Einschlafen

Da liegst Du nun in meinem Arm. In einem Moment noch so munter, streckst Deine Arme hoch und möchtest mir noch von der Welt erzählen. Auch Deine kleinen Beine sind noch nicht zur Ruhe gekommen und hüpfen noch unter der Decke hin und her. Im nächsten Moment sehe ich, wie sich Deine Augen langsam schließen. Schnell öffnest du sie wieder: Nichts verpassen. Und nachsehen, ob ich noch da bin. Ganz nah liege ich bei Dir. Ich spüre Deinen Atem auf meiner Wange. Erst noch unruhig, dann immer gleichmäßiger. Die Augen gehen auf und wieder zu. Du bist schon ein wenig in Deiner Traumwelt eingetaucht, siehst auf der anderen Seite schon eine Geschichte. Dann sind die Augen wieder weit auf, Deine kleine Hand sucht meine. Ja, ich bin noch immer hier bei Dir. Deine Augen schließen sich wieder. Ich sehe, wie sie sich unter Deinen zarten Augenliedern bewegen und ein Lächeln huscht über Dein Gesicht mit einem kleinen Glucksen. Noch eine ganze Weile liegen wir so dort, nebeneinander, aneinander. Deine kleine Hand umfasst einige meiner Finger und langsam, ganz langsam wird der Druck immer weniger. Deine Augen bewegen sich nicht mehr hinter den Lidern, Dein Atem ist gleichmäßig und lang. Du bist eingeschlafen, ganz sanft. Nicht langsam, es hat schon eine Weile gedauert, aber Du bist ruhig über gegangen zu diesem wunderbaren Ort des Schlafes, an dem Du Dich nun von all den Dingen des Tages erholen kannst. Du kannst es genießen, das Schlafen und Kraft schöpfen für einen neuen Tag voller Eindrücke und Erlebnisse. Ein Tag, an dem Du Dir sicher sein kannst, dass Du am Ende ebenfalls wieder in meinen Armen schlafen kannst.

Wenn wir uns fragen, wie unsere Kinder einschlafen sollen, müssen wir uns die Frage erlauben, wie wir selbst einschlafen wollen. Niemand möchte von einer geliebten Person in einem dunklen Raum allein zurück gelassen werden ohne die wärmende Nähe eines anderen, vertrauten Menschen. Ohne das Wissen, wann man wieder aus dieser Einsamkeit befreit wird und ob es dort ohne andere Menschen sicher ist. Es bedarf nicht viel für das Einschlafen: Wir brauchen keine Nachtlichter, keine extra Musik, keine aufregenden Aktivitäten. Wir brauchen einen ruhigen, weichen, warmen, sicheren Ort, an dem wir ruhen können. Unsere Kinder wünschen sich das, was auch uns gut tut: geborgenes Einschlafen mit der Sicherheit, dass ein liebender Mensch über sie wacht.

Eure

Susanne_clear Kopie

 

10 Kommentare

  1. Sabbel Ma

    Liebe Susanne,

    es wäre so schön, würde dieses Vorgehen allen Babys gefallen. Mein Kleiner (morgen 16 Wochen alt) ist bis vor wenigen Tagen beim Stillen eingeschlafen und hat dann wahlweise auf mir oder auf seinem Papa geschlafen. Ablegen durften wir ihn nicht, sofort war er wieder hellwach und äußerte deutlich, dass er nicht einverstanden ist “nur” neben oder zwischen uns zu schlafen. Auch tagsüber mag er nirgends “alleine” schlafen. Eigentlich akzeptiert er nur Tuch oder Trage und Bewegung. Er muss uns immerzu spüren. Seit nunmehr vier Tagen schläft er nicht mehr beim Stillen ein sondern schreit all abendlich. Wir wissen nicht, woran es liegt. Er lässt sich auch nicht beruhigen – einzig durch Bewegung. So gelingt ihm auch das Einschlafen und wir können ihn dann mit ins Bett nehmen. Obwohl wir beide ruhig und entspannt sind und wenig von Zauberkram halten, wie du ihn beschrieben hast, reicht das ruhige Schlafzimmer leider nicht aus, um ihm die nötige Ruhe und SIcherheit für die Nacht zu vermitteln. Papa und Sohn spazieren gerade durch die Nacht und wenn sie zurückkommen ist einer müde und der andere schläft. 😉

    • Ja, das kenne ich auch, besonders in den Phasen, in denen sich gerade etwas größeres, neues tut. Vielleicht hat er gerade mit all den vielen Eindrücken zu kämpfen (hat mit dem Drehen begonnen?) und braucht etwas mehr Nähe und Sicherheit als sonst.

