Einen hängenden Wäscheständer bauen

Kürzlich bekam ich eine Email mit einem Vorschlag zu unserem Wäscheproblem: Bei fünf Familienmitgliedern und Stoffwindeln fällt viel Wäsche an. Da unser Nachbar die Trocknergeräusche in den Abendstunden nicht wünscht, haben wir manchmal ein Problem in Hinblick auf das Trocknen. Veronika vom bodschada Blog schickte mir deswegen ein Bild ihrer Lösung – den hängenden Wäscheständer und ihre Anleitung dazu, die sie mit Euch teilen möchte:

Kinder machen viel Wäsche. Auch bei uns hat sich der tägliche Wäscheberg gefühlt verdreifacht, seitdem unsere Tochter geboren wurde. Die Stoffwindeln machen bei uns jeden Tag eine Maschine Wäsche aus, vollgekleckerte und mit Milch bespuckte Kleidung jeden zweiten Tag eine Maschine… und wir haben “erst” ein Kind! Wo die Wäsche trocknen wenn man keinen Trockner hat oder sich die Nachbarn davon gestört fühlen?

Wir haben einen kleinen Kamin im Wohnzimmer und da wir aus ökologischen Gründen auf einen Trockner verzichten wollten, hatten wir wochenlang immer zwei Wäscheständer in der Mitte des Wohnzimmers stehen. So groß ist unser Wohnzimmer aber nicht, es sah unästhetisch aus und irgendwann nervte mich das darum herum manövrieren so sehr, dass ich meinen Mann um eine andere Lösung bat. Er ist bei uns der kreative Kopf, der immer gute Ideen für ein praktikableres Wohnen parat hat. Seine Idee war in dem Fall unsere hohen Decken zu nutzen, und die Wäsche einfach über dem Kamin an der Decke zu trocknen.

Eine Idee zur Umsetzung fand er nach einiger Recherche hier beim dem Start-up Unternehmen “Hangbird” , die wir abwandelten, und so baute er aus vier Leisten (unsere Maße 45x25x2000mm), vier Schrauben, vier Winkeln, Sisal-Seil, sechs Rollen plus Wandhaken (4 Einzelrollen 1/2″, 2 Doppelrollen 1/2″), einer 1 1/4″ Rolle als Flaschenzug und einem Griff zum Einhängen des Seilzugs (Segelklampe) ein eigenes System. Unser hängender Wäschestände hat die Maße 2,00×0,90m und mit einem durchgespannten Seil bietet er auf 14 einzelnen Leinen Platz für zwei Maschinen Wäsche.

Neben dem Platz-Ersparnis ist ein weiterer Vorteil die schnellere Trocknungszeit, da die wärmere Luft an der Decke ausgenutzt wird und die Luft an der Decke besser zirkuliert. Das merkt man auch daran, dass es immer nach frisch gewaschener Wäsche duftet, seitdem sie an der Decke hängt. Wenn der Kamin aus ist, ist die Wäsche bei einer Raumtemperatur von 19°C in circa fünf Stunden trocken, mit Kamin schon in zwei Stunden.

Das Seilzug-System kann auf einer individuellen Höhe so angebracht werden, dass es für Kinderhände unerreichbar bleibt; der Wäscheständer kann auch nicht kippen oder umfallen und ist somit kindersicher.

 

Und so wird’s gemacht:

Wäschehänger

Schritt 1: Leisten auf gewünschte Länge schneiden, nach Bedarf schleifen und ölen (wir haben Leinöl verwendet). Mit einer Stichsäge beide Enden der Leisten einsägen. Dafür jeweils eine Ecke mit 25mm Seitenlänge aussägen.

Schritt 2: In die beiden 90cm Leisten jeweils eine Lochreihe Bohren. Die Löcher sollten einen etwas größeren Durchmesser als die Wäscheleine haben. Der Abstand zwischen den Löchern sollte mindestens 6 cm betragen, das ist der Abstand bei handelsüblichen Wäscheständern. Wenn man ein Scheuern der Leine an scharfen Kanten verhindern möchte, um die Konstruktion langlebiger zu machen, kann jedes Loch mit einem Senker

Schritt 3: Die vier Leisten zu einem Rechteck verbinden. Zuerst mit Schraubzwingen stabilisieren. Dann an den Ecken durchbohren und mit Gewindeschraube, Unterlegscheibe und Mutter festziehen. Die Innenwinkel des Rahmens mit 80mm Winkeln stabilisieren. Das vorbohren nicht vergessen. Abschließend müssen die Löcher für die tragenden Seile in die Längsleisten gebohrt werden. Hier kann man ebenfalls mit einem Senker die Kanten glätten.

