Schlaflos

Noch eine weitere Runde gehe ich mit Dir durch die Nacht. Eng an mich geschmiegt trage ich Dich durch das Dunkel der Wohnung, immer wieder die gleichen Kreise abschreitend. Die Schatten der Nacht sind mir bekannt. Am Fenster halte ich kurz an und schaue hinaus auf die anderen Häuser. Die meisten Lichter sind erloschen, nur hier und da ist noch ein Lichtschein zu sehen. Es ist spät in der Nacht. Ich drehe mich um und gehe wieder zurück durch die Wohnung, um bald wieder vor dem Fenster zu stehen. Noch weniger erleuchtete Fenster, noch weiter voran geschritten ist die Zeit.

Sind es die Zähne? Oder vielleicht wirst Du krank? Oder es ist doch die Überraschung über all das, was Du schon kannst? Nur schlafen kannst Du gerade nicht. Eigentlich ist die Ursache auch jetzt gerade nicht wichtig, denn sie wird nichts ändern an dem Umstand, dass Du auf meinem Arm getragen werden möchtest.

Schritt für Schritt wiege ich Dich. Streiche über Deine Wange, halte Deine kleine Hand. Ich singe zum zwanzigsten Mal das Schlaflied, das Du so magst und denke daran, dass jedes Kind sein eigenes Lied hat, das es beruhigt. Ich bin bei Dir und lasse Dich nicht allein mit Deinem Kummer. Auch dann nicht, als kein Lied mehr über meine Lippen kommt. Ich spüre, wie schwer meine Augen sind und wie erschöpft mein Arm von der Last, die ich schon so lange Trage. Wie gerne würde ich schlafen und noch lieber wissen, dass Du beruhigt einschlafen kannst. Wie unwichtig manch andere Dinge werden, wenn man ein Kind auf dem Arm trägt.

Irgendwann spüre ich, wie Dein kleiner Körper weicher wird und schwer, warm und sanft in meinem Arm liegt. Ich höre Deinen gleichmäßigen Atem und sehe Deine geschlossenen Augenlider. Ich atme tief durch vor Erleichterung für mich und Dich und uns. In wenigen Minuten werde ich eingeschlafen sein, so müde bin ich. Und doch werde ich Dich immer wieder wiegen und tragen, wenn du es brauchst.

8 Kommentare

  1. Sarah Cramer

    „Gerne würde ich mal eine Nacht schlafen oder einfach mal mehr als zwei Stunden am Stück. Aber wenn immer Du mich brauchst bin ich für Dich (und Deine Schwester) da!“ Genau so hab ich es heute morgen meinem Mini M erklärt, der jetzt den dritten Monat jede Nacht mindestens alle zwei Stunden kontrolliert ob ich noch da bin. Ich habe Zähne und Krankheit für mich ausgeschlossen, es geht einfach zu lange schon so und tagsüber geht es ihm super. Daher gehe ich davon aus, dass mein Sohn durch die gewonnene Beweglichkeit am Tag durch Robben, Krabbeln und Hochziehen nachts unsicher ist ob er sich damit nicht zu weit von mir entfernt. Solange er die Bestätigung braucht dass ich noch genauso nah bin wie vorher werde ich sie ihm geben – egal zu welcher Uhrzeit!

  2. Och, ich mag deine schönen Texte so gerne!
    Ich hoffe ihr habt danach dann halbwegs gut geschlafen? Bei uns ist das Mittel der Wahl zum Glück der Schaukelstuhl. Wenn wir zusammen schunkeln, kann der kleine Mann gut einschlafen. Und ich kann sitzen:) ist auch schön.
    Ganz liebe Grüße
    Bianka

  3. Ich weiβ, wovon Du sprichst, wie unzählige andere Mamas bestimmt auch!
    Du klingst sehr liebevoll, aber auch sehr müde und ich wünsche Dir, dass ihr
    bald wieder mehr Schlaf findet.

  4. Sabrina Höfflin

    Awww. Schön geschrieben.
    Same here. Egal was ist, egal was sein wird, ich tue alles für meinen kleinen Engel. Egal wann, egal wie oft.
    LG Sabrina

  5. Uns hat bis jetzt immer der Pezzi-Gymnastikball gerettet..egal ob bei Bauchweh oder Schlafstörung: Baby ins Tuch packen und leicht auf dem Pezziball wippen…entspannter für Arme und Beine statt in der Wohnung rumzulaufen. Bei uns hats funktioniert 🙂

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