      • Sabbel Ma

        Es tut sich tatsächlich gerade eine Menge. Zusätzlich hat er noch mit geburtsbedingten Verspannungen zu kämpfen. Mehr Nähe als an uns dran und auf uns drauf wird schwierig. 😉 Obwohl: Ruhiger wird er gerade, wenn wir beide da sind. Hach, so schön die Zeit gerade ist, so sehr freue ich mich auf die Zeit, wenn er neben mir einschlafen mag. Bis dahin versuchen wir es mit Akzeptanz, Gelassenheit und ganz viel Liebe. 🙂

        • Das kommt mir so bekannt vor! Mein Kleiner (Frühchen aus der 34. SSW) hat 3 Monate nur auf jemandem geschlafen. Seit gut einem.Monat klappt es aber nachts plötzlich, dass er beim stillen neben mir ein- und auch weiterschläft. Das hält mich gerade über Wasser, denn tagsüber kommt er wie dein Sohn nur im Tuch zur Ruhe mit Bewegung; oft ist auch noch singen oder weißes Rauschen nötig, und manchmal schreit er sich auch dann noch in den Schlaf – so ein friedliches einschlafen wie im Artikel haben wir so selten und das zermürbt einen…

          • Sabbel Ma

            Oh liebe Eva, da fühle ich mit dir. Es ist unser erstes Baby und wir sind, obwohl das bislang nicht unser Verhaltensmuster war, chronisch unsicher. Wir hören viel auf unsere Bäuche und glauben grundsätzlich auch, dass wir es so richtig machen, wie wir können. Wir lassen den Lütten nicht unnötig weinen (manchmal geht es während Autofahrten nicht anders), wir wenden uns ihm liebevoll zu und suchen ihm sein junges Leben und das Ankommen in dieser Welt möglichst angenehm zu gestalten. Grundsätzlich haben wir auch das Gefühl, dass er sich wohl und geborgen fühlt. Aber dann kommen eben immer wieder die Zweifel, ob es nicht doch anders ginge, besser ginge?!?! Wenn dann noch Schwiegereltern oder Freundinnen mit einem anderen Verständnis von Erziehung immer wieder dazwischenfunken und damit das Bauchgefühl irritieren, dann sind wir plötzlich ganz klein und unsicher. Ich nehme mir immer wieder vor meinem Baby zu vertrauen, dass es schon ausdrückt, was sein Bedürfnis ist. Weiter nehme ich mir vor darauf zu vertrauen, dass es meinem Liebsten und mir auch gelingt, seine Äußerungen überwiegend richtig zu interprtieren.
            Ich muss gerade noch eine wichtige Sache zuendebringen, bevor ich endlich Zeit habe das Buch “Geborgen Wachsen” zu lesen. Danach wird es umgehend an die Schwiegereltern weitergereicht. Die werden das zwar für Hippiekram halten, aber dann schonen sie mal einen kurzen Moment meine Nerven und dürfen sich ganz allein zu zweit ( 😉 ) auseinandersetzen mit einer schönen Vorstellung von Beziehung. 🙂 Danach möchte ich nie wieder Sätze hören wie “Lass ihn doch mal schreien, der Jung muss doch kräftige Lungen bekommen” oder “Du kannst ihn auch mal einen Nachmittag zu uns bringen, damit du mit deiner Arbeit schneller vorankommst. Hier kann er auch mal ´ne Stunde schreien. Das hältst du ja schließlich nie aus”
            Ich habe sie gefragt, ob sie wissen, wie grausam sie sind. Das war der Beziehung wohl nicht sooo zuträglich, aber auch daran kann man ja wieder arbeiten. 😉

  2. Liebe Susanne…
    Was für ein wunderschöner, berührender Text. Liege gerade mit meinem vier Wochen alten, schlafendem Baby im Arm auf dem Sofa und habe Tränen in den Augen. Bei meiner Tochter fiel mir das “Immer-da-Sein” noch schwerer. Jetzt beim zweiten Kind weiß ich nur zu gut wie kurz diese erste Zeit doch ist. Und kann es einfach genießen…
    Danke für die schöne Erinnerung;)

  3. Auch wenn es manchmal anstrengend sein kann, zwei todmüde Kinder ins Bett zu bringen, die trotzdem nicht einschlafen können (wegen der Wärme, weil sie gerade so viel Neues gelernt haben, weil der Tag so aufregend war, …), versuche ich diese Zeiten zu genießen. So viel Nähe werden wir nie wieder mit unseren Kindern haben.
    Auch wenn die Zeit auf dem Sofa allein ohne Kind in dem Moment sehr verlockend erscheinen kann. 😉

  4. Julia Vollmer

    Ein sehr schöner Artikel und auch Deinen Worten, Jennifer möchte ich mich anschließen. Meine Tochter ist 11 Monate und tut sich sehr schwer, sich vom Tag zu verabschieden… Ich wünsche ihr so sehr, dass sie sich irgendwann auf den Schlaf freut und sich voller Vertrauen einlassen kann….

  5. Liebe jennifer,
    Mein kleiner tut sich auch mit 18 monaten noch sehr schwer einzuschlafen, der tag ist zu spannend, manchmal muss er noch stress abbauen oder er macht mal wieder eine Entwicklung durch. Es wird irrgenwann besser! Neulich hatte ich einen moment, da ist er tatsächlich in meinen armen eingeschlafen. Ohne weinen und ohne langen “kampf”. Auch wenn es einmalig war weiß ich nun dass es besser wird und er sich nach und nach auf den schlaf einlassen kann.
    Ich drück dich und wünsche dir alles gute!

  6. Liebe Jennifer, liebe Martha,
    Es gibt tatsächlich noch mehr Mütter die mit ihrem Baby das durchmachen, was ich durchmache. Es tut mir für meinen kleinen Schatz leid, der so schreit und sich mit Händen und Füßen wehrt und auch bei mir zehrt es nach 7 Monaten mittlerweile sehr an den Nerven und ich komme zu nichts, da der Babyschlaf oft unterbrochen ist (tags), nur kurz und ich viel davon ihn im Arm habe und dann wenn er schläft auch echt erschöpft bin.

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