz.“) entkoppeln wir das Verständnis von dem Zusammenhang von Geld und Ware. Gerade für kleinere Kinder wird nicht klar, dass wir nicht einfach ins Blaue hinein bestellen können, sondern ein Tauschgeschäft besteht von einer beschränkten Menge an Geld, die gegen Waren eingetauscht werden kann. Doch für ein Verständnis dafür, warum eben nicht alles einfach gekauft werden kann und dass das eigene Geld begrenzt ist, ist das Verständnis um das Tauschgeschäft sinnvoll – und dieses ist nachvollziehbarer im Alltag mit Münzen und Scheinen. Auch wenn wir als Eltern einige Käufe über das Internet tätigen, ist es wichtig, mit unseren Kindern auch im Alltag in Läden einzukaufen, Preise zu vergleichen und Geld gegen Waren zu tauschen.

In der österreichischen Studie „Jugend und Geld 2013“ gaben 29 % der Jugendlichen an, dass Schulden zu haben heute völlig normal sei. Dort wird auch festgehalten, dass schon im Jugendalter die Grundlagen für das spätere Konsumverhalten gelegt werden. Auch Kinder machen bereits Schulden, leihen sich bei Freunden oder Verwandten Geld und geben dieses mehr oder weniger zeitnah zurück. Die Verwaltung der eigenen Mittel ist jedoch eine wichtige Fähigkeit, die Kinder für das Leben lernen müssen. Insbesondere ist wichtig, dass Kinder erst den Umgang im Alltag erlernen, bevor sie im Internet virtuelles Geld nutzen. Durch Taschengeld kann eine Haltung zum Konsum ausgebildet und das Verständnis des Tauschgeschäftes vermittelt werden. So können auch Alternativen zum Neukauf ganz natürlich eingebunden werden und das Kind lernt, mit den vorhandenen Möglichkeiten gut und kreativ umzugehen.

Nicht immer gestaltet sich das einfach. Gerade dann, wenn Familien ein geringes Einkommen haben, kann die Zahlung von Taschengeld sehr schwierig sein und Familien vor konkrete Probleme stellen. Gut ist es, hier ins Gespräch zu kommen über die Möglichkeiten und Begrenzungen und – je nach Alter des Kindes – über die Ursachen sprechen. Manchmal ergibt sich auch die Möglichkeit, dass Verwandte das Taschengeld zahlen oder bezuschussen.

2. Ab wann sollten Kinder Taschengeld bekommen und wieviel?

Taschengeld sollte regelmäßig gezahlt werden: anfangs wöchentlich, später monatlich. Die Höhe orientiert sich an den Möglichkeiten der Familie und kann gemeinsam ausgehandelt werden. In einer Expertise des Deutschen Jugendinstituts wird die Empfehlung der Jugendämter in einer Tabelle aufgeführt. Kindern unter 6 Jahren werden dort 50 Cent pro Woche empfohlen, Kindern zwischen 6 und 7 Jahren 1,50 bis 2 Euro pro Woche. Die Kidsverbraucheranalyse 2015 stellt fest, dass „fast zwei Drittel (63%) der Vier- bis Fünfjährigen Taschengeld “ beziehen mit einem Durchschnitt von 12,78 Euro im Monat. Schon Vorschulkinder können so schrittweise einen Umgang mit Geld lernen. Gut ist es, auch ins Gespräch zu kommen mit den Eltern von engen Freunden des Kindes, um ggf. eine einheitliche Taschengeldhöhe zu vereinbaren.

3. Taschengeld ist weder als Belohnung noch für Bestrafung gedacht

Taschengeld ist das Geld des Kindes und sollte nicht für Grundbedürfnisse ausgegeben werden müssen, ebenso wenig wie für Schulmaterialien oder andere dringend notwendige Dinge. Außerdem ist Taschengeld kein Erziehungsmittel im weitesten Sinne: Zwar lernen Kinder durch das eigene Geld etwas über den Umgang damit, aber Eltern sollten es nicht als Strafe oder Belohnung einsetzen: Weder sollte das Geld gestrichen werden, weil das Kind irgendetwas getan hat, das den Eltern missfällt, noch sollte Geld als Anreiz für Unterstützung im Haushalt oder gute Note gezahlt werden. Soziales Verhalten ist ein innerer Antrieb des Kindes und diese innere Motivation sollte nicht gestört werden, indem wir für gutes (normales) Verhalten bezahlen.

4. Kauf Dir lieber etwas Sinnvolles – Selbstbestimmung und Taschengeld

Das Taschengeld ist Geld des Kindes und sollte von Eltern weder kontrolliert noch streng kritisiert werden, denn es ist schließlich gerade dafür da, dass das Kind selbständig den Umgang mit Geld lernt und auch die Erfahrung von Fehlkäufen machen kann und damit umgehen muss, wenn das Geld alle ist. Bei größeren Ausgaben kann es sinnvoll sein, zu beraten, doch die Entscheidung bleibt beim Kind. Natürlich ist es auch wichtig, allgemeine Familienregeln zu beachten und in die Entscheidung einzubeziehen.

5. Gespräche über Geld sind wichtig

Manchmal erscheint es fast unangenehm, mit anderen über Geld zu reden. Aber für Kinder ist das Gespräch wichtig, damit sie ein Verständnis für die Bedeutung und den Umgang damit lernen. Wir Eltern sind jederzeit – wie bei allen Dingen – Vorbilder für unsere Kinder und geben ihnen durch unser Verhalten einen Standpunkt mit auf den Weg. Auch dann, wenn wir übermäßigen Konsum vermeiden, ist es wichtig, prinzipiell mit Kindern über Geld zu sprechen. Bei großen Anschaffungen im Haushalt kann beispielsweise auch benannte werden, wie viele Arbeitsstunden diese Anschaffung gekostet hat.

Wie handhabt Ihr den Umgang mit Taschengeld?
Eure

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