Muss mein Kind seine Lehrer*innen mögen?

Kürzlich schrieb mein Mann hier in einem seiner Artikel darüber, dass das Kind in Bezug auf die Lehrer*innen in der Schule recht unterschiedliche Empfindungen hat und einige Lehrer*innen schlichtweg nicht mag. Daraufhin ergab sich auf Facebook eine Diskussion darum, ob Kinder ihre Lehrer*innen mögen müssen oder nicht und ob es im Falle von negativen Gefühlen die Aufgabe der Eltern sei, die Kinder dahingehend zu beeinflussen, dass sie die Lehrer*innen doch mögen. Ich habe lange darüber nachgedacht, mit anderen Eltern diskutiert und möchte dazu gerne unsere persönliche Einstellung erläutern.

Die Qualität in Kindergärten steht in Frage

Vor kurzer Zeit hat sich die Diskussion um die Betreuungsqualität in den Kindertageseinrichtungen eröffnet. Schon lange gibt es verschiedene Missstände. Nun ist im Rahmen der Debatte um den Ausbau der Betreuungsplätze unter Vernachlässigung der pädagogischen Qualität endlich die Tür dazu aufgegangen, öffentlich über die Probleme in der Kinderbetreuung zu sprechen. Die ZEIT hat sich diesem Thema in einer ganzen Artikelreihe gewidmet, wie hier und hier zu lesen ist und berichtet hier darüber, wie Kontrollsysteme versagen. Auch auf den Elternblogs (als Spiegel der Gesellschaft) ist immer wieder von den schlimmen Zuständen in einigen Kitas zu lesen, wodurch sich die schreibenden Eltern für den Weg „Kindergartenfrei“ entscheiden. Es ist deutlich: Es gibt – nicht überall und in jeder Kita, aber an vielen Stellen – keine gute Qualität für die Begleitung von Kindern. Es ist zu hoffen, dass die nun angefangene Diskussion um die Qualität zu Änderungen führt.

Müssen wir bei „großen Kindern“ nicht diskutieren?

Doch bislang beschränkt sich die Diskussion größtenteils auf Tagespflege und Kindergarten. Schule und Hort tauchen nur vereinzelt in der Diskussion um Qualität auf und oft werden die Besorgnisse der Eltern von größeren Kindern auch kritisch betrachtet oder verlacht. Die Kinder seien ja nun „groß“ und Eltern wären Helikoptereltern. Und auch wenn es durchaus Aspekte gibt, die an den Eltern zu bemängeln sind, die ihren Kindern zu wenig Freiraum lassen für die Entwicklung und zu wenig Selbständigkeit ermöglichen, gibt es durchaus Aspekte der Qualität des Lehrer*innenverhaltens, die kritisiert werden dürfen und sollten. Kürzlich war beispielsweise hier bei Butterflyfish über die Loser-Bank im Sportunterricht zu lesen. Ein Einzelfall? Wahrscheinlich nicht. Aus persönlichen Gesprächen höre ich immer wieder davon, wie Kinder in den ersten Klassen von Lehrer*innen und/oder Erzieher*innen vorgeführt werden: Kinder, die vor der ganzen Klasse getadelt werden für Verhalten, sich sogar noch in die Ecke stellen mussten. Kinder, denen versagt wurde, auf die Toilette zu gehen in der ersten Klasse und die deswegen in die Hose machen mussten. Kinder, deren Familienstand oder sozioökonomischer Status vor der Klasse diskutiert wird. Es scheint, als sei nicht nur die Qualität der Kindertagesbetreuung zu diskutieren, sondern auch das pädagogische Verhalten der Lehrkräfte und/oder Erzieher*innen in der Schule. Und diese Diskussion muss sich auf alle Schulen erstrecken. Oft ist zu hören, dass die Qualität in freien oder privaten Schulen besser sei. Doch nicht alle Familien können sich das leisten.