Schritt 4: Jetzt wird die Leine eingefädelt. Einfach einen stabilen Knoten an das eine Ende machen und das offene durch die Lochreihe weben, immer hin und her. Mitunter wird das zu einer ganz schönen Friemelarbeit, aber der Anblick des fertigen Wäschehängers belohnt die Mühen. Nach dem letzten Loch die Leine nachstraffen und festknoten.

Seilsystem

Schritt 1: Den Wäschehänger an den gewünschte Platz an der Decke halten und die Stellen der Löcher für die tragenden Seile markieren. An diesen vier Punkten kommen dann die Haken für die Rollen in die Decke. Es sollte unbedingt vorher überprüft werden, ob die Decke die Last eines vollen Wäschehängers tragen kann. Auch auf die richtige Dübelwahl sollte geachtet werden.

Schritt 2: An einer nahegelegenen Wand zwei weitere Haken möglichst nah unter der Decke befestigen. Hier werden die tragenden Seile über die beiden Doppelrollen nach unten gelenkt. Abschließend die Segelklampe ungefähr auf Bauchhöhe an der Wand befestigen. Die Befestigungshöhe der Klampe ist wichtig, da der Wäschehänger maximal die Strecke zwischen dieser und den doppelten Umlenkrollen auf und ab bewegt werden kann.

Schritt 3: Alle Teile sind nun an ihrem Platz. Es fehlen nur noch die tragenden Seile. Wir haben hierfür das gleiche Sisal-Seil wie für die Wäscheleine benutzt. Der Hersteller gibt die Bruchlast des 3,5mm starken Seils mit ca. 120kg an. Da die Wäsche an vier solcher Seile hängt, müsste das reichen. Die Seile zum Anfang ruhig sehr lang lassen, damit lässt es sich nämlich am Ende leichter verknoten und justieren. Jeweils in das eine Ende der Seile einen Knoten machen und von unten durch die Seitenleisten des Hängers fädeln. Jedes Seil über die dazugehörige Deckenrolle laufen lassen und über die beiden Umlenkrollen nach unten in Richtung Klampe ziehen.

Schritt 4: Die zusammenlaufenden Seile an der großen “Flaschenzugrolle” verknoten. Ein dickeres Seil, an dem die Rolle auf und ab gelassen wird, muss an der Klampe befestigt werden, einmal über die Rolle und wieder zurück zur Klampe geführt werden (Man kann einfach aus dem dünneren Seil ein dickeres zwirbeln). Fertig ist der Flaschenzug, der die nötige Kraft beim hochziehen halbieren soll.

Tipp: Wir haben uns für ein Sisal-Seil entschieden, weil es die ökologischste Lösung war. Für die Wäscheleine ist es allerdings nur bedingt zu empfehlen, da es durch die Feuchtigkeit immer wieder an Länge gewinnt, und wir es häufig nachspannen müssen.

Wir wünschen euch viel Spaß beim selber bauen, wenn ihr noch fragen habt, könnt ihr mir unter [email protected] schreiben.
Und hier geht es zu Veronikas Blog, die mit ihrer Familie ein wenig anders lebt.

3 Kommentare

  1. Franziska Williner Feifel

    super idee!die wäsche ist nicht im weg. wobei sehr ästhetisch sieht das auch nicht aus…
    wir haben 4 kleine kinder und auch stoffwindeln(ein windelbaby), aber ich habe längst nicht jeden tag eine windelwäsche. aber natürlich sonst sehr viel wäsche. wir kommen mit zwei wäscheständer zurecht und haben glücklicherweise einen raum, wo die wäsche uns nocht stört

  2. in jedem schweizer garten steht ja eine als inbegriff der biederkeit geltende wäschespinne, wofür wir im ausland (und urbanen inland) oft belächelt werden. man nennt das teil hier “stewi”, was aber genau genommen nur die marke bezeichnet. und genau dieser hersteller baut auch raffinierte deckentrockner (einfach mal googeln). bei uns hängt so ein teil über der badewanne, dort ist ja sowieso “toter luftraum”. man findet dieses arrangement übrigens auch im bilderbuch “peter, ida und minimum”. 🙂

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