Mit Schulkindern reden

Was bedeutet das nun für das Empfinden des Kindes und die Frage danach, ob ein Kind alle Lehrer*innen mögen muss? Nein, natürlich muss es das nicht. Können wir ernsthaft erwarten, dass ein Kind, das oben geschilderte Situationen erleben muss, die Personen mag, die ihm das antun? Kein Kind muss alle Menschen mögen. Genauso wenig wie Kleinkinder alle anderen Menschen mögen oder artig die Hand oder ein Küsschen geben müssen. Wir müssen die Empfindungen unserer Kinder ernst nehmen und ein offenes Ohr dafür haben, was sie aus ihrem Schulalltag berichten. Es ist vollkommen legitim, ihnen zu vermitteln: Nein, Du musst Deine Lehrer*innen nicht mögen. In schwerwiegenden Fällen wie den oberen müssen wir als Eltern mit den Lehrkräften ins Gespräch kommen und unsere Kinder in Schutz nehmen: zu ihrem eigenen Schutz und auch in Hinblick darauf, was Kinder aus diesem Verhalten lernen und wie sie zukünftig mit anderen Menschen umgehen. Sie verbringen viel Zeit in der Schule und erlernen neben den fachlichen Inhalten auch soziale Aspekte. In Hinblick auf die Gestaltung unserer Zukunft liegt es an uns und anderen Vorbildern, was wir unseren Kindern mitgeben und wie sie später das Leben gestalten. Und wir müssen als Eltern ihren negativen Gefühlen Raum geben und sie zulassen. Wut, Enttäuschung, Trauer sind Gefühle einen Kindes, die es erlebt und die es auch ausdrücken muss. Wir als Eltern sollten sie wahrnehmen und auffangen. Wir können mit Lehrkräften sprechen. Aber vor allem auch mit unseren Kindern und ihnen sagen: „Nein, Du musst Menschen nicht mögen, die sich Dir gegenüber schlecht verhalten.“ Aber gleichzeitig können wir ihnen vermitteln, wie sie damit gut umgehen können und andere Menschen respektvoll behandeln, auch wenn sie sie nicht mögen. Und dass in den vielen Schuljahren ganz sicher auch Lehrer*innen dabei sind, die sie mögen werden. Bis dahin begleiten wir sie, stärken sie und unterstützen.

Was meintIhr dazu? Wie geht Ihr damit um? Habt Ihr auch Negativbeispiele erlebt?

Eure

 

 

14 Kommentare

  1. Nein, Kinder sind Menschen und Menschen haben so einen ganz feinen Instinkt wem man vertrauen kann und wem nicht und heute ist das wo es nicht mehr ums nackte Überleben geht eben mögen und nicht mögen. Das ist eben so und man muss auch mit Menschen auskommen die man nicht mag. Wenn man später mal seinen Chef nicht mag, kann auch Mama nicht dort hin rennen und sagen „du böser Boss du!“
    Deshalb ist es wie du sagst wahnsinnig wichtig, dass wir die Kinder zu Hause unterstützen und ihnen beibringen, dass die Welt nicht von Glitzer und rosa Wölkchen wimmelt, von Einhörnern ganz zu schweigen 😉 es gibt einfach Menschen die findet mach zum ko… und muss sich trotzdem mit ihnen arrangieren, das lernt sich leichter früh, als später als Erwachsener frustriert vor seinem realen Leben zu stehen.
    Nicht mögen hat auch ganz oft gar nichts mit Fehlhandlungen der anderen Person zu tun, sondern es ist oft schon in der ersten Sekunde des Kennenlernens passiert, ist eben Evolutionsüberbleibsel, früher musste das schnell gehen mit dem wegrennen

  2. Ich finde, wenn Kinder bereits in der Grundschule Probleme mit dem Lehrer haben, dann hat diese Person den falschen Job. Jemand, der seine Macht ausnutzt, um seine Schützlinge zu unterdrücken (sie nicht aufs Klo zu lassen, z.B), der sollte vielleicht irgendeinen Job machen, bei dem er nicht mit anderen Menschen in Berührung kommt.

    Grundsätzlich finde ich nicht, das Kinder ihre Lehrer mögen müssen, aber miteinander arrangieren, das sollten sich beide Seiten. Aber an sich finde ich, sollte es zu so was dann auch erst wieder komme, wenn die Kids aus der Grundschule raus sind, also wirklich schon etwas größer.

    Und übrigens, auch wenn der Sportlehrer die Loser-Bank ins Leben rief, er ist bei den Kindern beliebt. 🙂

    Danke, für den Link! <3

  3. Moegen muss man niemand, aber man muss Wege finden, wie man damit umgeht, und dabei muss man den Kindern helfen. Gerade an der Schule wird das immer relevanter, und man kann ja auch nicht jedes Mal die Schule wechseln. Ist eben so, dass man nicht alle mag.

    Bei uns an der Schule hoere ich haeufiger mal, dass Eltern die Lehrer vor den Kindern schlecht machen – frei nach dem Motto, die Frau/der Mann ist bloed, auf die musst du nicht heoren. Das finde ich ganz schwierig, und ehrlich gesagt auch falsch. Damit ist keinem geholfen.

    Wenn sich Lehrer, salopp formuliert, daneben benehmen, oder ich andere Probleme sehe, wuerde ich immer das Gespraech suchen – direkt mit dem Lehrer oder der Schulleiterin, oder wer auch immer an der jeweiligen Schule dafuer zustaendig ist.

  4. Sandy-Jane Meyer

    Unser Großer wurde letztes Jahr eingeschult und seitdem hat sich hier einiges verändert. Ich bin teilweise wirklich schockiert über die Zustände in den Klassen und auch auf dem Schulhof. Die Gewaltbereitschaft ist hoch und die Sozialkompetenzen einiger Lehrer leider „zu niedrig“. Ich habe größten Respekt vor dem Beruf Lehrer, keine Frage, tauschen möchte ich definitiv nicht. Aber es ist eigentlich wie in allen sozialen Berufen: Man muss mit ganzem Herzen dabei sein. Wer diesen Beruf nur halbherzig macht, ist fehl am Platz. Das es immer schieriger wird ist mir auch klar, aber dennoch geht es hier um unsere Kinder, die in unsere Fußstapfen treten. Dessen Verantwortung sollte man sich bewusst sein, wenn man sich für diesen Beruf entscheidet.
    Bei meinem Großen haben wir auf jeden Fall Glück mit der Lehrerin, auch wenn ich einige Maßnahmen nicht ganz untersütze. Von gezielten Erniedrigungen ist sie aber Meilen weit entfernt. Zum Glück.
    Grundsätzlich würde ich sagen: Kinder sollten ihre Lehrer/innen mögen, das ist wichtig. Denn wenn man Jemanden nicht mag, respektiert man ihn meist auch nicht. Wie sollen denn die Schüler eine/n Lehrer/in ernst nehmen, den sie unsympatisch finden? Klar kann man nicht alle Menschen gleich toll finden, dennoch ist es wichtig eine Art „Grundsympathie“ für den Gegenüber empfinden zu können.

    Liebe Grüße,
    Sandy

  5. Schule ist ein hochemotionales Thema – für Kinder und Eltern. Jeder ist zur Schule gegangen und hat die verschiedensten Erinnerungen daran. Das spielt denke ich immer in die Beurteilung der Schulsituation der eigenen Kinder mit hinein.
    Das meiste hängt natürlich – wie überall – an den Menschen, die in der Schule arbeiten.

    Ich möchte aber noch einen anderen Aspekt anbringen: Das Bild der Schule und auch die Aufgabenstellung hat sich in den Jahren, in denen ich an Schulen präsent bin, geändert. Die Aufgaben gehen weit über Wissensvermittlung hinaus, gerade in der Grundschule. Ich bin seit 11 Jahren an unserer Grundschule (3-zügig mit Ganztagsschule in Angebotsform) aktiv, zuerst als Mitglied im Schulelternbeirat, dann als Vorsitzende des Fördervereins und Mitglied im Schulträgerausschuss. Ich sehe Schule also aus Sicht der Eltern, der Verwaltung und durch viele Gespräche auch aus der Sicht des Kollegiums bzw. der Schulleitung. Und dieses Spannungsfeld zwischen Erwartungen der Eltern, Anforderungen der Schulbehörde, Geldknappheit der Kommune und den Befindlichkeiten der einzelnen Beteiligten macht die Gemengelage in der Schule ganz schön komplex.
    Wenn ich mir anschaue, welche Aufgabenstellungen in der Schule abgearbeitet werden müssen, ist das mit der üblichen Ausstattung an Personal, Ausbildung und Equipment eigentlich nicht zu schaffen. Ich kann nur von unserer Schule sprechen, aber gefühlt verbringt die Schulleitung ca. 50 % der Zeit damit Aufgaben zu erfüllen, die eigentlich Schulsozialarbeit und Familienbegleitung sind. Egal ob die Migrantenfamilie ein Formular vom Rathaus nicht versteht oder eine deutsche Mutter im Elterngespräch mitteilt, dass ihre Tochter momentan in der Schule unkonzentriert ist, weil die Familie kurz davor ist, ihr Haus durch Zwangsversteigerung zu verlieren – es landet alles in der Schule. Und man macht sich dann die Mühe, Hilfen zu organisieren oder geht mit aufs Sozialamt oder zum Jugendamt. Das kostet aber Zeit und Ressourcen und die fehlen dann oft an anderer Stelle.

    Und oft kommt dann die Weiterbildung der LehrerInnen und pädagogischen Fachkräfte zu kurz, der Austausch untereinander und auch die Reflexion über das eigene Tun.

    Wie das zu lösen ist, weiß ich natürlich auch nicht. Meine Wünsche wären:
    1. Flächendeckende Unterstützung durch Schulsozialarbeit
    2. Bessere Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern
    Und:
    3. Eltern die im Gespräch bleiben und an der Schulgemeinschaft teilhaben (sofern das zeitlich eben möglich ist). Unsere Schule hat dieses Teilhaben-Wollen der Eltern schon immer gerne angenommen – ich kann mir vorstellen, dass das nicht überall so ist.

    Herzliche Grüße
    Bettina

  6. Heike W. aus LIP

    Natürlich müssen Kinder ihre Lehrerinnen nicht mögen und genauso ist es aber wohl auch umgekehrt. Sehr wichtig ist es daher, dass man mit seinem Kind spricht, es ernst nimmt, wenn es sich falsch behandelt fühlt und im Ernstfall auch Kontakt zu den betreffenden Lehrerinnen aufnimmt; denn auch wenn die Sympathie zwischen Schülerin und Lerhrerin fehlt, muss man einen fairen und respektvollen Umgang miteinander erwarten können. Schließlich sind die Kinder den Lehrerinnen gerade in der Grundschule doch ausgeliefert und in einer bedrückenden Atmosphäre lässt es sich nicht gut lernen.

  7. Daniela Schramm

    naja, man kann ja aus einem Sachverhalt auch erst ein Problem machen. Ich finde, darüber muss man nicht diskutieren, unsere Kinder sind ja auch nicht Freund von jedem Kind, was in der Nachbarschaft wohnt…

  8. Als Schulsozialarbeiterin an einer Grundschule höre ich es immer wieder von Kindern: „Ich mag die Frau XY aber nicht/ich kann sie nicht leiden/die ist doof…“. Ob es so gemeint ist, dass man sie heute mal nicht mag, weil sie nicht noch eine zweite Geschichte vorgelesen hat oder ob das Kind die Lehrkraft einfach von Grund auf nicht leiden kann und ob es konkrete Gründe gibt, versuche ich als Erstes heraus zu finden. Dabei respektiere ich die Meinung des Kindes, überlege aber im folgenden gemeinsam mit ihr/ihm, wie man jetzt damit umgehen könnte.
    Gleichzeitig spüren die Kinder sehr schnell, wenn Lehrkräfte jemanden aus der Klasse oder einen selbst nicht mögen. Das wird mir auch meistens sehr direkt verbalisiert. Auch hier schauen wir, was man tun könnte, damit es einem besser geht. Und setzen dies auch um. Sei es das gemeinsame Gespräch mit der betreffenden Lehrkraft, dass ich als Sprachrohr fungiere und alleine das Gespräch mit der betreffenden Person suche etc.
    Es gibt Lehrkräfte, die sich (und mir) eingestehen, dass sie mit einem bestimmten Kind nicht „auf dem gleichen Draht“ sind. Das ist ja schon mal der erste wichtige Schritt. Nun liegt es an ihnen, damit umgehen zu können. Die Annahme, dass Lehrkräfte die SchülerInnen alle durchweg neutral und frei von Befindlichkeiten etc. behandeln und benoten, habe ich allerdings schon vor Jahren fallen lassen. Es ist bitter, aber die Realität. Lehrkräfte sind auch „nur“ Menschen. Aber es kommt hier darauf an, wie damit umgegangen wird.

    Für mich als Schulsozialarbeiterin ist das immer eine Gratwanderung, da ich als neutrale Vertrauensperson sowohl für die Lehrkräfte als auch die Kinder da bin…

    Eine wesentliche Möglichkeit sehe ich in der präventiven Arbeit in den Klassen bezüglich des sozialen Lernens. Seien es Angebote, die den Klassenzusammenhalt stärken (und damit meine ich nicht nur unter den Kindern, sondern zusammen mit ihrer/m KlassenlehrerIn) oder die Kinder für bestimmte Themen wie Umgang mit Gefühlen, Freundschaften (also Sympathien), unterschiedliche Menschen sensibilisieren und zu stärken. Auch Themen wie Zusammensein in Gruppen, Stärkung des Selbstbewusstseins und so weiter und so fort können dazu beitragen, dass sich solche Fälle wie „ich mag die/den nicht“ oder „ich werde nicht gemocht“ nicht verhärten und belasten, sondern aus ihnen gelernt und gewachsen werden kann.

    Dies so im Groben von meiner Seite 🙂
    Liebe Grüße
    Caro

  9. Nein, ein Kind muss seine Lehrer nicht mögen. Es hilft vielleicht bei der Wissensvermittlung aber grundsätzlich muss man seine Lehrer nicht mögen. Ich muss ja auch meinen Chef nicht grundsätzlich mögen oder meine Arbeitskollegen zum Freund haben. Man sollte irgendwann lernen auch mit Menschen arbeiten zu können die man eben nicht immer privat treffen möchte. Das erleichtert das Angestelltendasein. Ich persönlich muss nicht mit jedem Lehrer oder Mitschüler (auch als Kind nicht) befreundet sein.

  10. Hallo, es wäre schön, wenn Kinder, gerade in der Grundschule, ihre Lehrer mögen würden/könnten. Daran haben wir als Eltern einen gewissen Anteil. Ich finde es wichtig, dass nicht jedes Detail in Zusammenhang mit dem Unterricht, was ich als Elternteil nicht gut finde und vermutlich sich nicht negativ auf die Entwicklung/Schullaufbahn auswirken wird, vor dem Kind diskutiert werden soll und muss. Ich denke, wir als Eltern haben einen großen Anteil daran, wie Lehrer geachtet werden. Dabei ist auch wichtig, wie mit Berichten anderer Eltern umgegangen wird. Wenn mir befreundete Eltern von negativen Erfahrungen mit einem Lehrer berichten, so steht es mir nicht zu, im Indikativ das Gesagte weiter zu geben. Hier ist der Konjunktiv angebracht, genau wie oben das der Fall sein hätte müssen. Das wäre fair den Lehrern gegenüber. Es ist nun mal so, dass Dinge, je öfter sie berichtet werden, verfälscht werden. Dazu gibt es wissenschaftliche Untersuchungen. Wir tragen dazu bei, wenn wir die Dinge so weitergeben, als wäre man dabei gewesen, wie im Eingangstext. Das ist unfair den Lehrern gegenüber.
    Ich habe weder bei der Kita noch bei der Grundschule einen Aufwand betrieben, um etwas „Besonderes“ zu finden, sondern die Kinder gingen mit 18 Monaten in die Einzugskita (200 Plätze), nach einem Umzug in die örtliche Kita mit Ganztagsbetreuung. Sie und wir können auf eine gute Kitazeit zurückblicken, in bodenständigen Kitas, in denen lebenspraktische Dinge beigebracht wurden und es eine gewisse Struktur gab. Sie gehen bisher gern in die Einzugsgrundschule und den Hort. Ich hinterfrage aber vor den Kindern nicht jedes Detail, was ich eventuell anders machen würde in der Klasse, weil: ich bin nicht der Lehrer und muss nicht mit 18 Kindern klar kommen. Die Kinder müssen auch mit Dingen zurecht kommen, die vielleicht nicht ganz populär sind. So wird das später auch, es sei denn, ich lebe als Einsiedler fernab der Gesellschaft. Man muss sich einordnen können. Das möchte ich vermitteln.
    Der Schulerfolg hängt laut Studienlage nicht davon ab, ob Frontalunterricht oder nicht betrieben wird, ob private oder freie oder konfessionelle Einrichtungen besucht werden. Wichtig ist das Elternhaus (für mich ist das Eingebettetsein in eine Familie incl. Großeltern, Tanten usw. überaus wichtig) und der Lehrer. Und hier vertraue ich den Lehrern an staatlichen Schulen mehr als an privaten Initiativen…, wesentlich mehr, was ihre Leistungen und ihren Einsatz anbelangt.

    • Susanne M

      Ich bin Lehrerin und freue mich sehr über diese Worte. Wenn Eltern und Lehrer sich gegenseitig achten, egal ob sie sich mögen oder nicht, dann ist es für alle Beteiligten und vor allem für das Kind sehr wertvoll. Ich finde es gesund und richtig, dass sie den Pädagogen vertrauen und vor allem vor den Kindern nicht alles ausdiskutieren und bemängeln. Denen fällt so etwas manchmal gar nicht auf. Wenn sich aber die Eltern gegen die Lehrer oder Schule im Allgemeinen stellen, hat man als Pädagoge beim Kind fast schon verloren.

      Es gibt sie. Diese Lehrer und Lehrerinnen, die wenig pädagogisches Feingefühl besitzen. Und in diesem Fall sollte man sich wehren und das Gespräch suchen. Aber es ist nicht die breite Masse. Die meisten engagieren sich und wollen, wie die Eltern, für die Kinder nur Gutes…Und obwohl es viele Eltern so wichtig ist, in welche Kita und Schule ihr Kind geht, werden die Berufsstände „Erzieher*in“ und „Grundschullehrer*in* oft belächelt. Da fehlt mir die Wertschätzung. Natürlich nur, wenn die Qualität stimmt.

      Susanne

  11. Ich finde, es ist nicht so schlimm, wenn das Kind den Lehrer nicht mag. Man mag halt nicht alle Menschen, so ist das Leben. Wichtig ist, das man auch dann einen Weg findet, wie das Kind trotzdem gerne zur Schule geht. Der nicht gemochte Lehrer sollte das Kind gleich behandeln, wie die anderen, damit das Kind lernen kann „Es ist okay, nicht alle Menschen gleichermaßen zu mögen. ohne Nachteile daraus zu bekommen“
    Bei uns ist es so, dass ich den Klassenlehrer lange nicht mochte. Jetzt in der vierten Klasse finden wir langsam einen Draht zueinander. Mein Kind hat das relativ schnell mitbekommen und dann musste ich erklären, warum das so ist. Und auch, dass meine Gefühle nicht maßgeblich für das Kind sind.
    Wir haben beide viel dabei gelernt.

  12. Doch, doch! Mein Kind sollte seinen Lehrer mögen! Natürlich kann man nicht alle Menschen mögen, auch Kinder können das nicht. Aber eine Person, die Lehrer*in ist, die also das Ziel hat, Kindern Wissen und (vorallem?) soziale Kompetenz zu vermitteln, MUSS eine Person sein, die Kinder generell erst einmal mögen. Wenn Lehrer ihre Position für Machtspiele ausnutzen, haben sie den Beruf verfehlt. Es geht doch auch hier generell um die Bindung meines Kindes an die Lehrer, die Kinder sollten sich auch in der Schule „sicher und geborgen“ fühlen. Dann können sie entspannt Wissen aufnehmen. Ich finde der Vergleich mit dem Verhältnis eines Erwachsenen zu seinem Chef ist nicht korrekt, da wir Erwachsenen (eigentlich) schon viel mehr unsere Gefühle hintenanstellen können. Kinder lernen dies erst mit der Zeit.
    Wir leben in der Schweiz und meine beiden Kinder haben bisher nur Lehrer*innen gehabt, die sie ganz klar mochten und denen sie vertrauten. Vllt wählen hier andere Menschen die Beruf Lehrer aus?

  13. Hallo Du,

    ich finde auch nicht, dass man seine Lehrer mögen muss. Und ich finde großartig, dass du als Elternteil deinen Kindern vermittelst, dass man auch mit Leuten, die man nicht mag, respektvoll umgeht.
    Aus meinem Beruf als Lehrerin 😉 weiß ich, dass das nicht unbedingt alle Eltern vermitteln, aber das ist wieder ein anderes Thema. Viele sind in meinen Augen viel bessere Eltern, als sie selber von sich denken oder sagen. Weil sie da sind, zuhören, ihren Kinder Verantwortung vorleben oder schlicht Freundlichkeit und Fröhlichkeit.
    Allerdings finde ich, das oben genannte Beispiel im Link mit der Loserbank ist ein ganz anderes Thema, da geht es, wie du auch sagst (wenn denn genau so geschehen!) ja nicht um Mögen oder Nicht-Mögen, sondern um ein Fehlverhalten des Lehrers und auch um mangelnde Empathie.
    Ich weiß jetzt auch nicht, ob ich immer empathisch handele (im Beruf und als Mutter), aber: Genau das oben, dieses „Du muss nicht jeden mögen, aber man kann auch mit Leuten zusammenarbeiten/Leuten helfen/…, die man nicht mag“ entgegne ich auch gern Kindern, die mir den typischen Satz „Aber ich mag XY nicht, mit der sitze ich nicht zusammen/mit dem arbeite ich nicht…“ Kinder in der Grundschule.
    Und ob mich alle Kinder mögen? Als ich meine letzte Klasse (in der Schwangerschaft) abgab, war ich erstaunt, wie traurig die Kinder waren und auch ein bisschen gerührt. Aber: Ich muss auch nicht gemocht werden. Ich habe den Anspruch, dass die Kinder mich, sagen wir mal, liebevoll und konsequent erleben (was auch nicht immer gelingt). Dass sie mich respektieren und wir meistens einen guten Tonfall finden. Dass alle mal Mensch sein dürfen (Meckern, Wut…) – bei mir anders als bei den Kinder, aber ich meckere auch mal. Und ich gehe oft nach Hause und bewege Themen nochmal in meinem Herzen und denke: „Da hättest du aber…./Morgen sollte ich mit XY nochmal reden…/vielleicht war das ein Missverständnis….etc“. Sprich, viel öfter, als dass ich mich „abfeiere“, gehe ich mit mir kritisch ins Gericht und so erlebe ich auch viele Kolleginnen/Kollegen. Das betrifft meinen Unterricht und auch meinen Umgang…. in meinen Augen ist es ein ständiges „Planen – Handeln – Reflektieren“ – bezogen auf Unterricht und „Erziehung“ (so nennt man das ja offiziell) und das lernen wir auch in unserer Ausbildung. Irgendwann hat man es drin (und es nervt manchmal, dass man es zuhause nicht abstellen kann, das kritische Sich-und-Sein-Handeln-Hinterfragen).
    Und das sowohl zuhause als auch in der Schule. Denn ich bin ja Vorbild und die machen nicht alles richtig, sondern sie zeigen, wie man mit „Fehlern“ umgeht.
    😉

    Ist jetzt lang geworden!
    Grüße
    PS: Danke für den Post mit der sich schminkenden Mama….ja, es ist wichtig, an sich zu denken und kleine Zeiten für sich zu haben.

    PS 2: Das Gute an Grundschulkindern ist ja auch, dass sie meist eine Kritik mitliefern… Da kann man viel lernen 😉 zB „Ich mag Frau XY nicht, weil die immer meckert“ – dann ist das ja nicht unbedingt schlecht – einfach mal die aktuelle, eigene Laune überdenken und dann kommt von Schülern auch schnell wieder „Ich mag Frau XY, weil sie immer sooooo schöne Sachen mit uns in Kunst macht“.

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